Knurren durchgehen lassen ist meiner Meinung nach wichtig. Wer seinem Hund konsequent und nachdrücklich das Knurren verbietet, erzieht sich unter Umständen einen Hund, der dieses Warnsignal überspringt und direkt beißt. Meine Hunde haben mich in sieben Jahren vielleicht drei, viermal angeknurrt (ok, eigentlich nur Sheeva, Pogo hat das noch nie gemacht) und ich habe nie dafür gemaßregelt. Rückblickend waren das Situationen, in denen ich völlig unnötig ihre Individualdistanz krass verletzt habe und sie sich einfach total unwohl gefühlt hat. Dass sie dann knurrt, ist okay. Sie sagt mir damit, dass etwas nicht stimmt. Und meine Aufgabe ist es herauszufinden, WAS nicht stimmt.
Ansonsten finde ich durchaus, dass Misa Recht hat. Nach dem Lesen des Eingansposts scheint es für mich so, als ob Tüte mit den zwei zusätzlichen Individuen nicht ganz klar kommt, sich vielleicht in ihrer Aufmerksamkeit bedroht fühlt. Ich kannte es von meiner Hündin, dass sie damals, als Pogo zu mir kam, fürchterlich negativ auf ihn reagiert hat. Egal, was ich mit ihm machen wollte, ihr hat es gestunken. Sie hat ständig ihren Frust an ihm ausgelassen, hat lautstark protestiert, wenn ich mich ihm gewidmet habe. Es legte sich, als er größer wurde, kam aber später wieder. Ich habe dann versucht, jede Aktion, die ich mit Pogo mache, auch für sie positiv zu verknüpfen, ihr etwas Positives zu bieten. Mein Mann ist mir da aber auch eine Hilfe. Mache ich gerade etwas mit Pogo und wir sehen, dass sie das kritisch beäugt, beschäftigt er sich sofort mit ihr. Dann sind ich und Pogo uninteressant. Wir gehen mit den Hunden auch sehr oft einzeln, damit jeder für sich Aufmerksamkeit bekommt.
Wenn du mit den Rüden Halligalli machst, muss auch Tüte etwas davon haben. Es ist klar, dass sie protestiert, wenn sie quasi "ausgeschlossen" wird. Mir wäre wichtig, von ihr initiierte Aktionen völlig zu ignorieren und ihr nur Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sie ruhig ist und abwartet, oder du es initiierst. Wer bellt und motzt, bekommt keine Aufmerksamkeit. Vielleicht schafft Torsten arbeitsbedingt nicht viel, aber zum Beispiel auf gemeinsamen Gassirunden kann er sich mit Tüte beschäftigen, während du etwas mit den Rüden machst. Ihre "Existenz" sollte nicht bedingungslos an dich gekoppelt sein.
Wie du über Tüte als "Einzelhund" sprichst, kommt mir das sehr bekannt vor, denn meine Hündin ist eigentlich genauso. Sie war anders, als Pogo noch nicht da war und ich habe gesehen, wie sehr sie ein zweiter Hund im Haus genervt hat. Nun ist es aber so, dass Sheeva nicht mit meinem Rüden um Aufmerksamkeit konkurrieren muss, denn ich habe einen Mann, der viel mit Sheeva macht und den sie abgöttisch liebt. Sie muss nicht alles mit Pogo zusammen machen. Es gibt gemeinsame, aber auch getrennte Spaziergänge, gemeinsame, aber auch getrennte Aufmerksamkeit. Es ist eine ideale Mischung, mit der sie mittlerweile super klarkommt. Sie war früher auch extrem auf mich fixiert, heute ist das anders, denn sie kann sich ja auch an meinen Mann wenden. Sie kommt nicht zu kurz und sie hat gelernt, ihren Frust zu kontrollieren, wenn sie mal nicht im Mittelpunkt steht.