Ich fand sehr lobenswert, dass erwähnt wurde, dass Zoos nicht automatisch toll sind, nur weil man da als Kind mit Mami und Papi hingewaschtelt ist und es so wieso früher immer "alle" so gemacht haben. Es wurde erklärt, dass die Zoos in vielen Fällen den Ansprüchen der dort lebenden Tieren nicht gerecht wird und nicht gerecht werden kann. Ebenso meine ich wurde genauso gesagt, dass es zwar toll ist, dass die Tiere beschäftigt werden durch Clickern, aber sie eben nur einen gebrenzten Zeitraum am Tag damit beschäftigt werden und den Rest sich wieder selbst überlassen sind und manchmal vielleicht noch mit Futterspielen bespaßt werden. Mir persönlich gefällt, dass diese kritischen Punkte angesprochen werden - ganz offen im Fernsehen. Ich denke viele, die nicht in der Forenwelt oder ähnlichem herumtoben, machen sich darüber immer noch keine oder aber zu wenige Gedanken und sehen eben nur den Faktor das Kind und sich unterhalten zu können.
Fand ich auch gut, dass das mal im Fernsehen angesprochen wird. Aber es war mir nicht differenziert genug:
1) Der Zoodirektor hat gesagt, Zoos seien die einzige Möglichkeit, Menschen wirklich für Tiere und deren Schutz zu begeistern. Martin hat das hinterher einfach platt gemacht, von wegen, wenn es den Tieren dort aber schlecht gehe, begeistere das doch niemanden, das sei doch Schwachsinn (natürlich nicht im Wortlaut, aber sinngemäß hat er es so in der Art gesagt).
Ich glaube, der Zoodirektor hat nicht ganz Unrecht. Es mag nicht DIE EINZIGE Möglichkeit sein. Aber wenn ich mir vorstelle, Zoos würden verboten, und alle Kinder könnten exotische Tiere ab jetzt nur noch auf Fotos oder in Fernsehdokumentation sehen... Ich glaube nicht, dass dadurch die Bereitschaft der heranwachsenden Generation steigen würde, die Tiere zu schützen. Ich bin davon überzeugt, dass man nur bereit ist, etwas zu schützen, das man auch zu einem gewissen Grade kennt. Und "Kennen" von Fotos reicht da glaub ich nicht aus.
Ich denke, die Gretchenfrage lautet: Können wir es verantworten, dass es einer kleinen Anzahl von Individuen einer Art nicht so gut geht, wenn dafür die Art als Ganzes erhalten/gerettet werden kann? Wenn dafür viele andere Individuen derselben Art in Freiheit leben können, was sonst nicht möglich wäre?
Ich würde diese Frage jetzt nicht uneingeschränkt mit Ja beantworten. Ich finde, die Antwort hängt auch sehr, sehr stark davon ab, WIE gut bzw. schlecht es den Zootieren geht. Aber dass Martin die Frage kategorisch mit Nein beantwortet, finde ich persönlich nicht zu Ende gedacht.
2) Die Tiertrainerin betonte auf Martins Kritik hin immer wieder nur, dass das Clickertraining den Tieren so toll helfen würde. Das finde ich überhaupt nicht. Natürlich ist es viel, viel, viel besser, als wenn sich gar nicht mit ihnen beschäftigt würde. Aber ich finde es doch für ein Zootier eine relativ "unnatürliche" Art der mentalen Auslastung. Dass die Tiere damit auf Transporte oder tierärztliche Untersuchungen vorbereitet werden, finde ich absolut sinnvoll. Aber das als die super Lösung hinzustellen, mit der alle Zootiere glücklich werden, finde ich nicht in Ordnung. Martin hat das ja revidiert, indem er klargestellt hat, dass er Zoos trotzdem bescheiden findet. Aber ich finde, es hätte in der Sendung noch deutlicher gemacht werden müssen, dass naturnahe, große Gehege auch enorm wichtig sind, ebenso wie eine der Sozialform der Tierart angepasste Haltung (Einzel- vs. Gruppenhaltung). Und wenn ein Zoo, wie in Berlin, mitten in der Stadt liegt, und keinen Platz für größere Gehege hat, dann müsste man halt mal überlegen, langfristig ein paar Arten rauszuschmeißen. Dann kann man eben nicht der artenreichste Zoo Europas sein, wenn man keinen Platz hat, um die vielen Arten halbwegs artgerecht zu halten....
Diese beiden Aspekte kamen mir in der Sendung ein bisschen zu kurz. Aber dass die kritische Seite von Zoos mal beleuchtet wurde, fand ich grundsätzlich auch nicht verkehrt.
Liebe Grüße,
Amica