Hi,
ich denke, man muss mit gesundem Menschenverstand an die Sache ran gehen. Was erwarte ich? Was kann ich leisten (Fahrerei, Ausfragen, Preis)?
Zucht ohne Verein heißt ja nicht gleich Quälerei und Hundeleid. Dissidenzvereine haben manchmal höhere Ansprüche als der VDH (gerade was den Punkt Gesundheit vs Schönheit betrifft), evtl. aber auch ähnliche Preise.
Wenn jemand 3000 Euro für einen ganz bestimmten Dackelwelpen aus Russland zahlt, dann gehe ich davon aus, dass derjenige bestimmte Ansprüche und Kenntnisse hat. Vielleicht soll der Hund auf eine ganz bestimmte Art jagdlich geführt werden oder soll ein preisgekröntes Zuchttier werden, oder die gesamte deutsche Dackelzucht vor Erbkrankheiten retten... wenn Gründe da sind, zahlen "Insider" natürlich das vielfache von dem, was normale Hundehalter zahlen.
Wenn ich vom Lipizzaner träume, kaufe ich mir nur dann einen Hengst aus Piber, wenn ich etwas anderes mit ihm vorhabe als ein wenig Hobbyreiterei.
Aber wir reden jetzt nicht von "Hengsten aus Piber" für die Hohe Schule, sondern von kleinen Hunden, die einen ein Stück des Lebens begleiten sollen.
Die man sogar problemlos in einer Stadtwohnung halten und überall mit hin nehmen könnte und die mit 200 Euro im Monat bestens versorgt sind, inklusive Sparsäckel für eventuell eines Tages anfallende Notsituationen.
Selbst wenn Leute einfach ihren niedlichen Malteser mit Nachbars Shih-Tzu verpaaren, kommt dabei normalerweise noch kein Problem heraus, weder für die Hunde, noch für die Halter. Kleine Wuschelhunde finden normalerweise auch in Notfällen bald wieder ein Zuhause.
Ich erinnere mich noch gut an zwei Hunde im Tierheim, einen Cockerspaniel und einen Yorkie, deren Besitzerin an einem Gehirntumor erkrankt war, beide 12 Jahre alt und der Cocker hängte sich immer nur an eine Person, andere Leute durften ihn nicht berühren. Nach 4 Monaten war sogar dieses Duo vermittelt in ein liebevolles Zuhause mit Haus und Garten bei Leuten mit einem großen Herz für Hunde.
Aus meiner Erfahrung mit Tierheimhunden heraus weiß ich, dass Hunde mit einer Körperhöhe von unter 40 cm viel leichter ein gutes Zuhause finden können, als größere. Sie kommen selten überhaupt erst ins Tierheim.
Außerdem haben sie im Schnitt eine deutlich höhere Lebenserwartung als große Hunde, völlig egal, ob die großen VDH und die Kleinen reinster Mischmasch sind.
Eigentlich bräuchten große Rassen, wie z.B. der Schäferhund oder Boxer viel mehr den Schutz eines Zuchtverbandes. Einen solchen Hund bekommt man im Alter von über 3 Jahren nur dann schnell gut vermittelt, wenn er vorbildlichstes Verhalten zeigt oder für Züchter wegen einer guten Ahnentafel interessant ist.
Ich hätte jedenfalls kein schlechteres Gefühl dabei, einen Malteser(mischling) aus einer liebevollen, tierärztlich betreuten Wohnzimmerzucht zu holen, als irgendeine Minirasse (Teacup) oder auf obskure Schönheit gezüchtete Rasse (atemlose Möpse, Pekinesen oder Bulldoggen) vom VDH. Im Gegenteil.
Ich würde nur absolut ausschließen wollen, dass Kellerzucht/Hundehändler/Welpentransporte hinter einer vorgegaukelten Idylle stecken.
LG,
Stadtmensch
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Wenn ich aber 1.200,-- € für einen Rassewelpen auf den Tisch blättern würde, müsste der auch der Rasse entsprechen.
Hallo,
das ist die Einstellung von Menschen, denen die VDH-Aspekte wichtig sind und die auch völlig berechtigt fragen, warum ein Hund über oder unter dem Durchschnittspreis liegt.
Ich vermute aber, dass weniger als 90% der Welpeninteressenten ernsthaftes Interesse an den genauen Standards haben und das Geld einfach hinlegen, "weil diese Rasse nun mal so viel kostet". Dass man damit auch die Option auf Ausstellung und möglichen Zuchterfolg mitkauft, ist ihnen völlig egal.
Das mit den Fehlfarben ist so eine Sache. Im FCI dürfen z.B. auch Collies mit viel weiß gezüchtet werden, was den Genpool natürlich erweitert. Was im VDH unerwünscht ist, kann in USA oder anderswo absolut in Ordnung sein, zu einwandfreien FCI-Papieren berechtigen und auch zur Zuchtempfehlung führen.
LG,
Stadtmensch