Hallo zusammen,
ich weiß gar nicht so recht wie ich anfangen soll!
Es fühlt sich so schrecklich und endgültig an das alles jetzt Schwarz auf Weiß geschrieben zu sehen:
Wir haben unseren über alles geliebten Kearon am Montag-Abend einschläfern lassen.
Momentan befinden wir uns im Tal der Tränen und sind einfach am Boden zerstört.
Am Donnerstag und Freitag letzter Woche ging es ihm auf einmal wieder unglaublich schlecht.
Seine Panikattacken wurden noch häufiger und extremer. Alle paar Minuten ist er panisch aufgesprungen und weggerannt. Hat furchtbar gezittert und wollte sich einfach nur irgendwo verstecken (unterm Sessel, unter der Toilette, unter der Bettdecke, ...).
Besonders schlimm war jetzt die Tatsache, dass er sich überhaupt nicht mehr beruhigen ließ, auch nicht durch Streicheln und Zureden.
Wir haben die Sekunden gezählt, in denen er wirklich ruhig dalag, es waren nie mehr als 10 Sekunden.
An den beiden Tagen hat er nur sehr wenig geschlafen. Wenn dann war es vermutlich nur ein Erschöpfungsschlaf.
Am Samstag-Morgen sind wir dann wieder zur Tierärztin und haben sie gefragt, ob es überhaupt noch Hoffnung gäbe oder ob wir ihn nicht lieber erlösen sollten. Sie hat dann gesagt, dass es aus ihrer Sicht nur noch einen letzten Strohhalm gibt: ein sehr starkes Psychopharmaka (Selegilin).
Wir haben sie gefragt, ob dann aus ihm ein Zombie wird und sie hat verneint. Außerdem wollte ich wissen, ob sie es tatsächlich auch probieren würde, wenn es ihr Hund wäre. Sie hat es bejaht und so haben wir uns entschieden diesen letzten Versuch zu wagen.
Für die schnelle Hilfe hat sie uns dann noch Adaptil Akut mitgegeben.
Der restliche Samstag war nicht wirklich besser und insbesondere der So-Abend war ganz furchtbar.
Nach diesen Stunden habe ich plötzlich eine ganz große Veränderung in mir gespürt, die sogar schon vor dem Tierarztbesuch am Samstag begonnen hat. Ich hatte den festen und finalen Entschluss gefasst, nicht mehr weiter hoffen und probieren zu wollen, sondern zu handeln und diesem Grauen ein Ende zu setzen.
Das Problem war nur, dass ich meinen immer optimistischen Freund noch überzeugen musste, denn es war ja UNSER Hund.
Ich bin dann zum Glück auf eine wundervoll geschriebene Broschüre im Netz gestoßen:
http://www.tierarztpraxis-moers.de/...osch_re_Euthanasie_Hund_Druckb_gen_Ablage.pdf
Ich habe ihn dann gebeten diese in Ruhe zu lesen.
Danach habe ich ihn angebettelt, Kearon überall am Körper zu streicheln (damit ihm noch einmal bewusst wird wie abgemagert er schon war) und anschließend habe ich gesagt, dass er ihm ganz tief in die Augen schauen soll (um seine Traurig- und Hilflosigkeit zu begreifen).
In diesem Moment ist auch bei ihm der Groschen gefallen. Er hat schrecklich losgeheult und mir zugestimmt, dass wir ihn schnellstmöglich erlösen sollten.
Wir haben dann noch einige Stunden heulend dagesessen und versucht einen „Plan“ für den kommenden (für uns bisher schwersten) Tag im Leben zu entwerfen.
Unsere Tochter war seit einigen Tagen schon krank und konnte nicht zur Schule, daher mussten wir uns vor allem einen Plan für sie ausdenken. Wir wussten, dass sie bei der Einschläferung auf keinen Fall dabei sein wollte und hätten es auch nicht erlaubt (sie ist erst 8 und eine ganz sensible Seele).
Wir haben dann beschlossen sie für den Nachmittag bei ihrer allerbesten Freundin unterzubringen. Dort würde sie Trost finden und abgelenkt sein.
Danach haben wir besprochen, ob wir Kearon zu Hause oder beim Tierarzt einschläfern lassen und haben uns aber nach langem Hin und Her für die Arztpraxis entschieden, unter anderem weil er fremde oder mehr oder weniger Fremde Menschen (wir hatten ja immer wieder neue Tierärzte konsultiert) in seinem zu Hause immer als recht bedrohlich empfunden hat.
Wir haben diskutiert, ob wir ihn Begraben oder Einäschern, ob wir ihn selbst zur Einäscherung fahren oder abholen lassen, ob wir eine letzte Abschiednahme wollten und was wir dann schließlich mit der Asche machen.
Nach vielen Stunden haben wir dann den Versuch gewagt, ob Kearon nicht doch noch einmal schläft und tatsächlich hat er dann nochmal 3-4 Stunden geschlafen.
Als er gegen 5 Uhr wieder unruhig wurde, haben wir es uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht und begonnen ihn zu streicheln und zu massieren.
Als unsere Tochter dann wach war, hat mein Freund einen letzten schönen Spaziergang im Park gemacht. Dort hat er auch gut gefressen und noch einmal eine Adaptil Akut bekommen.
Ich war in der Zeit mit meiner Tochter beim Arzt.
Als wir wieder alle daheim waren, haben wir es uns alle vier wieder ganz gemütlich im Wohnzimmer gemacht mit Kerzen und Musik. Mindestens einer von uns hat ihn dann immerzu gekrabbelt und gekuschelt. Er hat es sehr genossen und wirkte tatsächlich entspannt.
Nachts hatten wir uns geschworen an diesem letzten Tag für ihn ganz stark zu sein und nicht zu weinen. Besonders unsere Tochter hat das tatsächlich möglich gemacht. Jedes Mal, wenn unsere Stimme brach oder Tränen in die Augen stiegen, hat sie Grimassen gemacht und uns an das Versprechen erinnert.
Gegen 15 Uhr musste sich unsere Kleine von ihrem felligen Bruder verabschieden und mein Freund hat sie dann weggebracht.
Während er nicht da war, habe ich meine Gitarre rausgeholt und ein kleines Konzert für Keari gegeben, denn er hat es immer abgöttisch geliebt, wenn ich ein wenig geklimpert und gesungen habe. Auch das fand er wunderschön und blieb entspannt.
Als mein Freund zurückkam blieb für uns noch eine letzte halbe Abschiedsstunde, aber wir blieben weiterhin „fröhlich“ und haben versucht schöne Erinnerungen auszukramen. Schließlich war er ein letztes Mal draußen pieseln.
Ich habe meinen Freund und Kearon auf dem Weg von diesem letzten Gang vom Fenster aus beobachtet und dies ist eines der Bilder, das sich ganz fest eingebrannt hat.
Wir haben ihm sogar erfolgreich noch ein paar Hühnchenfleischstückchen gefüttert. Er hat sich dabei sogar richtig gefreut.
Schließlich sind wir mit dem Auto los in Richtung Praxis. Ich hätte im Vorfeld fest getippt, dass ich auf der Fahrt zusammenbreche, aber auch da blieben wir beide stark.
Angekommen im Warteraum wurde es nun zunehmend schwieriger die Beherrschung zu wahren. Leider hat Keari von Beginn an ziemlich gezittert. Vermutlich hat er einfach unsere Angst gerochen und unsere Herzen rasen gehört
.
Hinzu kam ein Mann, der mit seinem Welpen an uns vorbeilief. Er schaute uns in die Augen und sagte: „Viel Kraft! Ich habe das auch vor drei Monaten durchgemacht.“ Nach diesen Worten kamen natürlich die Tränen, aber wir haben sie ganz schnell weggekämpft.
Ich habe dann die Ärztin gebeten, kurz allein mit ihr zu sprechen.
Ich wollte ganz genau den Ablauf wissen und habe ihr vor allem meine großen Ängste geschildert.
Obwohl uns nur der eine Abend zum Informieren übers Einschläfern blieb, haben wir ganz furchtbare Geschichten gelesen und hatten einen riesigen Bammel, dass es irgendwelche „Komplikationen“ gab.
Wir hatten von Tieren gelesen, die sich unglaublich gewehrt haben, die schrecklich jammerten und bellten oder auch fürchterliche Krämpfe bekamen oder auch scheinbar schon schliefen und dann sich plötzlich wieder bewegten und versuchten aufzustehen.
Aber sie überzeugte mich, dass ich mir keine Sorgen machen brauchte und es ganz schnell und friedlich ablaufen würde.
Wir hatten Kearis neue Lieblingsmatratze aus seinem Körbchen mitgenommen und auch sein Eichhörnchen-Kuschelkissen. Damit sind wir dann hinten in den Raum des Grauens.
Er war jetzt schon arg unruhig, aber wir blieben stark und hielten ihn ganz doll fest und redeten ihm lieb zu.
Nun kommt der Teil, mit dem ich unglaublich hadere und der mich einfach nicht loslässt
!
Ich muss leider eine zweite Antwort posten, da es schon zu viele Zeichen sind!