Benutzer593
Gast
Nachdem ich gebeten wurde, meine Vorgehensweise zum Training bei jagenden Hunden zu teilen, habe ich versucht die wichtigsten Aspekte hier zusammenzufassen. Ich habe hohe Ansprüche an meine Hunde, was das nicht Jagen angeht, insofern stecke ich in diesen Punkt auch wirklich viel Zeit und wirklich viel Mühe. Viele Punkte sollten eigentlich bekannt sein, manche evtl. nicht.
Es ist für mich gar nicht so einfach alles, was zum Freilauf meiner Hunde beiträgt in eine Struktur zu bringen – da einfach mehrere Komponenten dafür wichtig sind und es gar nicht so einfach ist, das in meinem Kopf zu ordnen. Die Reihenfolge, in der ich sie aufschreibe, haben nichts mit Wertigkeit zu tun. Ich schreibe sie so auf, wie sie mir in den Sinn kommen. Des Weiteren ist es üblicherweise nicht nötig alle Komponenten bei jedem Hund anzuwenden. Bei manchen macht dieses mehr Sinn, bei anderen jenes - wer gerne nachahmen möchte, sollte dies somit mit Verstand und an seinen Hund angepasst tun. Sollten Fragen aufkommen, werde ich mir natürlich Mühe geben sie zu beantworten.
1) Absicherung:
Die Hunde sollen so gut wie möglich KEINEN Erfolg haben, hinter einem jagdbaren Objekt herzugehen. In diesem Fall reicht eine völlig passive Nutzung der Schleppleine, sie sichert schlicht und ergreifend den Hund.
Was machen, wenn der Hund bei Wildsichtung an der Schleppe tobt?
Ich lasse Hunde nicht in der Schleppe toben und hänge hinten dran, bis sie sich von selbst beruhigen, sondern wende mich dann üblicherweise um und gehe in die andere Richtung – ich nehme den Hund, der an der Schleppe üblicherweise am Geschirr hängt, einfach mit. Beruhigt sich der Hund und kann sich wieder auf mich konzentrieren, obwohl es drüben noch spannend wäre, wird er dafür belohnt. Belohnt, nicht gelockt! Solange ein Hund tobt, gehe ich einfach nur mit ihm im Schlepptau in die andere Richtung – ich mache mich nicht zum Hampelmann, versuche ihn nicht mit Futter oder Spielzeug zu locken oder Ähnliches. Ich gebe auch keine Kommandos (würde eh nix bringen). Erst, wenn er sich von selbst vom Reiz abwenden kann, gibt es dafür eine Belohnung. Je weniger er für seine Verhältnisse! getobt hat und je schneller er sich für seine Verhältnisse! umorientieren konnte, umso hochwertiger ist die Belohnung.
Wer den Hund nicht hinter sich herziehen möchte, kann an sich auch stehen bleiben – dann würde ich aber viel Wert auf gut gesetzte Belohnungen legen. Ich gehe deshalb weg, weil ich möchte, dass der Hund möglichst wenig Zeit dafür hat, sich in seine Toberei reinzusteigern. Wenn ich weggehe, ist meist auch der Reiz schneller weg und es findet schon rein räumlich eine Art Umorientierung statt.
2) Am Weg bleiben:
Ein kontroverses Thema, da nicht jeder möchte, dass der eigene Hund nur auf dem Weg laufen muss. Ich persönlich bevorzuge diese Variante, da so zum Einen die Wahrscheinlichkeit verringert wird, dass die Hunde ständig was hoch stöbern und zum Anderen diese Grenze des Wegesrandes irgendwann auch etwas wird, das die Hunde auch beim Drang zum Hetzen ein wenig!!! stoppt. Wenn ich möchte, dass meine Hunde mal herumfetzen, suche ich mir eine schön übersichtliche Wiese und gehe mit ihnen aktiv da drauf – dann dürfen sie dort auch laufen.
Die Schleppleine leistet auch hier recht gute Dienste, da man von Beginn an ständiges Abschweifen ins Feld mit der Leinenlänge (und somit mit wenig Ärger und wenig Fehlschlägen) quasi nebenbei unterbinden kann. Zusätzlich dazu lernen meine Hunde ein „Raus da“, mit dem ich sie aktiv aus dem Feld schicke, wenn ich es mal übersehen habe.
Und nachdem das Wichtigste am Schluss kommt und gerne vergessen wird. Bei Hunden, für die es neu ist, dass sie am Weg bleiben, sollte man das Loben nicht vergessen. Man sieht den Hunden oft an, wenn sie gerne da rüber abbiegen möchten, sich dann aber anders entscheiden. Diese Leistung darf man bitte auch zumindest verbal, ab und an auch mal mit etwas Futter belohnen. Ein „raus da“ belohne ich aber ausschließlich verbal, da ich nicht möchte, dass ein gewitzter Hund eine Verhaltenskette entwickelt, in der er zuerst ins Feld läuft, um mit einem „raus da“ Futter abzustauben.
Ich denke, dass dieser Punkt kein unabdingbarer Bestandteil eines Trainings sein muss, wenn man es wirklich nicht möchte, dass die Hunde nur am Weg laufen. Aber ich denke, es ist eine größere Hilfe, als manch einer glauben mag.
1) Radius, Aufmerksamkeit & Bewegungseinschränkung:
Ich möchte eigentlich immer, dass meine Hunde sich in einem gewissen Radius zu mir aufhalten. Mit einer Schleppleine ist der Radius nicht besonders groß und wie er entsteht ist hoffentlich selbsterklärend, allerdings finde ich es auch sinnvoller, die Grenzen anfangs enger zu stecken und anschließend auszuweiten als umgekehrt. Mein Endradius ist deutlich größer als ein Schleppleinenradius.
Weiters möchte ich, dass meine Hunde auf einem Spaziergang soweit geistig bei mir sind, dass sie zumindest halbwegs mitkriegen, was ich da hinten/vorne/drüben tue. Sie müssen mir nicht an den Lippen hängen, aber ich möchte auch nicht völlig Luft sein. Bei vielen Hunden ist das vorneherein kein Problem, bei manchen reicht, wenn man die Aufmerksamkeit gezielt mit Lob und Futter bestätigt, bei so manchem Jäger, der draußen nur noch in seiner Welt von Spuren & potentiellem Jagdmaterial lebt, hat man da dann allerdings wenig Chancen, weil diese einen draußen buchstäblich nur noch mit dem Arsch anschauen. In letzterem Fall nutze ich Radius gegen Aufmerksamkeit – du kannst mich auch mal anschauen und dich dabei halbwegs zusammenreißen = deine Leine wird länger. Du drehst dich nur in deinen Jagdwahn und ich bin nur noch Luft = die Leine wird kurz, im schlimmsten Fall gehst du neben meinem Knie. Man sollte diese Art der Bewegungseinschränkung durchaus mit Sorgfalt einsetzen, da dies nicht ausschließlich nett ist. Bei den meisten Hunden wird in meinen Augen ein einfaches Bestätigen von Aufmerksamkeit + ab und an mal Leine kürzer nehmen, wenn es gar nicht geht, reichen. Später ohne Leine kann man auch mal aktiv anleinen, wenn zu wenig Aufmerksamkeit da ist. Wer gerne danach strebt, dass der Hund seine Leine liebt, sollte jedoch bedenken, dass in diesem Fall die Leine eine Form von Strafe darstellt. Meine Hunde hassen Leine nicht, aber natürlich finden sie ohne Leine zu sein besser. Der Hund, der Leine lustigerweise am Wenigsten mag ist Mia – sie hatte wohl von all meinen Hunden die wenigste Zeit ihres Lebens eine Leine dran und dass sie wegen fehlender Aufmerksamkeit angeleint wurde, ist glaub ich noch nie vorgekommen :happy33:
Ich habe bei Loomie damals das volle Programm durchgezogen – hab ich sonst noch nie in der Form gebraucht. Die musste sich jeden Meter mit Aufmerksamkeit erarbeiten. Dabei gab es für gute Aufmerksamkeit natürlich auch das volle Programm an Bestätigung, nicht nur längere Leine. Das kann durchaus anstrengend für Mensch und Hund werden, weshalb ich in dieser Zeit die aktiven Zeiten der wirklichen Spaziergänge stark eingegrenzt habe. Dafür wurde Loomie anders beschäftigt, wir haben dafür aber auch ausreichend Möglichkeiten. Sie ging Dummies suchen, hat am Rad gezogen, ist im umzäunten Gebiet (unser Rettungshundeplatz ist nur 5km entfernt) mit anderen Hunden gelaufen (andere Hunde hab ich ja auch ausreichend :happy33: ) und wurde auch geistig mit UO-Arbeit gefordert,... Zusätzlich dazu war es bei Loomie auch Arbeit sie an neue Orte, Menschen, etc. zu gewöhnen – der Hund ist in ihrer Anfangszeit ja aus dem Auto ausgestiegen und hat schon prophylaktisch gekeifft, bevor die Pfoten am Boden waren. Sie war also ganz sicher nicht unterbeschäftigt :zwinkern2:
4) Impulskontrolle:
Sollte den Begriff jemand nicht kennen – Impulskontrolle ist die Fähigkeit sich zurückzunehmen, obwohl man etwas tun möchte. Wenn mir jemand tierisch auf die Nerven geht und ich ihn dennoch freundlich anlächle, habe ich also gute Impulskontrolle bewiesen. Vieles davon fließt bei mir eigentlich im Alltag ein. Ich finde es äußerst störend, wenn Hunde sich auf jeden Brösel, der mir runter fällt, hysterisch stürzen, in diesem Sinne blocke ich das ab und sollte es jemandem besonders schwer fallen, wird das liegen lassen von Futter direkt vor der eigenen Nase natürlich auch einfach mal geübt. Aktiv üben kann man auch, dass Bälle und ähnliche Gegenstände, die Fliegen erst nach Kommando geholt werden können und auch eine Reizangel soll da gute Dienste leisten, wobei ich noch nie eine besaß oder genutzt habe.
Beim Spaziergang selbst bestätige ich ALLES, wo der Hund normalerweise nachsetzen würde und es aber evtl. für einen kurzen Moment nicht tut. Und das bestätige ich so hochwertig, wie es mir nur irgendwie möglich ist. Wenn also Hund bei einer Wildsichtung einmal und sei es nur für ein paar Sekunden, nicht nachsetzt, wird das bestätigt. Wenn man gut bestätigt, hält man ihn so nebenbei auch vom hinterhergehen ab. Wenn der Hund dann aber beschließt, doch noch hinterher zu gehen, breche ich meine Bestätigung sofort ab. Ohne Ausnahme. Wenn der Hund im Training schon weiter ist, baue ich das aus und beginne erst dann zu bestätigen, wenn er nicht nur nicht nachsetzt, sondern es schafft den Blick abzuwenden und sich zu mir umzusehen.
Ich finde diesen Punkt besonders wichtig. Es ist genau das, was ich vom Hund will – ich will, dass er nicht hinterher geht und ich will, dass er sich zu mir wendet. Hab ich diesen Fuß in der Türe, wird alles leichter. Ich würde bei einem Hund, der in dieser Phase noch Probleme hat auch kein Kommando in der Situation Wildsichtung geben. Das bringt genau gar nichts außer, dass ich mir mein Kommando versaue. Ebenso werde ich in dieser Situation nicht locken oder mich zum Hampelmann machen (es sei denn es ist ein Notfall und wird Schlimmeres verhindern). Ich möchte, dass der Hund von sich aus stehen bleibt und sich zu mir umwendet. Wenn er das tut, gibt es Party!
5) Abbruchsignal:
Ein Abbruchsignal ist ein Kommando, bei dem der Hund aufhören soll mit allem was auch immer er gerade macht. Bei uns ist das ein simples „Nein“. „Nein“ ist bei mir eines der hochwertigsten Kommandos die ich habe, entsprechend sorgfältig sollte es eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Versionen wie man einem Hund die Grundidee eines Abbruchsignals beibringt, das darf sich jeder gerne selbst ergooglen. Das Entscheidende in weiterer Folge ist, dass man sicher stellt, dass zum Einen das Kommando nur gesagt wird, wenn er Hund es idealerweise befolgen kann und zum Anderen, sollte man sich diesbezüglich verschätzen, die Situation zumindest so gestellt ist, dass man den Hund an seiner Aktion hindern und ihn dazu bringen kann, abzubrechen. Der dritte wichtige Punkt ist, wahrscheinlich der wichtigste von allen, ist, dass das sofortige Abbrechen einer Aktion nach einem Abbruchsignal eine tolle Leistung ist und egal wie sauer man vielleicht gerade auch sein sollte – der Hund wird dafür hochwertig belohnt!
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei vielen Hunden leichter ist einen bereits losstartenden Hund mit einem „Nein“ zu stoppen, als zu versuchen ihn mit einem Rückruf zu sich zu holen. Sollten Cira und Cotya doch mal ansetzen hinterher zu gehen, gibt es ein „Nein“. Je nach Situation gehen wir dann entweder einfach weiter oder ich lasse ihnen etwas Zeit, bevor ich sie dann zu mir rufe. Das hat mal ein wenig Verwirrung bei uns Zuhause gestiftet, da es Martin passiert war, dass ihm Cira 2x recht knapp hintereinander einen hoch gehenden Hasen nachlief und ich ein paar Tage danach überhaupt keine Probleme hatte. Im Gespräch bemerkten wir dann, dass er versuchte sie zu sich zu rufen, wo ich einfach nur ein „Nein“ gebe. Seitdem hat auch Martin keine Probleme mehr…
6) Rückruf:
Wie man einen Rückruf üblicherweise aufbaut, sollte in einem Hundeforum auch bekannt sein, bzw. darf sich das auch jeder gerne ergooglen. Auch hier halte ich es für enorm wichtig, dass man ausschließlich ruft, wenn man auch sicherstellen kann, dass der Hund dann kommt. Ich übe Rückruf unter schwierigen Bedingungen eigentlich fast ausschließlich im eingezäunten Gebiet. Auf die Situation, dass ein Hund, der noch nicht soweit ist, im Freilauf am schwierigen Rückruf scheitert, lasse ich mich üblicherweise nicht ein. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen viel zu lasch, was das angeht und das merkt man dann auch am mäßig funktionierenden Rückruf – ich nehme mich da auch selbst nicht aus, manchmal könnte auch unser Rückruf etwas besser sein (zB. neige ich 2-3x zu rufen, was meine Hunde natürlich schamlos ausnutzen :happy33: ). In der Wild-Situation nutze ich den Rückruf eigentlich nur bei Mia. Frau Collie hat in dieser Situation (in anderen lustigerweise weniger) einen tadellosen Rückruf und sollte sie wirklich mal durchstarten, wird sie gerufen und gut ist’s. Dass das auch entsprechend belohnt wird, ist auch klar :zwinkern2:
Das wären mal so die Dinge, die mir einfallen. Die Grundlage des Ganzen sind die Grundlagen ordentlichen Trainings…
a) Agieren und dadurch unerwünschtes Verhalten im Vorhinein verhindern
b) Richtiges Verhalten schon im Ansatz erkennen und zeitgerecht + angemessen belohnen
c) Konsequentes Umsetzen von Kommandos
Wie gesagt, all das muss nicht immer und für jeden Hund angewendet werden. Für den Einen wird dieses besser passen für den anderen Jenes.
Bei meinen Hunden waren auch unterschiedliche Dinge wichtig
Mia – kennt ein gutes Nein und hat einen guten Rückruf, bei ihr brauchte ich selten bis gar nicht absichern & wir haben ein wenig Impulskontrolle trainiert. Aufmerksamkeit & Radius hat dieser Hund nicht lernen müssen. Das macht sie von sich aus, wobei ich es natürlich dennoch immer wieder mal bestätige.
Cira & Cotya – Wurden anfangs abgesichert, wurden aktiv für Stehenbleiben bestätigt, wobei ich nie irgendwo zuhause Impulskontrolle mit ihnen geübt habe, sie mussten lernen einen gewissen Radius einzuhalten und sich auf mich konzentrieren, allerdings reichten dafür Futter, gemeinsames Laufen und Spielen und regelmäßiges Richtungwechseln (das steht nicht oben, sollte aber jeder als Aufmerksamkeitsübung kennen). Bewegungseinschränkungen erfahren sie selten – ab und an wird mal einer angeleint, wenn er völlig über die Stränge schlägt. Sie kennen ein gutes Nein und der Rückruf ist denke ich ganz in Ordnung…
Loomie – beim tauben Hund kann ich mit Abbruchsignal und Rückruf nicht viel anfangen. Der Hund lief lange gesichert, hat ein mir bis dato unbekanntes Maß an Bewegungseinschränkung bekommen bis sie sich halbwegs einkriegen konnte und wir haben richtig, richtig viel an der Impulskontrolle und dem selbstständigen Abwenden von Wild gearbeitet. Bei ihr hab ich da wirklich jeden Furz bestätigt. Bei Loomie habe ich aktuell die Situation, dass sie dafür sehr stark an mir orientiert ist und recht viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung einfordert. Ich bin derzeit im Versuch das beizeiten auszuschleichen und fände es schön, wenn wir das noch schaffen. Wenn das aber der Preis dafür ist, dass mein tauber Vollblutjäger zuverlässig frei laufen kann, dann nehme ich das zur Not auch :zwinkern2:
Alle meine Hunde bleiben auf Spaziergängen am Weg… das ist bei mir einfach Standard :denken24:
Es ist für mich gar nicht so einfach alles, was zum Freilauf meiner Hunde beiträgt in eine Struktur zu bringen – da einfach mehrere Komponenten dafür wichtig sind und es gar nicht so einfach ist, das in meinem Kopf zu ordnen. Die Reihenfolge, in der ich sie aufschreibe, haben nichts mit Wertigkeit zu tun. Ich schreibe sie so auf, wie sie mir in den Sinn kommen. Des Weiteren ist es üblicherweise nicht nötig alle Komponenten bei jedem Hund anzuwenden. Bei manchen macht dieses mehr Sinn, bei anderen jenes - wer gerne nachahmen möchte, sollte dies somit mit Verstand und an seinen Hund angepasst tun. Sollten Fragen aufkommen, werde ich mir natürlich Mühe geben sie zu beantworten.
1) Absicherung:
Die Hunde sollen so gut wie möglich KEINEN Erfolg haben, hinter einem jagdbaren Objekt herzugehen. In diesem Fall reicht eine völlig passive Nutzung der Schleppleine, sie sichert schlicht und ergreifend den Hund.
Was machen, wenn der Hund bei Wildsichtung an der Schleppe tobt?
Ich lasse Hunde nicht in der Schleppe toben und hänge hinten dran, bis sie sich von selbst beruhigen, sondern wende mich dann üblicherweise um und gehe in die andere Richtung – ich nehme den Hund, der an der Schleppe üblicherweise am Geschirr hängt, einfach mit. Beruhigt sich der Hund und kann sich wieder auf mich konzentrieren, obwohl es drüben noch spannend wäre, wird er dafür belohnt. Belohnt, nicht gelockt! Solange ein Hund tobt, gehe ich einfach nur mit ihm im Schlepptau in die andere Richtung – ich mache mich nicht zum Hampelmann, versuche ihn nicht mit Futter oder Spielzeug zu locken oder Ähnliches. Ich gebe auch keine Kommandos (würde eh nix bringen). Erst, wenn er sich von selbst vom Reiz abwenden kann, gibt es dafür eine Belohnung. Je weniger er für seine Verhältnisse! getobt hat und je schneller er sich für seine Verhältnisse! umorientieren konnte, umso hochwertiger ist die Belohnung.
Wer den Hund nicht hinter sich herziehen möchte, kann an sich auch stehen bleiben – dann würde ich aber viel Wert auf gut gesetzte Belohnungen legen. Ich gehe deshalb weg, weil ich möchte, dass der Hund möglichst wenig Zeit dafür hat, sich in seine Toberei reinzusteigern. Wenn ich weggehe, ist meist auch der Reiz schneller weg und es findet schon rein räumlich eine Art Umorientierung statt.
2) Am Weg bleiben:
Ein kontroverses Thema, da nicht jeder möchte, dass der eigene Hund nur auf dem Weg laufen muss. Ich persönlich bevorzuge diese Variante, da so zum Einen die Wahrscheinlichkeit verringert wird, dass die Hunde ständig was hoch stöbern und zum Anderen diese Grenze des Wegesrandes irgendwann auch etwas wird, das die Hunde auch beim Drang zum Hetzen ein wenig!!! stoppt. Wenn ich möchte, dass meine Hunde mal herumfetzen, suche ich mir eine schön übersichtliche Wiese und gehe mit ihnen aktiv da drauf – dann dürfen sie dort auch laufen.
Die Schleppleine leistet auch hier recht gute Dienste, da man von Beginn an ständiges Abschweifen ins Feld mit der Leinenlänge (und somit mit wenig Ärger und wenig Fehlschlägen) quasi nebenbei unterbinden kann. Zusätzlich dazu lernen meine Hunde ein „Raus da“, mit dem ich sie aktiv aus dem Feld schicke, wenn ich es mal übersehen habe.
Und nachdem das Wichtigste am Schluss kommt und gerne vergessen wird. Bei Hunden, für die es neu ist, dass sie am Weg bleiben, sollte man das Loben nicht vergessen. Man sieht den Hunden oft an, wenn sie gerne da rüber abbiegen möchten, sich dann aber anders entscheiden. Diese Leistung darf man bitte auch zumindest verbal, ab und an auch mal mit etwas Futter belohnen. Ein „raus da“ belohne ich aber ausschließlich verbal, da ich nicht möchte, dass ein gewitzter Hund eine Verhaltenskette entwickelt, in der er zuerst ins Feld läuft, um mit einem „raus da“ Futter abzustauben.
Ich denke, dass dieser Punkt kein unabdingbarer Bestandteil eines Trainings sein muss, wenn man es wirklich nicht möchte, dass die Hunde nur am Weg laufen. Aber ich denke, es ist eine größere Hilfe, als manch einer glauben mag.
1) Radius, Aufmerksamkeit & Bewegungseinschränkung:
Ich möchte eigentlich immer, dass meine Hunde sich in einem gewissen Radius zu mir aufhalten. Mit einer Schleppleine ist der Radius nicht besonders groß und wie er entsteht ist hoffentlich selbsterklärend, allerdings finde ich es auch sinnvoller, die Grenzen anfangs enger zu stecken und anschließend auszuweiten als umgekehrt. Mein Endradius ist deutlich größer als ein Schleppleinenradius.
Weiters möchte ich, dass meine Hunde auf einem Spaziergang soweit geistig bei mir sind, dass sie zumindest halbwegs mitkriegen, was ich da hinten/vorne/drüben tue. Sie müssen mir nicht an den Lippen hängen, aber ich möchte auch nicht völlig Luft sein. Bei vielen Hunden ist das vorneherein kein Problem, bei manchen reicht, wenn man die Aufmerksamkeit gezielt mit Lob und Futter bestätigt, bei so manchem Jäger, der draußen nur noch in seiner Welt von Spuren & potentiellem Jagdmaterial lebt, hat man da dann allerdings wenig Chancen, weil diese einen draußen buchstäblich nur noch mit dem Arsch anschauen. In letzterem Fall nutze ich Radius gegen Aufmerksamkeit – du kannst mich auch mal anschauen und dich dabei halbwegs zusammenreißen = deine Leine wird länger. Du drehst dich nur in deinen Jagdwahn und ich bin nur noch Luft = die Leine wird kurz, im schlimmsten Fall gehst du neben meinem Knie. Man sollte diese Art der Bewegungseinschränkung durchaus mit Sorgfalt einsetzen, da dies nicht ausschließlich nett ist. Bei den meisten Hunden wird in meinen Augen ein einfaches Bestätigen von Aufmerksamkeit + ab und an mal Leine kürzer nehmen, wenn es gar nicht geht, reichen. Später ohne Leine kann man auch mal aktiv anleinen, wenn zu wenig Aufmerksamkeit da ist. Wer gerne danach strebt, dass der Hund seine Leine liebt, sollte jedoch bedenken, dass in diesem Fall die Leine eine Form von Strafe darstellt. Meine Hunde hassen Leine nicht, aber natürlich finden sie ohne Leine zu sein besser. Der Hund, der Leine lustigerweise am Wenigsten mag ist Mia – sie hatte wohl von all meinen Hunden die wenigste Zeit ihres Lebens eine Leine dran und dass sie wegen fehlender Aufmerksamkeit angeleint wurde, ist glaub ich noch nie vorgekommen :happy33:
Ich habe bei Loomie damals das volle Programm durchgezogen – hab ich sonst noch nie in der Form gebraucht. Die musste sich jeden Meter mit Aufmerksamkeit erarbeiten. Dabei gab es für gute Aufmerksamkeit natürlich auch das volle Programm an Bestätigung, nicht nur längere Leine. Das kann durchaus anstrengend für Mensch und Hund werden, weshalb ich in dieser Zeit die aktiven Zeiten der wirklichen Spaziergänge stark eingegrenzt habe. Dafür wurde Loomie anders beschäftigt, wir haben dafür aber auch ausreichend Möglichkeiten. Sie ging Dummies suchen, hat am Rad gezogen, ist im umzäunten Gebiet (unser Rettungshundeplatz ist nur 5km entfernt) mit anderen Hunden gelaufen (andere Hunde hab ich ja auch ausreichend :happy33: ) und wurde auch geistig mit UO-Arbeit gefordert,... Zusätzlich dazu war es bei Loomie auch Arbeit sie an neue Orte, Menschen, etc. zu gewöhnen – der Hund ist in ihrer Anfangszeit ja aus dem Auto ausgestiegen und hat schon prophylaktisch gekeifft, bevor die Pfoten am Boden waren. Sie war also ganz sicher nicht unterbeschäftigt :zwinkern2:
4) Impulskontrolle:
Sollte den Begriff jemand nicht kennen – Impulskontrolle ist die Fähigkeit sich zurückzunehmen, obwohl man etwas tun möchte. Wenn mir jemand tierisch auf die Nerven geht und ich ihn dennoch freundlich anlächle, habe ich also gute Impulskontrolle bewiesen. Vieles davon fließt bei mir eigentlich im Alltag ein. Ich finde es äußerst störend, wenn Hunde sich auf jeden Brösel, der mir runter fällt, hysterisch stürzen, in diesem Sinne blocke ich das ab und sollte es jemandem besonders schwer fallen, wird das liegen lassen von Futter direkt vor der eigenen Nase natürlich auch einfach mal geübt. Aktiv üben kann man auch, dass Bälle und ähnliche Gegenstände, die Fliegen erst nach Kommando geholt werden können und auch eine Reizangel soll da gute Dienste leisten, wobei ich noch nie eine besaß oder genutzt habe.
Beim Spaziergang selbst bestätige ich ALLES, wo der Hund normalerweise nachsetzen würde und es aber evtl. für einen kurzen Moment nicht tut. Und das bestätige ich so hochwertig, wie es mir nur irgendwie möglich ist. Wenn also Hund bei einer Wildsichtung einmal und sei es nur für ein paar Sekunden, nicht nachsetzt, wird das bestätigt. Wenn man gut bestätigt, hält man ihn so nebenbei auch vom hinterhergehen ab. Wenn der Hund dann aber beschließt, doch noch hinterher zu gehen, breche ich meine Bestätigung sofort ab. Ohne Ausnahme. Wenn der Hund im Training schon weiter ist, baue ich das aus und beginne erst dann zu bestätigen, wenn er nicht nur nicht nachsetzt, sondern es schafft den Blick abzuwenden und sich zu mir umzusehen.
Ich finde diesen Punkt besonders wichtig. Es ist genau das, was ich vom Hund will – ich will, dass er nicht hinterher geht und ich will, dass er sich zu mir wendet. Hab ich diesen Fuß in der Türe, wird alles leichter. Ich würde bei einem Hund, der in dieser Phase noch Probleme hat auch kein Kommando in der Situation Wildsichtung geben. Das bringt genau gar nichts außer, dass ich mir mein Kommando versaue. Ebenso werde ich in dieser Situation nicht locken oder mich zum Hampelmann machen (es sei denn es ist ein Notfall und wird Schlimmeres verhindern). Ich möchte, dass der Hund von sich aus stehen bleibt und sich zu mir umwendet. Wenn er das tut, gibt es Party!
5) Abbruchsignal:
Ein Abbruchsignal ist ein Kommando, bei dem der Hund aufhören soll mit allem was auch immer er gerade macht. Bei uns ist das ein simples „Nein“. „Nein“ ist bei mir eines der hochwertigsten Kommandos die ich habe, entsprechend sorgfältig sollte es eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Versionen wie man einem Hund die Grundidee eines Abbruchsignals beibringt, das darf sich jeder gerne selbst ergooglen. Das Entscheidende in weiterer Folge ist, dass man sicher stellt, dass zum Einen das Kommando nur gesagt wird, wenn er Hund es idealerweise befolgen kann und zum Anderen, sollte man sich diesbezüglich verschätzen, die Situation zumindest so gestellt ist, dass man den Hund an seiner Aktion hindern und ihn dazu bringen kann, abzubrechen. Der dritte wichtige Punkt ist, wahrscheinlich der wichtigste von allen, ist, dass das sofortige Abbrechen einer Aktion nach einem Abbruchsignal eine tolle Leistung ist und egal wie sauer man vielleicht gerade auch sein sollte – der Hund wird dafür hochwertig belohnt!
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es bei vielen Hunden leichter ist einen bereits losstartenden Hund mit einem „Nein“ zu stoppen, als zu versuchen ihn mit einem Rückruf zu sich zu holen. Sollten Cira und Cotya doch mal ansetzen hinterher zu gehen, gibt es ein „Nein“. Je nach Situation gehen wir dann entweder einfach weiter oder ich lasse ihnen etwas Zeit, bevor ich sie dann zu mir rufe. Das hat mal ein wenig Verwirrung bei uns Zuhause gestiftet, da es Martin passiert war, dass ihm Cira 2x recht knapp hintereinander einen hoch gehenden Hasen nachlief und ich ein paar Tage danach überhaupt keine Probleme hatte. Im Gespräch bemerkten wir dann, dass er versuchte sie zu sich zu rufen, wo ich einfach nur ein „Nein“ gebe. Seitdem hat auch Martin keine Probleme mehr…
6) Rückruf:
Wie man einen Rückruf üblicherweise aufbaut, sollte in einem Hundeforum auch bekannt sein, bzw. darf sich das auch jeder gerne ergooglen. Auch hier halte ich es für enorm wichtig, dass man ausschließlich ruft, wenn man auch sicherstellen kann, dass der Hund dann kommt. Ich übe Rückruf unter schwierigen Bedingungen eigentlich fast ausschließlich im eingezäunten Gebiet. Auf die Situation, dass ein Hund, der noch nicht soweit ist, im Freilauf am schwierigen Rückruf scheitert, lasse ich mich üblicherweise nicht ein. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen viel zu lasch, was das angeht und das merkt man dann auch am mäßig funktionierenden Rückruf – ich nehme mich da auch selbst nicht aus, manchmal könnte auch unser Rückruf etwas besser sein (zB. neige ich 2-3x zu rufen, was meine Hunde natürlich schamlos ausnutzen :happy33: ). In der Wild-Situation nutze ich den Rückruf eigentlich nur bei Mia. Frau Collie hat in dieser Situation (in anderen lustigerweise weniger) einen tadellosen Rückruf und sollte sie wirklich mal durchstarten, wird sie gerufen und gut ist’s. Dass das auch entsprechend belohnt wird, ist auch klar :zwinkern2:
Das wären mal so die Dinge, die mir einfallen. Die Grundlage des Ganzen sind die Grundlagen ordentlichen Trainings…
a) Agieren und dadurch unerwünschtes Verhalten im Vorhinein verhindern
b) Richtiges Verhalten schon im Ansatz erkennen und zeitgerecht + angemessen belohnen
c) Konsequentes Umsetzen von Kommandos
Wie gesagt, all das muss nicht immer und für jeden Hund angewendet werden. Für den Einen wird dieses besser passen für den anderen Jenes.
Bei meinen Hunden waren auch unterschiedliche Dinge wichtig
Mia – kennt ein gutes Nein und hat einen guten Rückruf, bei ihr brauchte ich selten bis gar nicht absichern & wir haben ein wenig Impulskontrolle trainiert. Aufmerksamkeit & Radius hat dieser Hund nicht lernen müssen. Das macht sie von sich aus, wobei ich es natürlich dennoch immer wieder mal bestätige.
Cira & Cotya – Wurden anfangs abgesichert, wurden aktiv für Stehenbleiben bestätigt, wobei ich nie irgendwo zuhause Impulskontrolle mit ihnen geübt habe, sie mussten lernen einen gewissen Radius einzuhalten und sich auf mich konzentrieren, allerdings reichten dafür Futter, gemeinsames Laufen und Spielen und regelmäßiges Richtungwechseln (das steht nicht oben, sollte aber jeder als Aufmerksamkeitsübung kennen). Bewegungseinschränkungen erfahren sie selten – ab und an wird mal einer angeleint, wenn er völlig über die Stränge schlägt. Sie kennen ein gutes Nein und der Rückruf ist denke ich ganz in Ordnung…
Loomie – beim tauben Hund kann ich mit Abbruchsignal und Rückruf nicht viel anfangen. Der Hund lief lange gesichert, hat ein mir bis dato unbekanntes Maß an Bewegungseinschränkung bekommen bis sie sich halbwegs einkriegen konnte und wir haben richtig, richtig viel an der Impulskontrolle und dem selbstständigen Abwenden von Wild gearbeitet. Bei ihr hab ich da wirklich jeden Furz bestätigt. Bei Loomie habe ich aktuell die Situation, dass sie dafür sehr stark an mir orientiert ist und recht viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung einfordert. Ich bin derzeit im Versuch das beizeiten auszuschleichen und fände es schön, wenn wir das noch schaffen. Wenn das aber der Preis dafür ist, dass mein tauber Vollblutjäger zuverlässig frei laufen kann, dann nehme ich das zur Not auch :zwinkern2:
Alle meine Hunde bleiben auf Spaziergängen am Weg… das ist bei mir einfach Standard :denken24: