- Erster Hund
- Kira, Mix (13)
- Zweiter Hund
- Murphy, Havanese (2)
Jedenfalls finde ich es immer wieder spannend, wenn ich so pauschal dieses Vertrauensargument höre. Vor allem in Kombination mit der Aussage, wenn man den Hund schon als Welpen bekommen hat habe man es ja wohl definitiv als Halter verbockt. Anfangs hat mich das immer sehr verletzt, mittlerweile reagiere ich eher mit einem inneren Augenrollen und dem Gedanken, "na ihr werdet es schon wissen..." Mal so gesagt: Ich habe einen Welpen übernommen, der sich nicht anfassen lassen wollte, die Krise gekriegt hat wenn ich nach ihm gegriffen habe, fremde Menschen überhaupt extrem suspekt fand und schon schreiend losschoss, wenn jemand auch nur in seine Richtung kam oder ihn gar ansah. Ihn auf den Arm nehmen lässt er sich mittlerweile entspannt gefallen, aber Sicherheit gibt es ihm nicht - es ist eher so, dass er gelernt hat, es ist nix schlimmes. Dass ich mit diesem Hund mittlerweile alles machen kann, er beim TA sich alles gefallen lässt so lange ich nur an seinem Kopf bin, und er sich in noch denkfähigen Momenten immer sehr an mir orientiert und rückfragt, sehe ich als persönlichen Ritterschlag. Denn das Urvertrauen fehlt ihm halt völlig, er musste alles mühsam nachlernen.
Und ich finde es mittlerweile irritierend, dass du jedes einzelne Wort immer auf dich und Sandor beziehst.
Nochmal, mir war erstens nicht klar, dass du ihn schon mit 12 Wochen übernommen hast und ich würde mal sagen, dass es nicht die Regel ist, dass Welpen derart verstört sind, wenn man sie vom Züchter übernimmt.
Zweitens geht es hier in diesem Thema eigentlich nicht um dich und Sandor, sondern um diese eine Folge von Rütter und Molly (viel mehr habe ich bisher auch nicht von ihm gesehen).
Und da muss man nun kein Psychologe sein um zu sehen, dass die Frauchen von Molly dieser bis dato den Aspekt Grenzen setzen (für mich ein Teil von Führung) vorenthalten haben, sondern sie vielmehr (wie zumindest die eine immer wieder betont), als ihr ständiges kleines Baby betrachteten.
Was hier kritisiert wurde, dass Rütter zuerst mal sehen wollte, wie Molly überhaupt reagiert, wenn sie in ihre Grenzen verwiesen wird, finde ich dagegen absolut in Ordnung und dazu stehe ich auch. Zumal dieses Grenzen verweisen "nur" darin bestand, dass sie ein lautes "Schluss" hörte und derjenige, den sie zuvor attackieren wollte, auf sie zuging.
Klar ist sie dann mal erschrocken, als ihr das übliche Verhalten nicht durchging und sich da mal jemand zur Wehr setzte.
Finde ich jedenfalls absolut angemessen.
So furchtbar schien der Schock ja auch nicht zu sein, weil sie es danach gleich noch mal versuchte und erst dann realisierte, dass sie hier mit ihrem üblichen Verhalten nicht weiterkommt.
Außerdem wurde sie nicht in dieser Schrecksituation gelassen, sondern sofort im Anschluss zeigte ihr "der böse Gegner", dass es nix zu befürchten gibt, macht sich klein, lockt sie und Molly versteht das sehr gut.
Ich finde den Hype, den dieses in meinen Augen richtige Verhalten hier auslöst, einfach nur lächerlich.
Das ist kein böses aversives Training, sondern Molly erfährt ganz natürliche Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens und sofort danach, dass alles wieder gut ist, wenn sie sich richtig verhält.
Würde in der Tierwelt genauso laufen und hier hat Molly innerhalb von Minuten etwas Entscheidendes begriffen.
Vor allem wurde sie, zwar mit einem kleinen Schock für sie, recht schnell aus dem gewohnheitsmäßigen Verhalten befreit und ihr wurde direkt danach gezeigt, dass die Situation eigentlich ganz locker ist und es keinen Grund für Aggression gibt.
Wie das mit Sandor war und was und warum spielt dafür eigentlich gar keine Rolle. Kann ich nicht beurteilen (und habe ich auch nicht, soweit ich mich entsinne), weil ich ihn überhaupt nicht kenne und dich auch nicht.
Aber ich urteile über das, was ich in diesem kurzen Filmchen gesehen habe und da sehe ich zwei Frauchen, die alles seinen Gang gehen ließen ohne auch nur einmal einzugreifen und einen Hund, der sehr effektiv und schnell aus einem auch für ihn belastenden Verhalten rausgeholt wurde mit absolut nachvollziehbaren und annehmbaren Maßnahmen.
Und wenn mir dann jemand erzählen will, ich hätte es ja schließlich auch selbst verbockt und Sandors Vertrauen verspielt wenn er nicht automatisch bei mir Schutz sucht, oder in Überlastungssituationen wieder in alte Muster fällt - na ja, mag jeder seine Arroganz genießen so lange er kann.
Ich weiß nicht wen du damit jetzt wieder meinst, aber eigentlich geht es hier nicht um Sandor und dich.
Sondern um Molly und die beiden Frauen, wie sie sich im Film darstellen.
Und da hat Rütter am Ende doch einiges erreicht und ich vermute (wissen kann ich es natürlich nicht), dass ein nicht unerheblicher Anteil darin bestand, dass die beiden Frauen mal anfingen zu artikulieren, was geht und was nicht geht.
Und wenn das plötzlich so gut funktioniert, dann liegt die Vermutung nahe, dass es erst gar nicht so weit gekommen wäre, wenn sie Molly von Anfang an gezeigt hätten, wo eine Grenze ist.
Und so sensibel wie Molly zu sein scheint, hätte es dafür gar nicht viel gebraucht.
Nur, man hätte es überhaupt mal tun müssen.
Dass Sandor ein anderes Kaliber ist und schon als Welpe verstört war, kann man genauso wenig auf alle anderen Welpen übertragen wie die These, dass alle Welpen vertrauensselig sind.
Und so wie die beiden Frauen auftraten, habe ich den deutlichen Eindruck, dass Molly ein ganz normaler Welpe war.
Und das kann man in deinen Augen nur mit Maßregelungen und Deckelung? Führung übernehmen bzw. Grenzen setzen heißt nicht automatisch, dass man negativ arbeiten muss. Und das hat nichts damit zu tun, ob der Hund so übernommen wurde oder sich so bei einem von Anfang an entwickelt hat, weil die Halter da leider versagt haben.
Ich kann durchaus auch mal ne Ansage machen und meinem Hund derbe Grenzen setzen - das muss ich aber nicht in Form von Hund einschüchtern und negativ deckeln.
Langsam frage ich mich, ob wir denselben Film gesehen haben.
Molly bekam eine einzige laute Ansage und dann ist der Mann auf sie zugelaufen.
Etwas, das ich ständig bei all den Tutnixen machen, die in Kira reinbrettern wollen, nur mal nebenbei erwähnt.
Nichts anderes als das, was du sagst, nämlich eine Ansage machen und eine derbe Grenze setzen, hat Rütter bei Molly veranlasst.
Direkt danach hat er den Mann angewiesen, sie freundlich zu locken, sich klein zu machen und ihr zu zeigen, dass eigentlich alles in Ordnung ist.
Weder wird sie ständig eingeschüchtert noch dauernd negativ gedeckelt, wo hast du das her?
Und mich hinzustellen als wäre ich der Terminator in Person, obwohl ich mich relativ ähnlich verhalte wie du, nach dem was ich gelesen habe, finde ich auch nicht besonders toll.
Und um deine Frage zu beantworten, nein, Führung bedeutet natürlich nicht, dass man nur einschränkt und Ansagen macht, aber wenn man führt, muss man das ab und an tun, genau wie du auch des öfteren geschrieben hast.
Und genau das hat Rütter bei Molly , nach meiner Meinung erstmalig in ihrem Leben, getan.
Und er hatte Recht damit.
Führung heißt, dass der Hund lernt, einem zu vertrauen. Das erreiche ich in erster Linie durch Bindungsaufbau. Dadurch, dass ich Zeit mit dem Hund verbringe, mit ihm spiele, ihm seine Ressourcen sichere (Futter, sicherer Platz zum Schlafen, Zuneigung).
Das erreiche ich ebenfalls dadurch, dass er einen sicheren Rahmen hat. Er bekommt dreimal am Tag Futter, wir gehen zusammen raus und ich zeige ihm die Welt. Je nach Hund in unterschiedlichem Tempo.
Hat er Angst, versuche ich, ihm die Angst zu nehmen und ihm zu zeigen, dass er bei mir Schutz findet.
Ich gestalte die Spaziergänge möglichst interessant, gehe mit dem Hund, statt nur nebenher.
Und benimmt er sich daneben, dann zeige ich ihm das, genau wie du gesagt hast. Ich sage das entsprechende Markerwort (bei mir nein) in ruhigem bestimmten Ton. Hält er sich nicht dran, folgt eine Konsequenz, je nach Situation. Das kann ein Brüller sein, das kann ein körperliches Einschränken sein. Nix anderes als das was du tust und was auch Rütter getan hat.
Und was, nach dem was ich gesehen habe, die beiden Frauen bisher nicht getan haben.
Nichts anderes schreibe ich hier seit einigen Seiten und deshalb bin ich kein Mensch, der nur aversiv arbeitet.
Die geballte Kritik an dem in diesem Film gezeigten Vorgehen von Rütter verstehe ich jedenfalls nicht, und weißt du was, ich bin arrogant genug zu meinen, dass das auch gut so ist.