Ich kann Bella auf einer großen Wiese ableinen. Sie läuft mir da nicht weg. Sie läuft insgesamt dann nicht sehr weit, weil sie dann sofort anfängt, nach Mäusen zu buddeln.
Das hab ich mir ja auch vorgestellt, dass sie dann über die Wiese tobt und sich ihres Lebens freut, das ist aber nicht so.
sie buddelt dann wie eine verrückte.
Kira buddelt auch, meist dann, wenn sie schon länger frei gelaufen ist und die meiste Power bereits abgelassen hat.
Ich erlaube ihr das Buddeln an ausgesuchten Stellen, in der Regel an Wegrändern, wo es kein Problem für Bauern oder andere gibt.
Das Buddeln ist quasi eine Jagdersatzhandlung und wenn deine Hündin bereits einer Spur gefolgt und abgehauen ist, dann wird das in Zukunft öfter passieren, dann hat sie entsprechend Jagdtrieb.
Über eine Wiese "toben" ist zwar gut und schön, aber wenn du einen jagdfreudigen Hund hast, dann findet der auch beim Toben schneller eine Spur als dir lieb sein kann. Dazu braucht es kein sichtbares Wild.
Von daher würde ich an deiner Stelle anfangen, das Buddeln gezielt zu erlauben bzw. an gewissen Stellen zu verbieten.
Dafür Jagdersatzspiele machen.
Die Hündin absitzen lassen (angeleint an einen Baum oder auch frei, je nach Gehorsam) und eine Spur mit etwas für sie fein Duftendem ziehen, das sie am Ende finden darf.
Leckerlies (bei uns sind das Lyoner,- oder Käsewürfel) verstecken, durchaus auch mal in höheren Etagen.
Den Durchbruch bezüglich Bindung und Jagdersatz hat bei Kira das gezielte Verfolgen von Wildspuren (natürlich an der kurzen Leine) gebracht.
Bei uns gibt es viele Wildwechsel (wir wohnen sehr ländlich), die einigermaßen begehbar sind.
Hat Kira eine Spur aufgenommen, dann muss sie absitzen, mich kurz anschauen und, falls es sich um einen begehbaren Wildwechsel handelt, gibt es dann ein "Okay". Wir folgen diesem Wechsel, klettern auch mal über umgefallene Bäume, gehen durch Gestrüpp.
Landen dann irgendwann an einer weitläufigeren Fläche. Dort darf sie den Boden absuchen, was sie intensiv schnuppernd tut, anschließend setzen wir uns irgendwohin, alternativ bleiben wir stehen.
Sie muss dann auch absitzen, sobald sie ruhig wird und mich anschaut, gibt es etwas Leckeres.
Manchmal finden wir tatsächlich Rehe, auch dann muss sie absitzen und ruhig werden.
Was zu Beginn schon mal länger dauern konnte.
Mittlerweile kenne ich die "erfolgversprechenden" Pfade, wo es dann auch tatsächlich ein Durchkommen gibt.
Wir machen das natürlich nicht ständig, in den kommenden 3 Monaten (Brut,- Setzzeit) überhaupt nicht.
Aber durch diese kostbaren, seltenen Ausflüge hat sich Kiras Bindung deutlich gebessert, sie war schlagartig besser kontrollier,- und abrufbar.
Abgehauen ist sie mir ein einziges Mal. Das war vor ein paar Tagen und ich vermute, es hatte mit Wild zu tun. Gesehen habe ich allerdings nichts und sie hat auch keine Fährte aufgenommen. Sie ist einfach plötzlich wie wild durch das Unterholz gerannt, erst hin und her und irgendwann dann aus meinem Blickfeld. Nach 20 Minuten war sie wieder da, wo sie sich verabschiedet hatte und lief fröhlich auf mich zu.
Ich nehme an, sie hat entweder etwas gesehen (was du nicht gesehen hast) oder auch etwas gehört.
Wenn sie 20 Minuten weg war, hat sie spätestens unterwegs eine Spur/Fährte aufgenommen und ist dieser gefolgt.
Darauf solltest du in Zukunft gefasst sein, denn der Jagdtrieb, der sich bisher in exzessivem Buddeln geäußert hat, scheint jetzt richtig zu erwachen.
Ich würde am Gehorsam arbeiten (erst mal ohne Ablenkung, evtl. zu Hause im Garten), herausfinden, welche Leckerei besonders begehrt ist, sobald ein Abbruchkommando sitzt, das Buddeln an bestimmten Stellen verbieten (dafür Ersatz anbieten), an anderen ausdrücklich erlauben.
Ansonsten gezielt abwechslungsreiche Unternehmungen mit deiner Hündin machen (erst mal angeleint), die sie noch nicht kennt und wo sie auf deine Führung vertrauen muss.
Mit Kira bin ich durch (niedrige) Bachläufe gewatet, auf unwegsamen Pfaden über Bäume (oder drunter durch), durch einigermaßen begehbares Unterholz, wir waren zusammen auf Abenteuersuche.
Ebenso bin ich mit ihr Zug gefahren, durch die Stadt spaziert, eine Rolltreppe hoch und runter, Aufzug gefahren, und das alles in einem Alter von bereits 2 und mehr Jahren.
Dosiert natürlich, immer mal wieder, wenn es sich ergeben hat und ich den Eindruck hatte, sie muss mal wieder erinnert werden, dass Frauchen sie sicher durch die Welt bringen kann und sie nicht gar so unabhängig ist, wie sie glaubt.
Ich musste oft kreativ sein und mir was einfallen lassen.
Ich habe es immer vom Verhalten des Hundes abhängig gemacht, mal gab es wochenlang "nur" normales Programm, mal gab es langweilige Tage, wo sie auch mal im Hintergrund stehen musste und dann gab es mal wieder ein "Abenteuer".
Sie hat im Laufe der Jahre so ziemlich alles durch, von turbulentem Stadtleben, über Fahrradfahren, Übernachten in Hotels, einsamen Wanderungen am Meer, Balancieren über Hängebrücken, sogar als Zuschauer vom Marathon in Hamburg (was ihr wirklich viel abverlangt hat).
So wurde sie immer wieder daran erinnert, dass es durchaus sinnvoll sein kann, ab und an auf Frauchens Führung zu vertrauen.
Wenn deine Hündin kein Problem mit anderen Hunden hat, dann kannst du auch einen entsprechenden Kurs für Trailen besuchen.
Vielleicht macht ihr das ja Spaß.
Mit Kira war das unmöglich, weil sie, wenn mehrere andere Hunde um sie herum sind nur noch ein Ziel hat, nämlich diesen Ort schnellstmöglich zu verlassen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen zum Bindungsaufbau geben.
Jeder Hund hat seine eigene Individualität, eine Pauschalanleitung ist das natürlich nicht, vielmehr ein Gedankenanstoß, kreativ zu sein und herauszufinden, was für euch passen könnte.
Das Alles hat auch Zeit, bei uns hat das viele Jahre gedauert, nach meiner Meinung ist der Hund nie zu alt, nochmal eine neue Erfahrung zu machen.