Hi Dieter,
da fehlt ein Stück. Ich bezog mich auf "Designerhunde" wie Doodels oder Elos. Aber man kann die Frage natürlich auch generell stellen
Ja, kann man - sollte man sogar. Es gibt ja nicht nur die von Dir genannten Rassen sondern noch allerlei andere "Kreuzungen", Maltipoos oder spezielle Kleinzüchtungen. Daneben noch Gebrauchskreuzungen, aus denen aber "Rassen" entstehen können. Hans Schlegl ist ein anderkannter Ausbilder von Schutzhunden und (hat) experimentiert mit Kreuzungen aus Malinois und Schäferhunden, um in dieser neuen "Variante" möglichst die guten Eigenschaften beider Ausgangsrassen zu vereinen. Was allerdings da draus geworden ist, weiss ich nicht.
Die Schlittenhundeleute - also die, die Rennsport mit denen leistungsmäßig betreiben - halten sich schon lange nicht mehr mit Malamutes, Huskies oder solchen Rassen auf sondern haben eine neue - besonders für diesen Sport geeignete "Rasse" gezüchtet.
Ich persönlich "komme" aber von den Gebrauchshunden (Schäferhunde) und ein bischen ist das immer noch drin.
VDH/FCI, Papiere... damit kann die Mehrzahl der Hundehalter wenig anfangen. BOB, BIS... mal im Ernst: wen interessiert's?
Stimmt. Der Hund hat "Papiere" - das reicht meistens.
Man könnte argumentieren, dass das auch und gerade früher schon so war. Die Mehrzahl der Hunde wurde für einen bestimmten Zweck angeschafft. Schutzdienst. Hundesport. Wachhund. Familienhunde waren vor 50 Jahren noch wenig üblich. Handliche Begleithunde waren z.B. Pudel, Kleinspitz oder Foxterrier, damals oft von alten Damen angeschafft und verhätschelt, ohne Rücksicht auf echte Bedürfnisse. Auch "Lassie" oder "Susie" sah man eine Zeit lang in den Städten. Damals wurden Hundewelpen auch noch in den Schaufenstern der Zooläden verkauft. Als Haus- und Hofhund tat es meistens der Mischlingswurf vom Bauern nebenan.
Exakt so war es.
In Rasseverbänden wurde mit der Zeit entweder sehr spezialisiert gezüchtet, z.B. mit Arbeitsprüfungen für die Zuchteignung. Oder immer mehr auf "Schönheit" und Ausstrahlung.
Jep. Der alte Grundsatz bei den Schäferhunden "Schäferhundezucht ist Gebrauchshundezucht sonst ist sie keine Schäferhundezucht" ist längst Vergangenheit. Schau Dir doch die Watschel-Schönlinge mal an. Sowas würde ich nichtmal geschenkt haben wollen.
Inzwischen hat sich aber vieles geändert. Die verbreitete Auffassung "ein Hund gehört nicht ins Haus" gehört längst der Vergangenheit an. Immer mehr Menschen halten einen Hund in der Stadt, in der Wohnung, trotz Berufstätigkeit. Familien leisten sich Haustiere und besonders gern auch Hunde. Heute ist es aber nicht mehr üblich, einen Hund ausschließlich nach der Optik auszusuchen. Man interessiert sich auch für die Bedürfnisse der Tiere. Noch mehr aber sucht man bewusst nach Tieren, die die eigenen Bedürfnisse erfüllen und zu den Lebensumständen passen, ohne, dass man sie erst zurecht biegen muss oder Gefahr läuft, sich wegen Überforderung wieder vom Hund trennen zu müssen.
Jep. Die Menschen suchen in einer immer hektischeren, letztlich unsicheren, immer mehr fremdbestimmten Zeit ein Ventil. Irgendwas, was treu ist, zu einem steht.
Mit allen Vor- und Nachteilen, die gesellschaftliche Änderungen nun mal mit sich bringen. Und es entsteht ein riesiger Markt (Futter, Zubehör, Gesundheit, Training), der bedient sein will.
Vor 40 Jahren gab es Hundekliniken allenfalls in Großstädten, auf dem Land war man auf den Viechdoktor angewiesen, der Hunde und Katzen ein bischen "nebenbei" behandelte.
Elo oder Golden Doodle werden speziell dafür gezüchtet, unkomplizierte Familien- und Begleithunde zu sein und sich dabei wohl zu fühlen. Zumindest ist das die Idee dahinter. Und wenn man heutzutage schon Rassen für eine große Nachfrage züchtet, dann findet optimalerweise auch die Frage nach der Gesundheit Gehör, die eigentlich für jeden Interessenten im Vordergrund steht. Natürlich ist es nicht einfach und nicht innerhalb von wenigen Jahren zu schaffen, optisch gleichförmige, gesundheitlich unbelastete Familienhunde zu schaffen. Aber das Ziel ist meiner Ansicht nach ein gutes.
Ich persönlich hab auch kein Problem mit Hunden, die mit einer bestimmten Absicht geschaffen wurde. Es sei denn, die Absicht ist eine rein pekuniäre. Und ich würde mir auch nie erlauben, jemandem, der bestimmte Vorstellungen von einem Hund hat und ernstlich daran geht, diese per "Neuzüchtung" zu realisieren, auf die Vielzahl vorhandener Rassen zu verweisen.
Welche der vom VDH anerkannten Hunderassen erfüllen denn bewusst wirklich die Wünsche der Hundeinteressenten, die einfach einen möglichst unkomplizierten, gesunden, langlebigen Begleiter suchen?
FCI-Gruppe 9?
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:FCI-Gruppe_9
Das ist ein Problem, dass m.E. nicht einfach an der Rasse festzumachen ist, von speziellen Rassen abgesehen. Ich denke, 80% dessen, was einen Hund ausmacht, liegt am anderen Ende der Leine. Und auch der bravste, modern gezüchtete, Familienhund wird unangenehm, wenn er nicht erzogen ist.
Muss man den modernen Begleithund wirklich nicht erst züchten? Kann man die große Nachfrage als reine Modeerscheinung ignorieren?
Oder sollte man nicht vielleicht doch den Wunsch nach einem gesunden, unkomplizierten Familienhund mehr in den Mittelpunkt stellen?
Ja - der Markt wird immer größer. Er wird ja auch von verschiedener Seite bedient, von Züchtern, von Vermehrern, von als Auslandstierschützern getarnten Hundehändlern und von osteuropäischen Tierquälern.
Früher suchte man sich einen netten Mischling, wenn man einfach einen vierbeinigen Freund wollte, der mit einem durch dick und dünn geht. Heute sind Viele vorsichtiger und wünschen sich mehr Planbarkeit.
Elo oder Labradoodle versuchen, dies zu erfüllen.
"Wir brauchen keine Papiere"... aber bestimmte Wünsche und Vorgaben hat man eben doch.
Warum interessieren sich so wenige Leute wirklich für die Papiere der Rassehunde? Vielleicht, weil sie in den Köpfen der Leute nach wie vor nur für Schönheitszucht und elitäres Denken stehen und nicht als echtes Qualitätssiegel für eine auf Haltung, Gesundheit und Wesen geprüfte Zucht wahrgenommen werden?
Ja.
"Ja, also wissen sie, mein Hund hat ja Papiere und der Vater war Sieger bei/in......blablabla. Hat ihr Dackel auch Papiere?
Nöö (obwohl er welche hat).
Ach so, na ja, aber auch solche Tiere brauchen ja ein Zuhause.
Ja, genau. Auf Wiedersehen."
Wie wenig die TZucht des VDH die gesamte Hundehaltung in Deutschland widerspiegelt, zeigen eigentlich schon die Welpenzahlen.
11092 Schäferhundwelpen stehen
2391 Golden Retriever,
2428 Labrador Retriever und
1071 Border Collies gegenüber.
In Deutschland gibt es etwa 2000 Städte, demnach kommen im Durchschnitt auf jede Stadt im Jahr etwa fünf Schäferhundwelpen, ein Golden Retriever, ein Labrador Retriever und ein halber Border Collie aus VDH Zucht...
Dennoch beschreibt sich der VDH so: "Der VDH ist die führende Interessensvertretung aller Hundehalter in Deutschland - die erste Adresse rund um das Leben mit Hund, dem Hundesport und die Hundezucht. Als Dachorganisation für 175 Mitgliedsvereine repräsentiert der VDH heute mehr als 650.000 Mitglieder."
Das ist alles gut und wichtig. Aber man fragt sich ab und zu, ob da mit den heutigen Einstellungen in der Gesellschaft, sowie modernsten Kenntnissen und Möglichkeiten in der Hundezucht, nicht noch ein bisschen näher an den Interessen derjenigen Hundehalter gearbeitet werden könnte, die sich z.B. Elos und Doodles zuwenden, also eine bestimmte Qualität suchen, diese aber scheinbar in FCI/VDH nicht finden (oder zumindest glauben, sie nicht finden zu können).
LG,
Stadtmensch