Hallo Foxymaus!
Ich danke dir für deine ausführliche Antwort und sehe sie keinesfalls als Kritik! Du bist konstruktiv, zeigst Schwachstellen auf und bietest Hilfestellungen an. Und aus diesem Grund suche ich hier auch nach Hilfe. Da bekanntlich 4 Augen+ mehr sehen als 2. Also danke für deine Zeit und deinen Rat!
Lille ist unser 5. Hund. Wir sind also keine blutigen „Anfänger“. Jeder unsere Hunde war natürlich verschieden und die drei aus dem TS natürlich auch nochmal ganz andere Hausnummer als die ersten beiden vom Züchter. Bisher haben wir immer alle Probleme gut in den Griff bekommen. Auch wenn einiges mitunter Jahre gebraucht hat (unsere zwei letzten Hündinnen waren schwer misshandelt. Eine war durch ihr Trauma ein Leben lang in gewissen Situationen bissig, die andere hatte viel Angst).
Was ich der Fairness halber sagen muss: in den 3 Wochen die Lille bei uns ist haben sich sicherlich 90% unserer anfänglichen (und verständlichen) Schwierigkeiten absolut gebessert!
Dieses beißen und nicht aufhören zu wollen ist jedoch etwas, mit dem wir vorher nie so extrem konfrontiert waren und was wir absolut nicht wollen (oder es zumindest unterbinden können, wenn die Rangelei zu heftig wird).
Zeichen gibt sie deutlich, bevor ihre Attacke losgeht. Jedoch erfolgen die Anzeichen in dem Augenblick in dem wir uns aufs Sofa setzen wollen und es fast keinen Spielraum zum intervenieren gibt (sie tickt auch nicht jedes Mal aus. Manchmal interessiert es Sie kann davor noch gemütlich auf ihrem Kauknochen katschen: wenn wir uns hinsetzten hält sie inne und dann sprintet sie los. Anfangs war es spielerisch, sie hat dann ihren Hintern in die Luft gestreckt und ist mit den Vorderpfoten „tänzelnd“ zum Sofa gesprintet. Inzwischen weiß sie, dass sie nicht aufs Sofa darf und nun habe ich das Gefühl, dass sie diese Regel regelmäßig austesten muss. Draußen ist der Auslöser, wenn sie etwas verboten bekommt. Also wenn sie nicht zu einem Hund darf, zu dem sie hingehen möchte oder wie gesagt, wenn die Schleppleine dran ist. Das ist dann eher Übermut und nicht wie der beschriebene Frust wenn sie etwas nicht darf. Ergebnis ist das selbe: bei beidem spielt sie sich hoch und es gibt dann so gut wie keine Möglichkeit sie zu beruhigen.
Anfangs haben wir auch versucht sie mit der Leine von uns wegzuhalten, aber sie hat solch eine enorme Kraft, dass sie in die Leine beißt und uns „näher ranzieht“ (ich kann es nicht besser beschreiben. Sie windet sich und beißt. Manchmal gelingt es uns sie auf Abstand zu halten, aber mit jedem mal wird sie erfinderischer).
Ich danke dir für die Vorschläge mit den Aktivitäten. Das merken wir auch, dass sie geistig mehr ausgelastet werden will. Leider zeigt sie nicht so deutlich wie unsere anderen Hunde, wenn sie überfordert ist. Meine Sorge ist, dass ich durch zu viel Training zu viel zumute. Aber das werden wir mit jeder Woche etwas steigern und schauen, ob es ihr gut bekommt. Suchen findet sie klasse! Und obience auch. Das sind gerade die Energie outlets die wir mit ihr nutzen.
Danke, dass du auch auf die fehlende Sozialisierung eingehst und vor allem die so enorm wichtige Sozialisierungsphase als Welpe! Wir haben das Gefühl, dass sie nie wirkliche Bisshemmung und Umgang mit Artgenossen geschweige denn Menschen erlernt hat. Dafür schlägt sie sich allerdings sehr wacker. Aber auch wir denken, dass dies eine schwer füllbare Lücke hinterlassen hat an der wir nun gemeinsam arbeiten müssen. Und ein leider viel zu häufig übersehenes Problem.
Auf ihr Theater mit dem Springen und beißen gehen wir ein, weil ignorieren dieses Thema nur verschlimmert hat. Das einzige was sie davon abbringt/ unterbrich ist, wenn wir uns distanzieren (also räumlich) oder es einen Reiz von außen gibt. Der Reiz von außen funktioniert jedoch auch nur gelegentlich (bellender Hund, Autohupe,...).
Sie kam als unbeschriebenes Blatt Papier zu uns und hat sich innerhalb der wenigen Wochen zu einer tollen Hündin entwickelt. Üben müssen wir noch viel und oft, aber das geht ja mit jedem neuen „Herdenmitglied“ (Mensch oder Tier) einher.
Hallo Karojaro!
auch danke für deine Hilfestellung. Tatsächlich haben wir einiges ausprobiert und abgewogen: was macht Lille mehr Stress? Ohne Kommando über den Gehweg zu schlendern, die Leine immer wieder zu verkürzen und verlängern, an der Straße mit straffer Leine zu stehen und warte bis die Ampel umspringt.
Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht nur stressfreier sondern auch sicherer ist, sie zu beschäftigen wenn Situationen passieren, in denen sie sich noch nicht vertraut fühlt (Radfahrer, bellende Hunde, Fußgänger mit fehlenderAffinität zu Hunden). Nicht sie muss in dem Augenblick entscheiden wie sie reagiert sonder wir entscheiden es für sie durch positiv verstärkte Ablenkung. Sie liebt es sich Leckerlies zu verdienen und dafür etwas zu tun.
Dass unsere Herangehensweise für sie funktioniert zeigt uns, dass wir seit 1,5 Wochen ohne bellen, gegen das Geschirr springen und sonstiges Theater über den Gehweg gehen können. Wenn Menschen und Hunde kommen verbindet sie es inzwischen mit positiven Ereignissen, denn: es gibt ein Leckerchen für gutes Benehmen. Und deshalb führen wir diese Übung fort. Mit jedem Tag machen wir Fortschritte und müssen inzwischen auch nicht mehr jedes Mal eine kleine Übung abrufen sondern können mit etwas Abstand entspannt an dem meisten vorbeigehen. Sie ist auf uns fixiert, da sie mit Übungen rechnet, wenn ein Außenreiz kommt. Und das ist eine riesige Entwicklung zu vorher, wo sie uns keinerlei Beachtung geschenkt hat und „selber“ führen durfte.
Die Straße stellt für sie sicherlich eine spannende Situation dar, weil sie Autos liebt und mit vielen Reizen umgehen muss. Negativer Stress ist es für sie jedoch nicht. Das war es zu Anfang, als es noch einen konkreten Fahrplan und keine Anweisung unsererseits gab. Ich habe das Gefühl, dass sie die Straße sogar weitaus spannender findet als die Felder. Aber das wäre uns noch zu viel Stress. Und man muss beides abwiegen: wann färbt unser Stress auf sie ab. Also machen wir das nach: Versuch und Irrtum. Wenn wir merken, dass sie mit etwas noch nicht umgehen kann, dann beginnen wir halt wieder 3 Schritte vorher und tasten uns voran.
Mit unseren Übungen überfordern wie sie glaube ich nicht, das sind kurze Intervalle am Tag und wir merken enorm, dass die Kopfarbeit will, braucht und vor allem fordert! Aber ich habe Sorge, dass wir zu lange mit ihr spazieren. Wir testen gerade wie sie sich mit kleineren Runden verhält.
Hund sein und selber erkunden darf sie auf den Feldern. Dort trifft sie auch auf Radfahrer, Hunde und Menschen und hat etwas mehr Selbstbestimmung als an der Straße. Doch selbst da muss sie gezügelt werden, da sie stürmisch und überschwänglich ist und das findet bekanntlich nicht jeder so angenehm.
Das sind auch nicht unsere Baustellen. Das meistern wir und sie sehr gut und mit den Fortschritten sind wir mehr als nur zufrieden in der kurzen Zeit. Das einzig extreme Problem ist das beißen. Und da wissen wir nicht ob das überschüssige Energie ist, Frust oder Müdigkeit die sie nicht zulassen kann. Da es jedoch in verschiedenen Situationen auftritt erkennen wir noch nicht zu 100% was diese Attacken auslöst
oder was wir tun können um sie zu besänftigen/ pegeln ...