Eine kleine Furie an der Leine...

Hallo, wie in meiner Vorstellung schon beschrieben, habe ich 2 Labis (7 und 2 Jahre). Das Problemchen hab ich mit der Kleinen. Ansich ist sie ein spitzen klasse Hund - sehr folgsam, gelehrig, lernt irrsinnig schnell und gerne und macht auch auf Turnieren ein gutes Bild.
So war es aber nicht immer - schon von Welpenalter an hatte ich mit ihr eine kleine "Was kostet die Welt" Madame. Das typische Welpen-ich lauf dir hinterher-Dings hatte sie nicht. Wenn wo etwas interessant war, dann war ich einfach abgeschrieben. Wenn sie vor etwas Angst hatte, suchte sie nicht bei mir den Schutz. Sie machte einfach gern ihr eigenes Ding und so fingen wir im zarten Alter von 9 Wochen an ganz ganz viel an unserer Bindung und Vertrauen zu arbeiten. Nach und nach wurde aus meinem kleinen "Alleinkämpfer" mein kleiner Seelenhund - wir haben eine wunderbare Bindung zu einander aufgebaut und meine Maus ist zu einer wunderbaren, verlässlichen, meistens folgsamen 2 jährigen Hündin herangewachsen. Leute die uns sehen, finden es immer sehr erstaunlich was für eine starke Bindung zwischen uns herrscht und können es gar nicht glauben, dass ich mir diese erst hart verdienen musste bei ihr!
Aber auch ansonsten hatte ich es nicht besonders leicht mit ihr - vorallem die ersten 1 1/2 Jahre hatten wir sehr viele Baustellen die wir in den Griff kriegen mussten. Und das obwohl ich sie vom ersten Tag an liebevoll und konsequent erzogen habe. Wir sind dann auch draufgekommen dass sie eine SDU hat, und daher viele ihrer Verhaltensprobleme begraben waren. Seit sie nun subsituiert wird, konnten wir nochmals ordentlich an Baustellen in den Griff kriegen. Von überänstlichen Verhalten, sehr oft grundlosen Panikanfällen, bis über Angst vor Kindern, Geräuschen, Überreaktionen etc... war alles dabei. Die Zeit war wirklich die Hölle für meine Maus, sowie für mich. Aber wir haben es alles sehr gut in den Griff bekommen und auch dadurch finde ich, ist unsere Beziehung zueinander nochmals gewachsen.
Eines der größten Probleme war die Leinenaggression. Von Weitem fing sie an zu fixieren wenn uns andere Hunde entgegen kamen und war nicht mehr ansprechbar. Jeder Spaziergang wurde zum Spießrutenlauf für uns. Dabei hatte sie von Anfang an immer genügend gut ausgesuchte "Sozialpartner" und auch durch unsere Trainings und den Sport sind wir immer viel mit anderen Hunden zusammen. An der Leine lasse ich auch keine fremden Hunde zu ihr hin - wobei leider genau das doch ein paar mal am Anfang passiert ist. Ich denke auch ob nicht da der Teufel begraben ist, dass ihr einfach früher leider ab und an Hunde reingelaufen sind obwohl sie an der Leine war. Heute passiert mir sowas nicht mehr - da hab ich schon an mir gearbeitet um da viel Selbstsicherer solche Hunde von ihr abzublocken, falls die Besitzer uneinsichtig sind.
Das lustige daran ist, dass sie ihrer "Auszucker" eigentlich nur auf Spaziergängen hatte. Wenn wir auf Seminare, Trainings oder Turniere fuhren, konnten wir bei den Hunden ganz normal vorbei gehen, da war/ist sie immer brav. Nur beim Spaziergang hing sie wie eine Furie in der Leine wenn uns wer entgegen kam. Auch ist es wohl einfach bei anderen Hunden vorbei zu gehen, als die Hunde die uns genau entgegen kommen. Ich glaub das ist ihr größtes Problem - die Hunde die uns frontal entgegen kommen. Nach und nach sind wir dieses Problem auch immer wieder angegangen und mit genügend Abstand zu den Hunden, viel positiver Bestätigung, auch mal mit Clicker, mit hin schauen aber dann wieder zu mir schauen und nicht in die Fixier Phase kommen und vorallem auch ich mit nicht angespannter Leine sondern mit extra lockerer Leine und versucht locker und fröhlich zu bleiben, hat es mit der Zeit langsam angefangen zu funktionieren. Das letzte halbe Jahr konnten wir zu 90% bei anderen Hunden vorbei gehen, oder eben wenn ich merkte, es wird schwieriger, dann mit 2-3meter auf die Seite ausweichen und den Hund absitzen lassen, hat es eigentlich immer funktioniert. Ganz selten mal kam sie auf die Idee dass sie einen kleinen Hupser nach vor machen versuchte (allerdings ruhig ohne das Gebelle und Geknurre) sich dann aber im gleichen Moment wieder selbst korrigierte und zurück in die Grundstellung sprang und mich anguckte mit dem Blick "Ups, sorry, war ein Versehen" Natürlich gab es danach immer besondere Leckerlies und bei härteren Fällen kam es auch schon mal vor dass ich das Leckerlie beim vorbeigehen vom anderen Hund in der Hand hielt und sie damit auch etwas vorbeilockte.
Ja damit konnte ich eigentlich ganz gut leben. Doch nun verfällt sie seit ein paar Tagen wieder in diese Phase und ich könnte heulen, weil ich diesen ganzen Stress nicht nocheinmal durchmachen möchte. Ich dachte echt wir wären über dem Berg. Gestern ranzte sie gleich 2 Hunde extrem böse an - sie sieht dann wirklich aus wie eine Furie, dass sogar ich mich selbst oft vor ihr erschrecke dass das mein süßes braves Mädchen sein soll.
Ich weiß einfach nicht wie ich reagieren soll. Es ist nicht immer Platz um einen Bogen zu gehen oder etwas mehr Abstand, wenn ich merke, die Situation hier wird ihr zu viel. Wie reagiere ich in genau diesem Zeitpunkt wo sie komplett austickt an der Leine? Wie bereits beschrieben arbeiten wir mit sehr viel Geduld und positiver Bestärkung. Sie kennt auch das "Nein" Wort und ich kann es zB wunderbar anwenden wenn sie im Freilauf ist und irgendwo ein Wild/Vogel aufgescheucht wird. Ich brauche nur mein strenges "Nein" sagen und mein einst extremer "ich will Wild nachjagen" hund kommt sofort zu mir, holt sich die Belohnung ab und ignoriert das Wild. Also, sie weiß sehr wohl was ich von ihr will und kann sich mittlerweile gut zurück nehmen. Nur ich weiß nicht wie ich es ihr bei den Hundebegegnungen weiß machen soll. Da hilft kein Nein. Ich möchte sie ja aber auch nicht jedesmal dann ignorieren wenn sie ausflippt sondern ihr doch in diesem Moment klarmachen "So nicht!" Wie mach ich das? Wir korrigiere ich sie in dem Moment richtig? Natürlich ist es mir lieber dass wir gar nicht in diese Situation kommen und ich sie schon vor dem Fixieren aus der Situation raushole. Meist klappt das auch ganz gut. So war es auch gestern, sie sah den Hund, wollte anfangen starren, ein strenges Nein von mir gefolgt mit "Schau" sie guckt mich an, kriegt Leckerlie, geht brav Fuss immer wieder mit Wechselblick zum Hund und dann zu mir. Plötzlich merke ich, sie will doch wieder fixieren, hole sie sofort raus und lass sie Grundstellung sitzen mit Blickkontakt zu mir, macht sie sofort brav und ist eigentlich wieder bei mir, bis der Hund genau auf unserer Höhe vorbei geht, da kracht sie nach vor. Ich konnte da nicht mehr reagieren.
Ich würde mich sehr über ein paar hilfreiche Antworten freuen, vielleicht übersehe ich irgendwas?
Danke, lg Sunset
 
Mit zwei Jahren kommt sie jetzt vielleicht auch einfach in die Übergangsphase zwischen jugendlichen Leichtsinn und geistiger Ausgereiftheit. Größere Hunde werden in diesem Alter erst so richtig erwachsen, auch geistig, und evtl. sind ihre Hormone grad etwas in Aufruhr?

Meine wird im Januar 2 Jahre alt und bei ihr hab ich in den letzten Wochen auch ein paar Verhaltensänderungen festgestellt. Zwar nicht so krass wie bei dir, aber auch meine Hündin zeigt sich sehr viel selbstbewusster bei Hundebegegnungen als noch zu Junghundzeiten. Wo sie vorher eher beschwichtigend daher kam stakst sie jetzt auch schon mal drauf los, stellt den Kamm auf und schnappt auch mal weg, wenn ihr jemand unpassend zu Nahe kommt.

Ich finde deinen Ansatz schon super, dass du sie schon vor dem Fixieren aus der Situation holst und sie dann fürs Bravsein belohnst.......ich denke, das wirst du wohl noch eine Weile wieder so konsequent durchführen müssen und dabei wirklich auf der Hut sein, bis der Hund komplett an euch vorbei ist.
 
Danke für deine schnelle Antwort :-)
2 1/2 ist sie jetzt ziemlich genau und sie hat gerade seit ein paar Tagen ihre Läufigkeit hintersich. Vielleicht auch ein Grund warum wir jetzt wieder die "Eisprinzessin" raushängen lassen müssen. Da sie ja sowieso mit den Hormonen zu kämpfen hat kann das schon sehr nahe liegen.

Das wir weiter mit unserem Training fahren ist klar und das Ziel ist, irgendwann relativ neutral vorbei gehen zu können (wunschdenken)
Aber wie reagiere ich richtig, wenn ich merke, upsi - diese Begegnung jetzt wird nicht gut gehen - wenn ich schon vorab merke sie wird flippen, dann dreh ich meist ab und mach mehr Abstand. Ab einem gewissen Abstand ist es dann kein Problem für sie. Aber wenn es einfach nix zum ausweichen gibt oder wenn sie, sowie gestern, dann doch kläffend in der Leine hängt - wie reagiere ich auf das?

Sie ist ansich ein Hund der einmal wissen muss "So soll es nicht sein" und sich dann meist auch schnell daran hält. nur ich bin mir nicht sicher wie ich es ihr wirklich begreiflich machen soll, dass ich genau diese reaktion Nicht will?
 
Sie ist ansich ein Hund der einmal wissen muss "So soll es nicht sein" und sich dann meist auch schnell daran hält. nur ich bin mir nicht sicher wie ich es ihr wirklich begreiflich machen soll, dass ich genau diese reaktion Nicht will?

In genau dem Moment kannst du nix mehr machen, dann ist es schon zu spät.
Reagierst du hier evtl. negativ, kann das sein, dass sie das auf die Hundebegegnungen ummünzt und dann nur noch verstärkter reagiert.
Geh so schnell wie möglich aus der Situation, mehr kannst du nicht machen.
Alles andere machst du ja schon richtig.

Ach nein, wenn sie reagiert, kannst du doch was machen:troesten1:
Nimm eine Zeitung und hau dir auf den Kopf - hier war der Abstand dann einfach zu gering.
 
So sieht es aus, man kann es auch mit einem kleinen Stock machen, so das man den Hund antik das er merkt "Ups das war jetzt nicht gut" man muss nur dran bleiben ist schwierig aber es lohnt sich ;-)
 
Ganz ehrlich?

Du hast das typische Problem der rein positiven Arbeit entdeckt. Klappt alles so lange gut wie der Hund Bock hat. Stellt er fest, och heute nicht, oder ihm ist langweilig, zeigt er fehlverhalten. Fr,auchen wundert sich, stopft mit Leckerchen klickert sich tot. Man ist wochenlang am rödeln.

Dein Hund braucht eigentlich nur eins: Einmal einen ordentlichen, gut getimten Anpfiff. Dann klappt es.

Ja, ich weiß, böse und unkuschelig, funktioniert aber...
 
Ich wollte grade tippen "Könnte irgendwas vorgefallen sein, wodurch sie wieder heftiger reagiert? Ist sie gesundheitlich durchgecheckt?" Aber dann hab ich das mit der Läufigkeit gesehen, das könnte natürlich ein Faktor sein. Wenn du aversiv korrigieren willst, seh ich es auch so, dass das keinen Sinn hat und unfair ist, wenn der Hund schon auf 180 ist, sondern es sollte dazu führen, dass der Hund das Hirn gar nicht erst "komplett abschaltet". Ich persönlich würde aber bei Gegenkonditionierung bleiben und mich nach einem Trainer umsehen, der da die entsprechende Erfahrung hat. Vor allem würde ich schauen, ob sich das Problem nicht in den nächsten Tagen oder Wochen schon wieder bessert, sofern die Hormone mit reinspielen könnten.

Ganz ehrlich?

Du hast das typische Problem der rein positiven Arbeit entdeckt. Klappt alles so lange gut wie der Hund Bock hat. Stellt er fest, och heute nicht, oder ihm ist langweilig, zeigt er fehlverhalten. Fr,auchen wundert sich, stopft mit Leckerchen klickert sich tot. Man ist wochenlang am rödeln.

Dein Hund braucht eigentlich nur eins: Einmal einen ordentlichen, gut getimten Anpfiff. Dann klappt es.

Ja, ich weiß, böse und unkuschelig, funktioniert aber...

Wenn's aversiv so einfach wäre, würden einige Leute, die ich da kenne und gekannt habe, keine Probleme mehr haben... stattdessen wurde es bei einigen nur schlimmer durch den "ordentlichen Anpfiff". Bekanntes Problem des aversiven Arbeitens. :zwinkern2: Zumal die TE ja nicht mal rein positiv arbeitet, wenn ich das mit dem "Nein" richtig verstehe. Aber ja, ich will, dass mein Hund "Bock" hat, mit mir zu kooperieren.
 
Viele geben die Korrektur falsch getimet, oder halbherzig. Da funktionierts dann natürlich nicht.

Nein ist auch schon aversiv? Na klasse...

Ganz ehrlich, so wie ich Leute oft schon daran scheitern sehe, im richtigen Moment positiv zu bestärken, versteh ich auch wenn man es so sieht wie du nicht, wie man jemandem zu einer heftigen Korrektur raten kann, den man (wie ich annehme) noch nicht mit seinem Hund hat arbeiten sehen. Grade wenn du anscheinend von ausgehst, dass die Person den Hund noch überhaupt nie in dem Sinn korrigiert hat, das lernt man doch dann nicht über Nacht.

Und ja, ein "strenges" Nein, was über Meiderverhalten etc. funktioniert, ist per Definition aversiv.
 
Ganz ehrlich, so wie ich Leute oft schon daran scheitern sehe, im richtigen Moment positiv zu bestärken, versteh ich auch wenn man es so sieht wie du nicht, wie man jemandem zu einer heftigen Korrektur raten kann, den man (wie ich annehme) noch nicht mit seinem Hund hat arbeiten sehen. Grade wenn du anscheinend von ausgehst, dass die Person den Hund noch überhaupt nie in dem Sinn korrigiert hat, das lernt man doch dann nicht über Nacht.

Hehe, na dann dürftest du ja den leuten auch nix raten, wenn sie das positiv bestärken auch nicht hinbekommen...


Ich bleibe dabei, die Dinge positiv aufbauen und dann mit Druck absichern, dann sitzt die Erziehung.
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben