Aber das für mich "belastende" ist eben diese starke Unruhe, mit der sie auf ihre Umwelt reagiert. Und da wäre ich dann wieder bei meiner Ausgangsfrage angekommen.
Ich habe mich ja gefragt, ob sie deshalb so unruhig ist, weil ihr im Alltag mit mir etwas fehlt (das habe ich dann als "Auslastung" bezeichnet) und was das sein könnte.
So wie du es beschreibst, hört es sich für mich eher so an, als wäre sie noch sehr unsicher und fühlt sich in unbekannten Situationen noch nicht ausreichend sicher bei dir.
Als Kira hier ankam, hatte sie Angst vor Männern, vor Türöffnungen, vor der Treppe und extreme Angst vor Straßenverkehr.
Im Haus suchte sie sich einen Rückzugsort, das war das Gästebett mit Wolldecke in meinem Arbeitszimmer.
Ich ließ die Tür offen stehen, so konnte sie ins Treppenhaus sehen und uns beobachten, hatte im Zimmer aber ihre Ruhe.
Verfressen war sie von Anfang an, so konnte ich sie ganz gut mit Futter in die Küche locken, dafür musste sie schon mal durch 2 Türöffnungen gehen. Nach ein paar Tagen war das dann Routine und sie hat es nach und nach auf alle Türen erweitert.
Anfangs drückte sie sich an der Wand entlang und verließ den Raum, wenn mein Mann im Zimmer war.
Der hat sie dann komplett ignoriert, wir haben sie weder beruhigt, noch sonst irgendein Aufhebens gemacht, sie ist nebenher gelaufen, konnte ins Zimmer, wenn sie wollte, wenn nicht, blieb sie eben im Gästezimmer.
Nach ungefähr einer Woche wurde sie meinem Mann gegenüber sicherer, etwas später legte sich das auch draußen gegenüber anderen Männern.
Die Treppe haben wir sie bei Ankunft hochgetragen, sie blieb dann erst mal ein paar Tage oben, wenn wir raus gehen wollten, sind wir durch die Terassentür oben gegangen, durch den Garten in den Wald.
Wir haben sie auch diesbezüglich einfach machen lassen, sind selber natürlich hoch und runter gelaufen.
Irgendwann hat sie es aus eigenem Antrieb gemacht und von da an war auch das Thema abgehakt.
Der Straßenverkehr dauerte länger.
Wie gesagt, oben raus in den Wald, super, kein Problem
Zur Haustür raus Richtung Straße, ging anfangs immer nur für einige Meter.
Zu Beginn bin ich mit ihr mit stetigem Zögern ihrerseits gerade mal die Einfahrt runter bis zur Straße gekommen.
Dann sah ich ihr an, dass es reicht und wir sind zurück gegangen und oben raus in den Wald.
Wir haben über mehrere Tage die Strecke etwas verlängert, bis wir es nach ungefähr einer Woche bis zur Bushaltestelle etwa 100 Meter entfernt an der Hauptdurchgangsstraße geschafft hatten.
Beim dritten Mal habe ich mich Kira in die Haltestelle gesetzt und wir sind ein paar Minuten geblieben.
Immer wenn ich merkte, jetzt wird es langsam stressig, sind wir wieder heimgegangen.
Als es gut klappte dorthin zu kommen und sich hin zu setzen, sind wir ein Stück weiter gegangen.
Immer gerade soviel, wie Kira leisten konnte.
Im Nachgang kam dann immer die Belohnung oben raus in den Wald.
Irgendwann hatten wir weitere 100 Meter geschafft und da zweigt ein Zugang zu einem Waldgebiet ab, das sie noch nicht kannte.
Von da an sind wir die 200 Meter locker gelaufen, weil sie wusste, da hinten kommt der Wald.
Und dort war sie in ihrem Element.
Anschließend haben wir den Weg durchs Dorf zu meiner Mutter geübt, zuerst den kürzeren Weg durch Nebenstraßen und schließlich den weiteren Weg mitten durchs Dorf, über eine Kreuzung und mit einigem Lastverkehr.
Bei meiner Mutter gab es dann immer etwas Leckeres für sie.
Von da an war eigentlich das Eis gebrochen.
Wichtig waren zwei Dinge, der Hund musste mir vertrauen, dass ich ihn schützen kann und ich durfte ihn nicht überfordern.
Das Vertrauen zu mir kam in diesen Wochen dadurch zu Stande, dass ich sie immer wieder vor anderen Hunden schützen musste, mit denen sie nichts zu tun haben wollte, die ihrerseits aber alle hallo sagen wollten.
Nach zwei, drei Mal Verwirrung meinerseits, weil ich solch ein Verhalten von Hunden eigentlich nicht kannte, wusste ich, dass sie keinen KOntakt zu anderen freilaufenden Hunden haben wollte und habe diese immer abgeblockt.
Sie selbst hat sich dann, obwohl sonst liebend gern vorauslaufend, immer sofort hinter/neben mich begeben.
Dadurch wurde ihr wohl klar, dass sie sich in für sie schwierigen Situationen auf mich verlassen kann und demzufolge wurde es leichter, an ihren Ängsten zu arbeiten.
Du solltest also schauen, dass du eure Bindung stärkst durch Dinge, die sie gern tut und die du mit ihr gemeinsam machst.
Ihr Vertrauen stärkst, indem du sie nicht überforderst, sondern rechtzeitig abbrichst.
Ich würde sie langsam an neue Dinge heranführen, immer nur eine neue Situation üben bis es klappt und immer sofort abbrechen, wenn ich das Gefühl bekomme, jetzt wird es stressig.
Im Anschluss für Entspannung sorgen durch Dinge, die sie gern macht.
Soweit meine Tipps, vielleicht passt das eine oder andere für euch.