Versetz Dich mal in die Lage des Hundes, versuche nachzuempfinden, wie sich das wohl anfühlen muss, ständig soooo viel Antrieb zu haben.
Beim Menschen nennt sich das Manie und die leiden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Hundehaltern muss ich mich nicht in meinen Hund reinversetzen. Ich weiß ganz genau was passiert.
Wir hatten nach dem Ausbruch der Epilepsie nach ärztlicher Anweisung sämtliche "Stressfaktoren" auf 0 heruntergeschraubt. Quasi keine Hundekontakte mehr. Spaziergänge so reizarm als möglich. Keine unnötigen körperlichen Belastungen mehr.
Es dauerte 2-3 Monate bis man die ersten negativen Auswirkungen spürte. Zuerst war es eine Form der Depression. Er war niedergeschlagen, matt, antriebslos dann fing Luke an wirklich grätzig zu werden, patzig, pampig, unausstehlich, bockig, er fing gar an uns wegen Kleinigkeiten abzuschnappen.
Und er verlor seinen Lebenswillen. Jeder Anfall hat ihn härter getroffen als der vorherige bis er nach einem Cluster gar nicht mehr hoch kam. Er frass im liegen, er trank im liegen, er pinkelte und kotete im liegen. Wir haben dann einen Termin zum einschläfern gemacht. Zur Verabschiedung ging es nochmal an seinen Lielbingsplatz. Dort wo er deiner Meinung nach am meisten "angespannt und triebig" war. Dort wollte sich dann auch die restliche Familie von ihm verabschieden. Zum ersten Mal überhaupt hatte Luke seine Lieblingsmenschen an seinem Lieblingsort und der Hund den ich eben noch ins Auto getragen habe weil er nicht stehen wollte quoll über vor Freude. Danach hab ich die Reißleine gezogen und wir sind zu unserem alten Tagesablauf zurück so weit es möglich war.
Danach hatte er noch 300-400 Anfälle und viele die viel schlimmer waren als alle davor und trotzdem hat er sie um ein vielfaches besser wegstecken können.
Eine Manie ist meiner Meinung nach übrigens nochmal was völlig anderes als ein bisschen ein agilerer oder meinetwegen triebigerer Hund.
Ich habe schon mehrfach gefragt und wiederhole mich: wozu?! Was hat der Hund davon?
Der Hund hat den Stempel "Treibhund" aufgedrückt bekommen und somit kann er und muss er.
Er hat keine Wahl, kann sich nicht äußern und macht halt mit. Unsere Hunde sind fast alle sehr genügsam und gefällig.
Und was hat der Hund davon das nicht zu tun? Hat der Hund die Wahl wenn er diese Strecke laufen wollen würde, du es ihm aber gar nicht anbietest?
Insbesondere wenn du seine Begeisterung dafür als psychische Störung wahrnimmst?
Ein Hund, der draußen ebenfalls entspannen kann, ist noch ausgeglichener!
Was ist "entspannt"?
Entspannt definiert sich nur als "frei von psychischer Belastung".
Man kann genauso entspannt rennen wie man entspannt sitzen kann
Oder man rennt angespannt oder man sitzt angespannt.
Man kann auch angespannt liegen.
Entspannt bezieht sich nicht auf die körperliche Tätigkeit.
Und warum sollte immer entspannt wünschenswert sein?
Einen Muskel trainiert man, vereinfacht gesagt, in dem man ihn be- und entlastet. Gilt das für die Psyche nicht genauso?
Ich erlebe so viele Hunde (ich schließe also nicht von meinem, einen Hund auf alle anderen), die draußen (also bei der Konfrontation mit Außenreizen) überfordert sind, einige ja sogar drinnen. Wir haben hier genügend entsprechende Themen.
Was wieder heißt überfordert? In wie weit überfordert? Physisch überfordert, Psychisch überfordert?
Ich stimme dir zwar absolut zu das die Mehrheit aller Hunde heutzutage teilweise extreme anzeichen einer Überforderung zeigen aber die absolute Minderheit davon tut dies aufgrund einer körperlichen Überlastung (von absoluten Qualzuchten mal abgesehen).
Ganz im Gegenteil würde ich sogar sagen die meisten zeigen diese Anzeichen aufgrund einer körperlichen und geistigen Unterfordertheit aber einer massiven sozialen Überforderung.
glücklich ist und entspannt. Aber vielleicht ist er einfach nur erschöpft und platt?
wieso schließt sich für dich glücklich und entspannt und erschöpft und platt gegenseitig aus?
Hast du noch nie etwas körperlich geleistet bis zum und über dein Limit und wenn du das Ziel erreicht hast warst du zwar erschöpft und platt aber auch glücklich ob deines Fortschrittes oder deiner Leistung und völlig entspannt weil dich in diesem Moment nichts anderes beschäftigt hat?
Meiner konnte z. B. gestern auf dem Hundeplatz wunderbar mit einer 2jährigen Hündin toben, maulrangeln etc und anschließend in dem Gewusel von ca. 15 Hunden entspannt da liegen und dem Treiben zuschauen. Wenigstens 3 Hunde konnten das gestern nicht. Die waren über 1 Stunde wie angestochen. Sowas meine ich. Sowas sollte jeder Hund können, dann ist alles gut.
Also ist ein für dich entspannter Hund ein Hund der liegt während andere Hunde vor ihm spielen?
Wäre Luke gelegen während vor seiner Nase Hunde spielen, wäre ich ehrlich besorgt gewesen. Es hätte für mich kaum ein eindeutigeren Beweis gegeben das es ihm gerade richtig, richtig schlecht geht. Ich meine das wirklich wortwörtlich.
Nichts hat ihn mehr entspannt als mit anderen Hunden zu interagieren.
Was machen Hunde eigentlich, wenn man sie machen läßt? So wie früher auf´m Dorf, morgens Tür auf, Hund raus - sieh zu, wie du klar kommst?
Fängt der an zu trainieren, um 45km im Dauerlauf zu schaffen? Wohl kaum.
Ein Rüde wird 2 mal seine Runde durchs Dorf laufen, eine Hündin bleibt meist zu hause auf dem Hof.
Lukes Papa? Wäre den ganzen Tag durch die Gegend gestreift. Der war! "beruflich" Wachhund in einem eingezäunten Gelände und hat sein Lebtag lang nichts anders probiert als daraus auszubrechen um seine Runden zu laufen.
Glaub nicht das der auf dem Gelände jemals wirklich entspannt war.
Luke dasselbe. Der wäre den ganzen Tag auf Achse gewesen. Er hätte sich den genauen Tagesablauf von allen Menschen, Hunden und sonstigen Tieren eingeprägt die er gemocht hätte (mehr oder weniger von allen). Den hättest du tagsüber nicht mehr gesehen.
Der Hund von meinem Chef war ein "Dorfhund" der ganztägig von einem Haus zum anderen getingelt wo er wusste die Leute sind an diesem Tag zu dieser Zeit üblicherweise da und pünktlich zum Feierabend seiner Familie war er wieder zuhause.