Also was mich ziemlich - nein, nicht nervt, massiv stört - ist Hundehalter zu sehen, die ihre Hunde in bester "Hundeguru-Manier" maßregeln. Da krieg ich richtig Stresspusteln. Manchmal kann ich da sogar nicht mehr an mich halten und frage, was genau sie sich von dieser Vorgehensweise erhoffen?
Einfach weil die Hunde selbst sich ja nicht wehren können. Erfahrungswert: Diese Hundehalter erklären dann nicht sinnvoll, wieso sie was tun, sondern reagieren heftig aggressiv. Was mich bei näherem überlegen auch nicht überrascht. Denn wer schon bereit ist, ein nahestehendes, (hoffentlich) geliebtes und ihm ausgeliefertes Lebewesen derartig zu behandeln, wieso sollte der mit gänzlich Fremden freundlicher sein...
Jedenfalls muss ich gestehen, es ist mir unfairerweise immer wieder eine innere Genugtuung, wenn ich sehe wie solche Leute mit ursprünglich kaum problematischen Hunden, später dann zunehmend kleinere Brötchen backen müssen. Während mein als Welpe schon massiv auffälliger Terrorkrümel mit jedem Jahr gelassener wird. Besonders denke ich da an einen Hundehalter mit BC, der mir vor Jahren beim Anblick meines komplett ausrastenden Terrortiers verächtlich erklärt hat, das ginge ja mal gar nicht. Da müsse ich einfach nur mal eine Wasserspritze nehmen, dann hätte sich das ruckzuck erledigt! Während sein damals noch junger Hund tatsächlich ruhig vorbeilief. Dass der dabei aussah als hoffte er, es würde möglichst auch noch die Farbe aus ihm rauslaufen damit ihn keiner bemerkt, ist diesem Superhundehalter offenbar entgangen. Ich hab den dann ab und an noch mal auf Entfernung gesehen, aber nicht mehr direkt. Schon da war aber zu bemerken, dass das ganze immer mehr eskalierte. Vor ein paar Monaten dann kam er uns wieder direkt entgegen, an fast der gleichen Stelle wie damals. Mittlerweile hing sein Hund brüllend und tobend in der Leine, während mein Krümel ohne weiteres bereit war, mit mir ein Stück auf die Straße auszuweichen und dort mit mir vorbeizugehen. Für den Hund tat es mir leid; für den Halter hatte ich schändlicherweise ein echtes Gefühl von Schadenfreude. Kein sonderlich feiner Zug von mir, ich weiß, aber das ist nun mal das Gefühl was auftauchte während ich meinem Terrieristen einen Keks reinschob und ihm erklärte, wie prima er das gemacht hat...
Was die Frage nach unerzogenen kleinen oder großen Hunden angeht, da liegen hier nur ein paar Meter dazwischen. Hier wo ich wohne sind es hauptsächlich die Kleinen, die unangenehm auffallen. Nicht alle, aber immer die gleichen Kandidaten. Wobei die letzte Zeit zu bemerken ist, dass viele mittlerweile eingesehen haben sie sollten ihren Hund besser anleinen. Immerhin ist es nicht ganz so witzig, wenn ihr Hund bei seinen Aktionen mal eben so über die Straße rennt. Fünf Minuten Fußweg von hier aus kommt man in den Stadtwald, und das Bild dreht sich. Hier sind es die großen Hunde, die enorm unangenehm auffallen. Kurz gesagt, das Problem ist mehr die Uneinsichtigkeit der Hundehalter. Und die verändert sich nicht unbedingt dadurch, dass sie einen großen oder kleinen Hund haben.
Einen kleinen Unterschied gibt es aber darin, wie schnell ein Hund zum lauten Abwehrverhalten gebracht werden kann. Nehmen wir die gleiche Situation: Übergriffiger Fremdhund kommt auf den eigenen bisher unbedarften Hund zugerast und schiebt Krawall. Handelt es sich bei dem Fremdhund um einen Mini, und der eigene Hund ist groß, dann ist der Nervzwerg erst mal lästig, irritierend, blöd halt. Stehen die Zeichen aber umgekehrt, der Fremdhund ist groß und der eigene klein, dann geht es für den eigenen Hund in dessen Wahrnehmung (und leider oft genug auch ganz real) um Gesundheit und Leben. Diese massive Bedrohung macht natürlich einen ganz anderen Eindruck als eine nervige Irritation. Und so reichen bei Minis oft eine oder zwei solcher Erfahrungen, um sie zu einer präventiven Aggressionshaltung zu bringen.