Kleiner Angsthase - was kann ich tun?

Moin Moin,

wir haben seit einer Woche eine kleine Mischlingshündin aus Zypern bei uns zu Hause. Nachdem unser Großer letzten Sommer gestorben ist, wollten wir einen Hund aus dem Heim ein neues zu Hause geben. Über einen e.V. wurde uns dann die Kleine vermittelt. Sie sollte zwischen 4 und 5 Jahren alt sein - unsere Tierärztin sagte sie, sie könnte auch etwas älter sein. Sie hat zuletzt in einem Tierheim gelebt. Das sind die Dinge die wir sicher wissen! Wie lange sie im Heim war und ob sie vorher schon mal bei Menschen gelebt hat, das wissen wir nicht. Alles sehr undurchsichtig, aber nun ist sie da und wir möchten sie nicht wieder hergeben!

Sie ist eine kleine Mischlingshündin und wiegt ca. 11kg. Für sie ist alles neu! Sie lässt sich zum Glück anfassen und auch auf den Arm nehmen (alleine wäre sie nicht aus dem Flughafen gelaufen). Die ersten Tage wurde sich vor jedem Geräusch erschreckt, jeder der sich zu schnell bewegt hat, war eine potentielle Gefahr. Sie kannte kein "Gassi gehen", keine Fahrräder, keine Autos, keine Menschen. Da hat sich in der Woche schon echt viel getan. Fahrräder sind fast egal, Autos werden nur noch angeschaut und nicht mehr versucht wegzulaufen. Im Haus hat sie zwei Plätze auf denen sie sich sicher fühlt. Wenn wir alle in einem Raum sind, kommt sie auch schon mal von alleine zu uns. Vor unserem Schlafzimmer steht einer der Körbe und wenn wir ins Bett gehen, kommt sie mit und geht auch in ihr "Bett". Die letzten beiden Morgende wedelte sie mit dem Schwanz, als ich aufgestanden bin. Sie lässt sich in den Schlaf kraulen und ist echt eine Süße! Im Haus ist soweit alles ok - draußen eigentlich auch. Es sei denn es tauchen Geräusche auf, die sie noch nicht kennt. Aber auch das bekommen wir so langsam hin.

Das größte Problem ist eigentlich, dass sie nicht wieder ins Haus kommen mag. Sie kommt mit raus, geht eine Runde mit mir/uns und sobald wir an der Grundsstücksgrenze ankommen ist sie wie versteinert. Sie macht einen runden Rücken und klemmt den Schwanz ein. Sie ist durch nichts zu animieren, weiter zu gehen. In meiner Ratlosikeit nehme ich sie dann immer hoch und trage sie ins Haus. Zum Vergleich - sie ist seit Montag mit im Büro meiner Freundin (es ist Ihre Firma und sie hat ein Büro alleine), war beim Tierarzt (alles gut) und war gestern mit meiner Freundin und den Kindern bei Fressnapf (auch da ist sie "entspannt" durch den Laden gelaufen). Am Anfang war es so, dass sie immer vor den Türen (wir haben vorne und hinten *g*) dieses Verhalten gezeigt hat. Nun hat es sich seit gestern/vorgestern verschlimmert und sie hält immer schon vor der Grundsstücksgrenze an und bekommt Angst. Ich habe die Befürchtung, ich habe durch ein Fehlverhalten meinerseits ihre Angst verstärkt, statt ihr die Angst zu nehmen. Im Haus abgesetzt ist sie kurz ängstlich und dann ist wieder alles gut. Heute hat sie direkt danach sogar gefressen.

Am Samstag wollen wir das Hunde-spielen in der örtlichen Hundeschule besuchen und auch schon mal vorfühlen wann wir mit der Hundeschule starten können.

Habt ihr einen Ratschlag für mich, wie ich damit umgehen soll bzw. wie ich meiner Hündin begegnen soll, wenn sie dieses Verhalten zeigt? Ich bin echt ratlos. Unser Großer war auch ein Schisser, aber mit dem konnte ich umgehen und er vertaurte mir eben schon ;)

Ich mochte sie nicht weiter verängstigen, bis wir mit einem Trainer arbeiten oder die Hundeschule besuchen. Auf Leckerlies/Futter oder Spielzeug reagiert sie leider nicht - bzw. mit Dosenfutter kann man sie locken, wobei sie auch Angst vor der Dose hat ^^

Bin für jeden Ratschlag sehr dankbar!


Besten Dank und freundliche Grüße
Johnny
 
Hallo,
auch wenn sich das sicher nicht 1:1 auf Eure Situation übertragen lässt: meinen Hund habe ich mit 16 Wochen - in einer ziemlichen "Angstphase" bekommen - sie kannte "nichts" und hatte Angst vor Treppen, Fahrstühlen, Autos.......sie hat dann komplett blockiert.

Ich bin so vorgegangen: wenn ich WIRKLICH Zeit hatte (und die habe ich mir so oft wie möglich genommen), dann habe ich einfach abgewartet, bis sie sich getraut hat... sie war dann an der Leine - und ich hab auf der untersten Treppenstufe gesessen und gewartet und eigentlich gar nichts gemacht. Kam sie auch nur einen cm in meine Richtung, hab ich ruhig "fein" gesagt und die Leine ohne Druck etwas kürzer genommen, dass sie möglichst nicht wieder zurückweichen konnte (aber nie gezogen und auch nachgegeben, wenn die Anst größer wurde und sie ausweichen wollte). Da haben wir dann schon mal ne halbe Stunde auf der Treppe oder vor dem Fahrstuhl verbracht - völlig ruhig, unaufgeregt, ohne Druck.

Wenn ich es eilig hatte (oder zB beim Einsteigen in die Straßenbahn - da kann man sich nicht einfach ne halbe Stunde Zeit lassen) - hab ich sie wie selbstverständlich auf den Arm genommen und einfach gemacht, was nötig war - ohne trösten, ohne loben.....alles ganz "normal".

Für meinen Hund war das extrem wichtig, ihr so oft wie möglich die Gelegenheit zu geben, sich selber zu trauen - sie ist heute ein extrem "umweltsicherer" Hund, vertraut mir - wenn ich sage: das ist ok, das machen wir jetzt - dann ist das für sie ok.


Wie gesagt, natürlich gibt es Unterschiede zwischen einem unsicheren Junghund und Eurem Hund - aber die Vorgehensweise wär für mich wohl die gleiche.


LG
Bettina


Ach ja: auf Leckerlis hat sie in den Situationen auch nie reagiert - daran konnte ich immer gut festmachen, was für sie wirklich blöd war und wann wir Fortschritte machten: wenn sie Leckerli noch essen konnte, war es nicht soooo schlimm, wenn zuviel Angst da war, ging das nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Betty,

vielen Dank für deine Antwort.

Ich stand gestern schon einmal 20 und einmal 30 Minuten vor unserem Haus und habe das ähnlich versucht ... heute morgen dachte ich, gehe ich auf der anderen Straßenseite bis zu unserem Haus und dann einfach rüber. Aber das hat sie sofort gemerkt und wollte nicht mal über die Straße ;) Heute morgen fehlte mir dann leider die Zeit und ich trug sie ins Haus. Da war wieder alles gut.

Wir werden es weiter so probieren und uns auf jeden Fall auch professionelle Hilfe ins Haus holen. Nur wollte ich sie bis dahin nicht noch weiter verstören.


Danke!
 
Ich würde vorgehen wie Betty vorgeschlagen hat: Dem Hund viel Zeit lassen sich selber in die unangenehme Situation reinzutrauen.

Bei meinem unsicheren Hermann habe ich die Erfahrung gemacht, dass er auch wenn er schon ziemlich gestresst ist Fleisch (Hühnchen oder Pute gekocht) oder Käse annimmt.

Ich habe die Befürchtung, ich habe durch ein Fehlverhalten meinerseits ihre Angst verstärkt, statt ihr die Angst zu nehmen.

Hier interessiert mich mal warum du das vermutest? Weil du kannst Angst beim Hund, es sei denn du bist selber unsicher oder „betüddelst“ ihn übertrieben und bestärkst ihn dadurch, nicht verstärken.
 
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@Wautzi: Am Anfang kam sie zumindest mit zur Eingangstür und stoppte erst davor. Nun ist es so, dass sie komplett zu macht, sobald wir in die Nähe unseres Grundstücks kommen.

Danke!
 
Was glaubst du war der Auslöser, dass sie plötzlich nicht mehr auf das Grundstück wollte?
 
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@Wautzi: das weiß ich ja eben nicht - daher die Frage hier, wie ich in so einem Fall vorgehen soll. Ich vermute, weil sie wieder ins Haus soll und vor dem "ins Haus gehen" Angst hat. Wobei sie problemlos das Haus verlässt.

Danke!
 
Hallo Johnny,

ich finde, ihr habt der Kleinen ziemlich viel zugemutet für die erste Woche.

Autos, Fahrräder, fremde Menschen, Tierarzt, Freßnapf, Büro und jetzt wollt ihr Samstag noch in die Hundeschule.

Ich hatte sehr viele Pflegehunde aus dem Ausland. Man unterschätzt immer, wieviel Stress ein Umzug aus einem anderen Land für einen Hund bedeutet. Sie hat einen anstrengenden, beängstigenden Flug hinter sich.
Alles ist neu, die Sprache der Menschen ist fremd.

Ich würde ihr wirklich mehr Zeit geben, bei euch anzukommen und eine Bindung aufzubauen.
Für die Spaziergänge würde ich eine reizarme Gegend suchen.

Das Spiel mit anderen Hunden in der Spielgruppe kann ihr gut tun, aber es kann sie evtl. auch überfordern.
Achte auf die Hündin und ihre Bedürfnisse.
 
Ah okay. Ich hatte verstanden, dass du dir vorstellen kannst, welches Verhalten deinerseits dafür gesorgt hat, dass die Hündin schon an der Grundstücksgrenze stoppt.

Ich würde die Hündin sobald ihr euch dem Grundstück nähert freundlich motivieren und sie loben sobald sie weiter geht. Im Haus würde ich etwas mit ihr machen was sie als besonders angenehm empfindet wie z.B. streicheln, spielen, ihr ein besonders tolles Leckerchen geben usw.

Und Vertrauen der Hündin in dich entwickelt sich mit der Zeit dadurch dass sie merkt, dass sie dir vertrauen kann und du dich vorhersehbar verhälst.
 
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Hallo Bubuka,

danke für die ehrlichen Worte. Mir war am Anfang wirklich nicht bewusst, das wirklich ALLES neu ist. Eine reizarme Gegend wäre nur unser Garten - ich stehe morgens noch früher auf als sonst, damit wir eine Runde gehen können ohne all die Eindrücke. Das gleich gilt für Abends. Die Runden sind auch kein Problem. Nur tagsüber sind da eben auch Autos und Fahrräder ;) Autofahren an sich findet sie auch noch nicht so schön, daher ist die Option ab ins Auto und rein in Wald bisher noch nicht in Frage gekommen. Und wir wollten sie mit der Gegend vertraut machen.

Aber wenn du das so schreibst, ja dann hat sie extrem viele neue Eindrücke in der kurzen Zeit zu verkraften! Danke dir!

Hunde-spielen war eine Idee, da sie auf Hunde bisher immer offen und intressiert zugegangen ist. Ich dachte, das würde ihr evt. ein wenig mehr Sicherheit geben, mal mit Artgenossen zu toben. Andere Menschen sind noch nicht so ihr Ding.

Kannst du mir was zu meinem Problem sagen? Gassi gehen muss sie ja - und ob wir das nun mitten in der Nacht ganz alleine machen oder tagsüber bei Betrieb. Auch wenn es ganz ruhig ist, möchte sie nicht wieder aufs Grundstück. Soll ich nur im Garten mit ihr gehen? Dann möchte sie übrigens auch nicht wieder ins Haus ;)


Danke!
 



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