@cocker:
Das mit der Fährte ist auch Dummyarbeit, nennt sich Freiverloren und ist auch für Missy das aller Größte!
Warum?
Weil sie eigenständig sein kann und darf. Ums mal etwas waldorfmäßig zu erklären... ich gebe ihr die Möglichkeit, mit ihren genetischen Anlagen zu unserer Beutesicherung beizutragen.
Ich verlasse mich auf sie und diese Verantwortungsübertragung lässt sie mit riesen Arbeitseifer arbeiten.
Markieren (sichtbar geworfene oder ausgelegte Dummys) bringen findet sie auch nicht spannend. Es sei denn, ich baue hier viel Impulskontrolle und UO mit ein.
Oder... auch toll: Wenn wir auf ner Wiese mit vielen Maulwurfshügeln sind, lasse ich sie markieren und apportieren und als Belohnung darf sie Buddeln.
Bei meiner ist es nämlich so, dass ich JEDES Apportieren belohnen muss!
Denn sie ist ein Solitärjäger. Beute machen und wegflitzen ist ihre Devise.
Stelle ich aber etwas Befriedigendes in Aussicht, bringt sie mir alles mit Freude.
Die Erwartungshaltung.... da werd ich mal nen Text gleich zu verfassen. Das wird leider zu häufig nicht bedacht.
Und wie gesagt... für mich ist zb das Apportieren nebensächlich.
Um Missy ihren Trieben entsprechend auslasten zu können, muss sie
a) selbstständig jagen dürfen (in von mir festgelegtem Rahmen)
b) sich an mir orientieren lernen (zb beim Einweisen)
c) Hetzen und buddeln dürfen)
Das Apportieren ist ein "notwendiges Übel", das ich, da es nicht ihren Anlagen entspricht, nicht selbstbelohnend für sie ist, jedes Mal möglichst unterschiedlich belohne.
Und wie gesagt... ich vertraue da auch auf ihre Entscheidungen.
Missy hat mal nen Dummy im Wald gesucht, relativ weit von mir entfernt und es liefen ein Mensch und ein Hund an ihr vorbei.
Der Hund schaute, was Missy da macht, umkreiste sie.
Missy hatte den Dummy entdeckt, GING ABER NICHT HIN!, sondern bleib stehen, wie angewurzelt und drohte dem Hund.
Als sich der Hund in unsere Richtung von ihr entfernte, holte sie den Dummy und blieb ebenfalls wieder stehen und wartete.
Ich hätte 100000000 mal "BRING!!!!!" rufen können, die wäre nicht gekommen. Warum? Weil sie unsere Beute nicht in Gefahr bringen will.
Also habe ich gewartet, bis der Hund außer Sichtweite war, bin ein Stück in ihre Richtung gegangen, habe mich dann hingehockt und gewartet.
Mit der IB habe ich ihr dann geholfen und ihr gezeigt "ja, weiter, alles ist okay, das machst du gut so" und mein verantwortungsbewusster Jagdbegleithund hat - im Schneckentempo und sich immer umschauend, den Dummy gebracht.
Das ist das, was ich zuvor bereits gefragt hatte... worum geht es mir als Hundehalter eigentlich?
Bei Vereinssport kann es schnell mal passieren, dass Hunde für Sport zu begeistern versucht werden, deren Anlagen eigentlich gar nicht dafür ausgelegt sind. Dadurch sind "spektakulärere" Motivatoren notwendig, um ein erwünschtes, prüfungskonformes Verhalten zu sichern.
Hier können übrigens auch schnell mal Überforderung und Frust entstehen.
Ein Mali im Schutz oder nen Terrier bei der JVK oder ein Retriever beim Dummy oder nen Cocker beim Mantrailen... da entsteht - wenn sauber gearbeitet - keine Überforderung, das Arbeitspensum wird lediglich erhöht.
Aber nen Terrier beim Dummy, nen Mali beim Dogdancing... hier werden genetisch bedingte Bedürfnisse, Triebe außen vor gelassen und TROTZDEM ein Arbeitseifer verlangt, als würde es dem Hund im Blut liegen.
Da kann es wesentlich schneller zu Überforderung kommen, weil zb mit falschen Motivatoren und Druck gearbeitet werden muss.
Das heißt nicht, dass ich mit nem Kangal nicht auch Agility machen kann... man sollte sich nur fragen, WAS genau dabei den Hund auslastet und mit welchen Motivatoren man arbeiten muss, um Hundi diese Aufgaben interessant zu machen
Tja und in der Pubertät ist es in der Tat eine Gratwanderung.
Ich bin nach wie vor der Meinung und erlebe es auch so, dass Hunde, deren Arbeitsniveau erkannt und mit Bedacht gesteigert wird, bei denen mit angemessener Motivation gearbeitet wird, dass bei diesen Hunden trotz pubertärer Überheblichkeit mit einem angemessenen Arbeitseifer zu rechnen ist.
Und INSBESONDERE bei dem Versuch der Verselbstständigung wäre es ratsam, sich über Erwartungshaltungen des Hundes Gedanken zu machen, anstatt sich verletzt zu fühlen, weil Hundi nicht macht, was man will