- Erster Hund
- Hermes/Whippet (11)
- Zweiter Hund
- En-Lil / Whippet (6)
Da gerade Ersthundehalter oft aus den unterschiedlichsten Gründen zu eigenständigen Hunderassen tendieren, hier mal meine ausführlichen Gedanken zum Leben mit einem eigenständigen Hund.
Wie sind Eure Erfahrungen mit Euren eigenständigen Hunden?
Als wir uns entschieden haben, dass hier ein Whippet einziehen wird, war uns natürlich klar, was in dieser Rasse steckt. Eigenständige Jäger. Ruhig im Haus, draußen voller Energie. Distanziert zu fremden, anhänglich und liebevoll in der Familie.
Ein Windhund. Den kann man nicht erziehen.
Für uns war klar, dass unser Hund erzogen sein wird. Schon bevor er überhaupt eingezogen ist, tönten wir, dass unser Hund aufs Wort hören wird, weil uns Leute, die ihren unerzogenen Hund gewähren ließen, ein Gräuel waren… Wir waren uns einig und freuten uns auf unseren eigenen, kleinen, perfekten Hund. (Ja, wir sind nicht blöd und nicht blauäugig, natürlich war uns klar, dass es nicht perfekt werden würden und schon garnicht sofort, aber wir hatten beide schon vorher viel mit Tieren zu tun und eben klare Ziele vor Augen.)
Hermes zog ein. Er war ein toller Welpe. Wie die Rassebeschreibung schon sagte, brauchte man den Hund im Haus kaum erziehen. „Der Whippet weiß sich zu benehmen“.
Auch in der Welpenstunde machte er sich großartig, stand den anderen Welpen in nichts nach und wir sahen uns dazu verleitet zu glauben, so ein Whippet wäre ja nun auch einfach nur ein ganz normaler Hund.
Sitz, Platz, an lockerer Leine laufen. Kein Problem. Abruf? Immer und zu jeder Zeit.
Die Unterschiede kamen dann mit der Pubertät.
Kaum wechselten wir in den Junghundekurs war unser Hund außer Rand und Band. So sehr, dass sich die Trainerin bei der Vereinsvorsitzenden beschwerte, unser Hermes könne ja garnichts.
Ja, wir landeten recht hart auf dem Boden der Realität.
Vom Top-Welpen, der mit den anderen mithielt, war er auf einmal zu dem Hund geworden, den alle belächelten. Der Unerzogene, der der garnichts kann. Der mit den überforderten Besitzern. Der Windhund, dem man eben nichts beibringen könne. Der „das wird noch schief gehen“.
Dabei war Hermes schon ein paar Monate älter als die anderen, super erzogenen Junghunde, weil wir ihm Sitz und Platz im Winter und im Matsch ersparen wollten und deshalb erst später weitergemacht haben.
Während die Welt der Labbis und Aussis, die mit uns im Kurs waren, daraus bestand, ihren Menschen gefallen zu wollen, oder wenigstens einem Leckerli hinterher zu laufen, hatte Hermes ganz andere Dinge im Kopf.
Beobachten, erkunden, hysterisch werden.
Dass uns dieser Kurs im Moment nicht weiter brachte war ziemlich schnell klar.
Wir begaben uns als auf Trainersuche. Jemand, der sich mit Windhunden auskennt sollte es sein, denn wir stiegen dann doch ziemlich schnell dahinter, dass das hauptsächliche Problem darin lag, dass Training und Hundetyp nicht zusammenpassten.
(Und nein, ich mache KEINEM Otto-Normal-Trainer einen Vorwurf, dass er nur mit den gängigen Rassen umgehen kann! Niemand kann mit allen Rassen gleich gut. Allerdings erwarte ich mittlerweile, dass ein Trainer das auch einsieht und einen a) weiterschickt, zu jemandem, der es kann, oder b) sich selbst auf die Rasse einlässt und dazu lernt. Es sei aber allen Neu-Hundehaltern gesagt, dass das überhaupt nicht der Standard ist!)
Und so blieb unsere Suche leider vergeblich. Wir konnten keinen Trainer auftreiben, der bereits Windhunderfahrung hatte, oder bereit war, sich auf den Hund einzulassen und ihn nicht in sein Schema zu pressen.
Was folgte war eine lange Zeit des „mit der Rasse Auseinandersetzens“, der Tränen und des Schweißes, der Zweifel an sich und seinem Handeln, des Hinterfragens, des Grübelns, des Abwägens (Kann mein Hund das wirklich nicht, oder erfinde ich gerade nur Ausreden?)
Wie oft wir gehört haben, wir würden nur Entschuldigungen für unseren Hund erfinden und ein Hund müsse nun einmal XYZ… (Im Nachhinein sage ich, dass wir sehr sehr sehr selten wirklich Ausreden gesucht haben. Meistens hatte unser Bauchgefühl auch einfach Recht).
Ich gebe ganz offen zu, ich war oft verzweifelt und überfordert. Mein Freund auch. Er wurde dann rabiat (nein Hermes wurde nie misshandelt! Aber durchaus grober behandelt, als wir es heute, mit unserem heutigen Wissen und Verständnis tun würden.) Überforderte Menschen neigen einfach dazu grob zu werden.
Zudem ist mein Freund strenger als ich, was darin resultierte, dass nach einiger Zeit (ich erinnere nochmal an viel Schweiß und Tränen!) Hermes bei meinem Freund gut hörte, bei mir aber nur leidlich.
Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass die Hunde den ganzen Tag bei meinem Freund mit im Büro sind. Er ist deshalb die Bezugsperson Nummer eins, auch wenn ich sie füttere und sie sich abends zu mir ins Bett kuscheln
Eine spürbare Besserung im Gehorsam mir gegenüber trat dann ein, als ich begann, mit Hermes Rally Obedience zu trainieren. Auch hier war am Anfang die Skepsis groß. Ein Windhund? Im RO?
Unsere Karriere begann damit, dass Hermes zunächst jede einzelne Stunde, mitten im Parcours ausbrach, sich ein Hütchen schnappte und damit um den Platz rannte. Doch ich blieb standhaft und nur ein knappes Jahr später war auch dieses „Problem“ vollends erledigt
Das heißt aber noch lange nicht, dass er jetzt zuverlässig gute Leistungen abrufen könnte. Also,.. können kann er schon, nur wollen will er nicht.
Es hängt wirklich einzig und alleine von meinen Motivationskünsten ab, ob dieser Hund mit mir läuft oder nicht. Meine Trainerin sagt immer, das ist ein „100Punkte oder N.B. Hund“. Entweder er läuft traumhaft schön, oder er verweigert sich total.
Da ist nichts mit „Hej, Hermes, kuck mal, wir machen was zusammen!“ „Oh ja toll, Frauchen, darauf habe ich nur gewartet!“ Und ja, oft beneide ich meine Teamkollegen mit ihren Hütern oder Retrievern darum. Weil sie es so leicht haben, weil ihr Hund es ihnen recht machen will und stets bereit ist, etwas mit ihnen gemeinsam zu machen.
Auch mein Freund trainierte fleißig weiter und schon mit 3 Jahren bestand Hermes seine Begleithundeprüfung.
Nächster Punkt auf der Liste war das Verhalten am Wild. Den Windhund dort über Gehorsam zu händeln war absolut undenkbar. Interessanter sein als das Wild? Sorry, wenn ich hier nur müde lächel.
Auch hier folgte eine Zeit des intensiven Auseinandersetzens, Methoden Studierens und den eigenen Weg Suchens.
Jetzt, mit 6 Jahren haben wir einen Hund, den ich schon als „gut erzogen“ und „gut ausgebildet“ bezeichnen würde, der aber mit unserer Vorstellung, die wir damals hatten, bevor er bei uns einzog, ÜBERHAUPT nichts zu tun hat.
Man ruft ihn entsprechend nachdrücklich, dann kommt er auch. Aber im angemessenen Tempo, nicht mit freudig fliegenden Ohren. Man sagt „Sitz“ und nach angemessener Bedenkzeit setzt er sich auch hin. Dafür hat er uns aber dahingehend erzogen, dass wir so unsinnige Kommandos eh nur zu Trainingszwecken und nicht im Alltag abfragen. Selbiges gilt natürlich auch für Platz oder dergleichen….
Fazit: Ja, ich liebe meine eigenständigen Hunde. Ich liebe es auch, dass sie jagdtriebig sind, denn für mich gibt es nichts schöneres als ihnen zuzuschauen, wie sie draußen ihre Welt erkunden und herumrennen. Ein Hund, der nur an meiner Seite läuft und ständig etwas von mir will, wäre nicht so meine Welt.
ABER: Diese Freiheit die sie genießen und bei der ich ihnen so gerne zusehe, die haben sie eben nur, weil sie gelernt haben, gewisse Regeln einzuhalten (Weg nicht verlassen, Wild nicht hetzen, in der Nähe bleiben…) und auf gewissen, notwendige Kommandos zuverlässig zu hören. Und dieser Gehorsam ist wirklich sehr sehr hart mit viel Geduld, Spucke, Schweiß und Tränen erarbeitet.
Wenn man sich einen eigenständigen Hund holt, dann sollte man sich wirklich dessen bewusst sein, dass die grundlegenden Dinge einfach viel länger brauchen, als bei einem WTP-Hund und gegebenenfalls nie dasselbe Ergebnis, dieselbe Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit erreichen. Dass man unter Umständen trotzdem einfach viel mehr managen muss und dass man zeitlebens immer dümmer und unfähiger dastehen wird als Halter von Arbeitshunden.
Außerdem stellen eigenständige Hunde die Wünsche ihres Halters häufig in Frage. Man sollte die nötige Sicherheit und den nötigen Nachdruck haben, seine Wünsche dann auch durchzusetzen.
Ist es meistens ok, dass ich meinem Hund bei einem normalen Abruf nochmal nachdrücklich erinnere, dass ich sein Kommen erwarte, so kann es ganz anders aussehen, wenn der Hund seinen „Lieblingsfeind“ erspäht und, trotz Beteuerung des Halters, dass er sich darum kümmere, die Entscheidung trifft, es selbst zu tun. Wenn man da im Vorfeld nicht geklärt hat, dass man durchaus in der Lage ist, seine Entscheidungen durchzusetzen, dann kommt man hier ganz schnell in eine unerfreuliche Spirale.
Das war es dann übrigens auch mit der Augenhöhe. Die gibt es nicht. So gern ich meinen Hund habe und so sehr ich bestrebt bin, seinen Bedürfnissen Rechnung zu tragen: Im Zweifelsfall entscheide ich. Punkt.
Und ein Nachtrag: En-Lil profitiert ungemein von allem, was Hermes uns beigebracht hat. Diesmal dachten wir nicht, wir wüssten, was wir uns für eine Rasse ins Haus holen. Diesmal wussten wir es tatsächlich. Wir sind deutlich entspannter im Umgang und der Ausbildung. Und wir wissen einfach schon was wir tun Überforderung hat sich bisher noch keine eingestellt und ich erwarte sie auch nicht mehr
Wie sind Eure Erfahrungen mit Euren eigenständigen Hunden?
Als wir uns entschieden haben, dass hier ein Whippet einziehen wird, war uns natürlich klar, was in dieser Rasse steckt. Eigenständige Jäger. Ruhig im Haus, draußen voller Energie. Distanziert zu fremden, anhänglich und liebevoll in der Familie.
Ein Windhund. Den kann man nicht erziehen.
Für uns war klar, dass unser Hund erzogen sein wird. Schon bevor er überhaupt eingezogen ist, tönten wir, dass unser Hund aufs Wort hören wird, weil uns Leute, die ihren unerzogenen Hund gewähren ließen, ein Gräuel waren… Wir waren uns einig und freuten uns auf unseren eigenen, kleinen, perfekten Hund. (Ja, wir sind nicht blöd und nicht blauäugig, natürlich war uns klar, dass es nicht perfekt werden würden und schon garnicht sofort, aber wir hatten beide schon vorher viel mit Tieren zu tun und eben klare Ziele vor Augen.)
Hermes zog ein. Er war ein toller Welpe. Wie die Rassebeschreibung schon sagte, brauchte man den Hund im Haus kaum erziehen. „Der Whippet weiß sich zu benehmen“.
Auch in der Welpenstunde machte er sich großartig, stand den anderen Welpen in nichts nach und wir sahen uns dazu verleitet zu glauben, so ein Whippet wäre ja nun auch einfach nur ein ganz normaler Hund.
Sitz, Platz, an lockerer Leine laufen. Kein Problem. Abruf? Immer und zu jeder Zeit.
Die Unterschiede kamen dann mit der Pubertät.
Kaum wechselten wir in den Junghundekurs war unser Hund außer Rand und Band. So sehr, dass sich die Trainerin bei der Vereinsvorsitzenden beschwerte, unser Hermes könne ja garnichts.
Ja, wir landeten recht hart auf dem Boden der Realität.
Vom Top-Welpen, der mit den anderen mithielt, war er auf einmal zu dem Hund geworden, den alle belächelten. Der Unerzogene, der der garnichts kann. Der mit den überforderten Besitzern. Der Windhund, dem man eben nichts beibringen könne. Der „das wird noch schief gehen“.
Dabei war Hermes schon ein paar Monate älter als die anderen, super erzogenen Junghunde, weil wir ihm Sitz und Platz im Winter und im Matsch ersparen wollten und deshalb erst später weitergemacht haben.
Während die Welt der Labbis und Aussis, die mit uns im Kurs waren, daraus bestand, ihren Menschen gefallen zu wollen, oder wenigstens einem Leckerli hinterher zu laufen, hatte Hermes ganz andere Dinge im Kopf.
Beobachten, erkunden, hysterisch werden.
Dass uns dieser Kurs im Moment nicht weiter brachte war ziemlich schnell klar.
Wir begaben uns als auf Trainersuche. Jemand, der sich mit Windhunden auskennt sollte es sein, denn wir stiegen dann doch ziemlich schnell dahinter, dass das hauptsächliche Problem darin lag, dass Training und Hundetyp nicht zusammenpassten.
(Und nein, ich mache KEINEM Otto-Normal-Trainer einen Vorwurf, dass er nur mit den gängigen Rassen umgehen kann! Niemand kann mit allen Rassen gleich gut. Allerdings erwarte ich mittlerweile, dass ein Trainer das auch einsieht und einen a) weiterschickt, zu jemandem, der es kann, oder b) sich selbst auf die Rasse einlässt und dazu lernt. Es sei aber allen Neu-Hundehaltern gesagt, dass das überhaupt nicht der Standard ist!)
Und so blieb unsere Suche leider vergeblich. Wir konnten keinen Trainer auftreiben, der bereits Windhunderfahrung hatte, oder bereit war, sich auf den Hund einzulassen und ihn nicht in sein Schema zu pressen.
Was folgte war eine lange Zeit des „mit der Rasse Auseinandersetzens“, der Tränen und des Schweißes, der Zweifel an sich und seinem Handeln, des Hinterfragens, des Grübelns, des Abwägens (Kann mein Hund das wirklich nicht, oder erfinde ich gerade nur Ausreden?)
Wie oft wir gehört haben, wir würden nur Entschuldigungen für unseren Hund erfinden und ein Hund müsse nun einmal XYZ… (Im Nachhinein sage ich, dass wir sehr sehr sehr selten wirklich Ausreden gesucht haben. Meistens hatte unser Bauchgefühl auch einfach Recht).
Ich gebe ganz offen zu, ich war oft verzweifelt und überfordert. Mein Freund auch. Er wurde dann rabiat (nein Hermes wurde nie misshandelt! Aber durchaus grober behandelt, als wir es heute, mit unserem heutigen Wissen und Verständnis tun würden.) Überforderte Menschen neigen einfach dazu grob zu werden.
Zudem ist mein Freund strenger als ich, was darin resultierte, dass nach einiger Zeit (ich erinnere nochmal an viel Schweiß und Tränen!) Hermes bei meinem Freund gut hörte, bei mir aber nur leidlich.
Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass die Hunde den ganzen Tag bei meinem Freund mit im Büro sind. Er ist deshalb die Bezugsperson Nummer eins, auch wenn ich sie füttere und sie sich abends zu mir ins Bett kuscheln
Eine spürbare Besserung im Gehorsam mir gegenüber trat dann ein, als ich begann, mit Hermes Rally Obedience zu trainieren. Auch hier war am Anfang die Skepsis groß. Ein Windhund? Im RO?
Unsere Karriere begann damit, dass Hermes zunächst jede einzelne Stunde, mitten im Parcours ausbrach, sich ein Hütchen schnappte und damit um den Platz rannte. Doch ich blieb standhaft und nur ein knappes Jahr später war auch dieses „Problem“ vollends erledigt
Das heißt aber noch lange nicht, dass er jetzt zuverlässig gute Leistungen abrufen könnte. Also,.. können kann er schon, nur wollen will er nicht.
Es hängt wirklich einzig und alleine von meinen Motivationskünsten ab, ob dieser Hund mit mir läuft oder nicht. Meine Trainerin sagt immer, das ist ein „100Punkte oder N.B. Hund“. Entweder er läuft traumhaft schön, oder er verweigert sich total.
Da ist nichts mit „Hej, Hermes, kuck mal, wir machen was zusammen!“ „Oh ja toll, Frauchen, darauf habe ich nur gewartet!“ Und ja, oft beneide ich meine Teamkollegen mit ihren Hütern oder Retrievern darum. Weil sie es so leicht haben, weil ihr Hund es ihnen recht machen will und stets bereit ist, etwas mit ihnen gemeinsam zu machen.
Auch mein Freund trainierte fleißig weiter und schon mit 3 Jahren bestand Hermes seine Begleithundeprüfung.
Nächster Punkt auf der Liste war das Verhalten am Wild. Den Windhund dort über Gehorsam zu händeln war absolut undenkbar. Interessanter sein als das Wild? Sorry, wenn ich hier nur müde lächel.
Auch hier folgte eine Zeit des intensiven Auseinandersetzens, Methoden Studierens und den eigenen Weg Suchens.
Jetzt, mit 6 Jahren haben wir einen Hund, den ich schon als „gut erzogen“ und „gut ausgebildet“ bezeichnen würde, der aber mit unserer Vorstellung, die wir damals hatten, bevor er bei uns einzog, ÜBERHAUPT nichts zu tun hat.
Man ruft ihn entsprechend nachdrücklich, dann kommt er auch. Aber im angemessenen Tempo, nicht mit freudig fliegenden Ohren. Man sagt „Sitz“ und nach angemessener Bedenkzeit setzt er sich auch hin. Dafür hat er uns aber dahingehend erzogen, dass wir so unsinnige Kommandos eh nur zu Trainingszwecken und nicht im Alltag abfragen. Selbiges gilt natürlich auch für Platz oder dergleichen….
Fazit: Ja, ich liebe meine eigenständigen Hunde. Ich liebe es auch, dass sie jagdtriebig sind, denn für mich gibt es nichts schöneres als ihnen zuzuschauen, wie sie draußen ihre Welt erkunden und herumrennen. Ein Hund, der nur an meiner Seite läuft und ständig etwas von mir will, wäre nicht so meine Welt.
ABER: Diese Freiheit die sie genießen und bei der ich ihnen so gerne zusehe, die haben sie eben nur, weil sie gelernt haben, gewisse Regeln einzuhalten (Weg nicht verlassen, Wild nicht hetzen, in der Nähe bleiben…) und auf gewissen, notwendige Kommandos zuverlässig zu hören. Und dieser Gehorsam ist wirklich sehr sehr hart mit viel Geduld, Spucke, Schweiß und Tränen erarbeitet.
Wenn man sich einen eigenständigen Hund holt, dann sollte man sich wirklich dessen bewusst sein, dass die grundlegenden Dinge einfach viel länger brauchen, als bei einem WTP-Hund und gegebenenfalls nie dasselbe Ergebnis, dieselbe Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit erreichen. Dass man unter Umständen trotzdem einfach viel mehr managen muss und dass man zeitlebens immer dümmer und unfähiger dastehen wird als Halter von Arbeitshunden.
Außerdem stellen eigenständige Hunde die Wünsche ihres Halters häufig in Frage. Man sollte die nötige Sicherheit und den nötigen Nachdruck haben, seine Wünsche dann auch durchzusetzen.
Ist es meistens ok, dass ich meinem Hund bei einem normalen Abruf nochmal nachdrücklich erinnere, dass ich sein Kommen erwarte, so kann es ganz anders aussehen, wenn der Hund seinen „Lieblingsfeind“ erspäht und, trotz Beteuerung des Halters, dass er sich darum kümmere, die Entscheidung trifft, es selbst zu tun. Wenn man da im Vorfeld nicht geklärt hat, dass man durchaus in der Lage ist, seine Entscheidungen durchzusetzen, dann kommt man hier ganz schnell in eine unerfreuliche Spirale.
Das war es dann übrigens auch mit der Augenhöhe. Die gibt es nicht. So gern ich meinen Hund habe und so sehr ich bestrebt bin, seinen Bedürfnissen Rechnung zu tragen: Im Zweifelsfall entscheide ich. Punkt.
Und ein Nachtrag: En-Lil profitiert ungemein von allem, was Hermes uns beigebracht hat. Diesmal dachten wir nicht, wir wüssten, was wir uns für eine Rasse ins Haus holen. Diesmal wussten wir es tatsächlich. Wir sind deutlich entspannter im Umgang und der Ausbildung. Und wir wissen einfach schon was wir tun Überforderung hat sich bisher noch keine eingestellt und ich erwarte sie auch nicht mehr