Ihr könnt ja gern auf Youtube mal "Charly und Vivi in Aktion" eingeben.
Meine Hunde sind nicht Sozialverkrüppelt! Das machen auch ganz normale Hunde!
ich weiß nicht, was du glaubst, auf diesem Video zu sehen. Ich sehe dort keinen Alphawurf, sondern ein ganz normales Spiel zwischen zwei Hunden. Und ich schrieb in meinem Post auch sehr klar, dass man zwischen Spiel und tatsächlicher maßregelung unterscheiden muss. Von daher ist dein Beispiel für mich nicht zu werten.
Das hier zeigt zum Beispiel beinahe schon wunderschön und absolut klar, wie Dominanz und Unterwürfigkeit in einem Wolfsrudel aussieht. Der submissive Wolf wehrt sich kein Stück, er "lässt" sich umwerfen, da keinerlei Körperspannung vorhanden ist. Der dominante Wolf tätigt lediglich einen "Schubser", der submissive bleibt in seiner Pose völligfreiwillig, "biedert" sich sogar an. Das ist mit deinem Video in keinster Weise zu vergleichen. So präzise und differenziert können die meisten Hunde gar nicht mehr miteinander kommunizieren. Man sieht außerdem sehr schön, dass diesem Verhalten keinerlei Fehlverhalten oder Konflikt vorausging. Es ist eine reine Klärung der Rangordnung, hier wird kein Fehlverhalten bestraft.
http://www.youtube.com/watch?v=urRTI7f5aoA
Ich finde einfach, dass man nicht einfach sein eigenes Verhalten damit rechtfertigen kann, dass Hunde es ja "genauso machen". Die Mensch-Hund-Beziehung ist eine völlig andere, als die Hund-Hund-Beziehung. Der Mensch ist kein Hund und ein Hund ist nicht so blöd, einen Menschen für einen Artgenossen zu halten. Wir als Menschen leben völlig anders mit Hunden zusammen, als Hunde es untereinander tun, wir verlangen andere Dinge, Dinge, die zwischen Hund und Hund überhaupt keine Rolle spielen.
In einer fünfjährigen Studie hat man herausgefunden, dass die Interaktion von ranghohen Tieren mit rangniedrigen Tieren zu 80% freundlich, zu 14% ignorant und nur zu 6% maßregelnd verläuft. Man könnte also sagen, dass "positive Verstärkung" sogar bei Hunden und Wölfen untereinander eine sehr große Rolle spielt. Das Märchen vom stets dominanten Alphatier ist genau das - ein Märchen.
Weiterhin finde ich, dass man es sich nunmal nicht einfach so leicht machen kann und sollte. Wir als Menschen haben unzählige Möglichkeiten, auf einen Hund einzugehen und ihm verständlich zu machen, was wir wollen und was nicht. Warum auf dermaßen primitive, massive und vor allem hündische Maßnahmen zurückgreifen, wenn diese überhaupt nicht notwendig sind, ja, sogar fast immer kontraproduktiv? Ich kann nur immer wieder meinen eigenen Hund als Beispiel benennen. das war ein Kollege, da würden die meisten ier mit den Ohren schlackern. Einige kennen die Geschichte und wissen auch, dass ich nicht übertreibe wenn ich sage, dass mein Hund völlig willkürlich auf andere Hunde losging und sich nicht nur ein bisschen raufen, sondern töten wollte. Nach eineinhalb Jahren ist er nun sowiet, dass er wieder mit anderen Hunden interagieren und spielen kann. Ich bin mir sicher, mit Unterdrückung wäre es schneller gegangen, mein Hund reagiert nämlich auf körperliche Maßregelungen hochsensibel. Aber was hätte mir das gebracht? Nur, dass er nicht, wie heute, Spaß mit anderen Hunden gehabt hätte.
Es ist übrigens nicht so, dass ich das auf den Rücken drehe, wenn Menschen das machen, für Misshandlung oder sowas halte. Dafür gehört für mich schon ein bisschen mehr dazu. Ich halte es nur für vollkommen überflüssig und in den meisten Fällen und Situationen auch unangebracht, weil der Hund es nicht versteht. Ich habe das, als Sheeva etwa ein halbes Jahr alt war und ich nicht einmal einen Bruchteil von dem wusste, was ich heute weiß, auch mal gemacht. Habe sie umgeworfen, auf den Rücken gedreht, sie festgenagelt. Sie hat erst gebissen, dann gepinkelt. Und den Blödsinn, für den ich glaubte, sie bestraft zu haben, hat sie wenig später trotzdem wieder gemacht. Lerneffekt gleich Null.
Und als ich später darüber nachdachte wurde mir auch klar, warum Strafe so viel dümmer ist als loben. Ich kann nämlich überhaupt nicht einschätzen, wie mein Hund auf Strafen reagieren wird. Wird er unterwürfig sein, sich trollen? Wird es ihm egal sein? Wird er sich womöglich wehren, beißen und aggressiv werden? Das kann ich nicht wissen. Ich jedenfalls habe nicht damit gerechnet, dass Sheeva beißen wird. Im Gegenzug kann ich aber ganz genau einschätzen, wie mein Hund auf Lob reagieren wird. Ich kenne nämlich absolut keinen Hund, der je aggressiv auf Lob reagiert hätte.
Allein das macht es für mich schlüssig, dass ein Hund positive Erlebnisse und Bestätigung braucht, um nachhaltig zu lernen und dabei weder Angst noch Meideverhalten zu zeigen.
Ich habe jedenfalls noch kein tatsächlich sinniges Argument "pro Alphawurf", ausgeführt vom Menschen, gehört, das ich tatsächlich verstehen könnte. Situativ ist das im Regelfall völliger Käse.