Molly scheint meiner Meinung nach aber grundsätzlich sehr aufgeregt zu sein wenn sie Gassi geht und das lässt sich vermutlich nicht mit ein bisschen Futterbeutelwerfen lösen. Der Rütter hätte meiner Meinung nach rausfinden müssen warum die Hündin beim Gassigehen so aufgeregt ist.
Genau das ist der Knackpunkt. Natürlich kann man das allein von ein paar Filmminuten nicht abschließend beurteilen, aber auf mich machte die Hündin halt einen ähnlichen, wenn auch abgeschwächten, Eindruck wie der Krümel damals (und der war übrigens von Anfang an so, da hat sich nix nach und nach entwickelt): Total reizgeflutet, und einfach nicht in der Lage das zu verarbeiten. Solche Hunde können schlicht nur ganz schlecht Reize selektieren und ausblenden, und sind von daher schon mit den normalen Außenreizen hart am Limit. Kommt dann noch irgendwas obendrauf, wie beispielsweise Skater, dann läuft das Fass über. Die individuelle sowie die Rasseveranlagung entscheiden dann, welchen Weg sich der Überdruck sucht.
Der Ansatz im Beitrag war nun, der Hündin den Weg "schreien und schnappen" zu verbauen, und sie dafür so auf den Futterbeutel zu fixieren, dass dieser eben die volle Aufmerksamkeit beansprucht. Das hat auch grob funktioniert - und am Stresslevel der Hündin rein gar nix verändert. IHR Problem hat sich einfach nur verlagert.
Mir tut das ganze halt in diesem Fall besonders weh, weil ich so viele Parallelen zum Krümel sehe. Ok, er war nicht innerhalb eines Vierteljahrs "kuriert". Dafür geht es heute aber nicht nur mir viel besser, sondern vor allem auch ihm. Er hat in kleinen Schritten mehreres gelernt: Er kann sich länger beherrschen, also Impulskontrolle. Er hat viele Reize kennen gelernt und kann sie mittlerweile als harmlos selektieren. Er hat Handlungsalternativen erarbeitet, die ihm ebenso oder sogar besser innere Entlastung verschaffen wie sein altes Muster "austicken". Und er hat enorm viel an Vertrauen zu mir gewonnen. Was ihm draußen zu viel mehr Ruhe und Ausgeglichenheit verhilft, und zwar von innen heraus. Das schönste dabei: Je mehr er an Gelassenheit gewinnt, desto besser kann er mit neuen Situationen umgehen - und je besser er mit neuen Situationen und Reizen umgehen kann, desto ausgeglichener wird er. Also kein Teufels-, sondern ein "Engelskreis"! Und seit einiger Zeit sind wir nun schon dran, dass er immer mehr entdeckt, dass er sich zwar auf mich verlassen kann, aber tatsächlich auch selbst in der Lage ist, vieles zu schaffen. Ganz allein und aus eigener Kraft! Wobei mir spätestens seine allgemeine Gesundheit zeigt, wie viel das verändert. Er ist einer der nicht allzu häufigen Hunde, der im Laufe seines kleinen Lebens von Jahr zu Jahr gesünder und stabiler wird.
Aber solche Herangehensweisen werden sich bei der "breiten Masse" leider nie durchsetzen. Zu viel Zeit und Aufwand, zu wenig spektakuläre Durchbrüche, kein heldenhafter Trainer sondern ein tapfer an sich selbst arbeitender Hund...