Wenn man sich umhört, auch bei Ausstellungen und Züchtern, gibt es tendenziell mehr Labbis mit Jagdtrieb, als ohne, wenn man das, was wir als Jagdtrieb bezeichnen, nur mit "hetzen" oder "töten" gleichsetzt. Ganz gleich, ob sie jagen sollen oder nicht. Genauso verhält es sich mit allen anderen Retrieverrassen übrigens auch.
Vorherrschend soll ein ausgeprägter Apportiertrieb sein, das ist schon richtig. Das schließt einen Jagdtrieb jedoch nicht aus, da Retriever, und hier sogar ganz besonders Labrador Retriever, vorwiegend in England genauso oft als Stöberhunde eingesetzt werden, wie zum Apportieren von Enten. Sie werden auch für die Schweißarbeit auf Schalenwild und auch zum Buschieren verwendet. Sie sind also nicht, wie man immer behauptet, reine Apportierhunde, ihr Einsatzgebiet ist vielfältig. Jedoch werden sie nicht zum Hetzen verwendet.
Für mich gehört Fährtenarbeit oder Aufscheuchen zum Jagdtrieb dazu. Jagdtrieb bedeutet für mich nicht reiner Hetztrieb, sondern er setzt sich aus verschiedenen Komponenten und Strategien, Wild aufzustöbern, zu verfolgen, zu hetzen und zu töten zusammen. Und da der (Labrador) Retriever sogar laut Standard ein sehr feines Näschen haben soll und er in puncto Stöbern nicht nur für Wild, sondern auch beispielsweise gern für Drogen, Sprengstoff, Menschen, etc prädestiniert ist, gestehe ich ihm eine ordentliche Portion Jagdtrieb zu. Jagen bedeutet nicht gleich hetzen und töten. Eine Fährte konzentriert zu verfolgen gehört für mich auch zu einem ausgerpägten Jagdtrieb.
Jagdtrieb bedeutet für mich also:
- Stöbern / Buschieren / Aufscheuchen
- Fährten-/Schweißarbeit
- Hetzen
- Erlegen
Ob apportieren auch eine Handlung aus Jagdtrieb ist, bezweifle ich jetzt eher mal, da das reine Apportieren nichts mit dem eigentlichen Jagen zu tun hat.