Weil vielleicht allein schon die Größe der Wunde ein erhöhtes Risiko ist ?
Öhm, wo hast du das denn her? Eine Sterilisationswunde ist sogar ziemlich klein, zwei bis drei Zentimeter. Ja, es ist eine Bauchoperation, sie geht also tief, aber die Wunde, die außerhalb zurückbleibt, ist winzig.
Es mag vielleicht ein Argument beim Rüden sein, dass eine Hodenamputation nicht so schwer ist, wie eine Bauchoperation, bei der Hündin fängt das Argument aber deutlich an zu hinken.
Das sollte aber nicht ausschlaggebend sein. Warum sollte man denn nicht sterilisieren? Bei einer Kastration entfernt man nicht allein nur irgendwelche unnützen Organe, das ist ja keine Blinddarmoperation. Man entfernt Teile des Körpers, die ausschlaggebend für einen gesunden Hormonhaushalt sind. Wie extrem dieser Eingriff letztendlich ist, bemerkt man hinterher anhand der Auswirkungen. Allein das sollte einem doch schon zu denken geben. Warum also kastrieren und damit nicht nur unnötig gesunde Organe entfernen, sondern auch massiv in den Hormonhaushalt eingreifen und Risiken auf sich nehmen, wie Inkontinenz, Verhaltensveränderungen, Fellveränderungen, Gewichtszunahme, Lethargie, Aggressionen, etc, wenn man einfach sterilisieren kann und diesen ganzen Kram an möglichen Nebenwirkungen nicht hat?
Was ist denn letztendlich tatsächlich langfristig schonender fürs Tier? Eine Amputation, die den Hund für immer verändert, vielleicht sogar negativ, oder ein Eingriff, der (zumindest beim Rüden, um den geht es ja hier) erstmal schwerer zu verdauen ist, ihn aber in keiner Weise verändert?
Schließlich geht es nur um eine Verhinderung der Fortpflanzung. Nicht um mehr. Wenn ich nur will, dass mein Hund keinen Nachwuchs bekommt, dann lasse ich ihn sterilisieren. Damit tue ich ihm außerdem noch den Gefallen, dass er nicht hinterher aufwacht und möglicherweise ein völlig neuer Hund ist, der sich aufgrund seines Hormonhaushalts, der langsam aber sicher in den Keller rasselt, völlig verwirrt neu zurechtfinden muss.
Schau mal Labbi, deine Kernaussage ist ja diese, dass Hunde fortpflanzungsunfähig gemacht werden sollten, um Nachwuchs zu verhindern. Besonders deswegen, weil es halt viele Hundebesitzer gibt, die da echt mehr oder weniger grenzdebil durch die Gegend ballern und von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Und wer von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, sollte das nicht auch noch an Welpen auslassen. Wer weiß, was dabei rauskommt.
Ich zum Beispiel, und da ernte ich auch hin und wieder Gegenwind, würde jeden Hund, den ich zukünftig halte, unfruchtbar machen lassen - per Sterilisation. Ich selbst traue mir nicht eben nicht zu, dass ich immer und ständig aufpassen kann. Sicher ist sicher. Ich will keine Welpen haben und ich will auch nicht, dass meine Hunde durch irgendwelche Umstände, die ich nicht absehen kann, plötzlich in andere Hände kommen und dann dort werfen oder decken.
Nur denke ich, wenn es nur um Sterilität geht, brauche ich keine Kastration. Nicht einmal im Tierschutz.
Ich bin absolut kein Kastrationsgegner. Bei Krebs oder anderen medizinischen Faktoren ist eine Kastration unausweichlich. Bei sterilisierten Hündinnen, die scheinträchtig werden, ist eine Kastration wohl letztendlich auch besser. Und bei tatsächlich sexueller Aggression (und NUR bei dieser!) ist eine Kastration zumindest überdenkenswert.
Krebsprophylaxe halte ich für Blödsinn, außer es handelt sich um ein genetisch bedingtes, erhöhtes Risiko, was für mich zu den medizinischen Faktoren gehört.
Aber nur weil ich Nachwuchs verhindern will, muss ich den Hund doch nicht um ganze Organe erleichtern. In Tierarztpraxen wird heutzutage fast nur noch kastriert, doch nicht etwa, weil das die gescheitere Wahl ist - es geht den meisten mitnichten um die Fortpflanzung, sondern um das Fortpflanzungs
verhalten. Ich kenne kaum einen Tierarzt, der überhaupt nachfragt, warum denn die Menschen ihre Hunde gern kastriert haben möchte. Da heißt es nur "Machen wir." Menschen wollen ihre Hunde nicht allein nur unfruchtbar machen lassen, sie wollen am liebsten gleich alles, was irgendwie lästig ist, wegoperiert haben, ob es die Läufigkeitsblutung oder das Kissengerammel ist, hauptsache das ganze Drumherum um das bei Hunden eklige und anstrengende Thema Sex wird vernichtet.
Ein Hund ist aber ein fühlendes Wesen und kein mechanisches Konstrukt, dass man reparieren oder tunen kann. Und nur weil man etwas theoretisch (denn im Grunde ist die Kastration eine Grauzone und fällt unter die Amputationsklausel des Tierschutzgesetzes, also in die gleiche Liga wie das Kupieren) kann, heißt das noch lange nicht, dass man das auch soll. Es gibt eine große ethische Kluft zwischen "können" und "sollen". Nicht alles, was ich theoretisch machen kann, sollte ich auch machen. Ich sollte vorher vielleicht lieber ein wenig nachdenken, immerhin wird mir das durch ebenjene Kluft ermöglicht. Selbst nachzudenken und nicht einfach machen, nur weil man es eben kann.