Ein friedlicher Tod durch Medikamente ist in vielen Fällen eine Gnade. Genau das wünsche ich mir übrigens auch für mich sollte ich mal hoffnungslos erkranken. Ich hoffe, dass es in D dann auch das Recht auf Sterbehilfe geben wird.
Das hoffe ich auch.
Meine Mutter und meine Oma sind jahrelang gestorben. Ja, "natürlich", dann irgendwann. Solches Leid möchte ich zumindest meinen Haustieren ersparen.
Mein Vater ist ebenfalls fast eineinhalb Jahre lang gestorben. Sein "Leben" bestand nur noch daraus, auf die nächste Schmerzspritze zu warten, um dann wenigstens zwei einigermaßen erträgliche Stunden zu haben. Das ist jetzt 36 Jahre her, aber damals durfte er nur 3 Spritzen täglich bekommen.
Es war eine Folter für ihn und für uns. Besser wurde es erst, als er (durch Beziehungen) einen Platz in einer Rehaklinik bekam, wo er endlich ausreichend mit Schmerzmitteln versorgt wurde und innerhalb von 4 Monaten dann auch verstarb.
Heute soll es besser sein, was die Versorgung mit Schmerzmitteln betrifft. Trotzdem habe ich bereits zahlreiche Fälle miterlebt, die zwar nicht so schlimm wie der meines Vaters waren, wo die Schmerzbehandlung aber auch nicht "vollkommen" war.
Ich selbst will das nicht. Abgesehen von den Schmerzen möchte ich persönlich bereits dann nicht mehr weiterleben, wenn klar ist, dass ich auf eine ständige Versorgung im Bett angewiesen sein werde. Das verletzt meine persönliche Würde und keine noch so liebevolle Betreuung kann das ändern.
Andere Menschen können das anders erleben und für sich entscheiden, aber ich finde es schrecklich, dass ich selbst nicht für mich entscheiden darf, was ich bereit bin zu ertragen und was nicht. Daher bin ich ganz entschieden für die Einführung einer kontrollierten Sterbehilfe.
Was meine Tiere betrifft, hatte ich, trotz vieler Tiere, die bei mir gelebt haben, bisher tatsächlich das "Glück", diese Entscheidung nie treffen zu müssen.
Bis auf meine erste Katze Sammy sind alle meine Tiere einen natürlichen Tod gestorben, ohne vorheriges langes Leiden. Und bei Sammy war es meine Mutter, die die Entscheidung traf, sie hatte mehrere Tumore.
Im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich aber in 3 Fällen hautnah miterlebt, wie schrecklich es ist, wenn ein Tier am Leben gehalten wird, obwohl es offensichtlich nur noch leidet.
Ganz besonders furchtbar war das elendig lange Sterben des Pekinesen meiner Nachbarin. Eineinhalb Jahre vor seinem Tod ging es dem Tier deutlich schlecht. Er fraß nicht mehr, konnte kaum noch gehen, das Atmen war ungeheuer anstrengend für ihn.
Ich bin mit ihr in eine Tierklinik gefahren, wo man ein massiv vergrößertes Herz diagnostizierte, außerdem hatte er Wasser in der Lunge.
Er blieb stationär dort, als er entlassen wurde ging es ihm zwar wieder einigermaßen gut, die Ärztin sagte aber, dass er jederzeit sterben könne, man sollte ihm die verbleibende Zeit so schön wie möglich machen und ihn rechtzeitig bringen, wenn es zu Ende geht. Damals war er etwas über 8 Jahre alt.
Ein paar Monate ging alles gut, dank seiner Medikation, dann hatte er einen Krampfanfall und lag danach wie tot auf dem Boden. Wieder Tierklinik, wo festgestellt wurde, dass sein Herzmuskel kaum noch Leistung brachte, er wieder Wasser in der Lunge hatte.
Die Ärzte behandelten ihn und gaben ihn wieder mit nach Hause mit den deutlichen Worten, dass das Ende nah sei.
Damit konnte meine Nachbarin sich nicht abfinden, also brachte sie ihn beim nächsten Anfall zu einem anderen Arzt. Der sagte ihr dasselbe und so ging es über die Monate immer weiter. Der arme Kerl wurde immer wieder entwässert, notdürftig ins Leben zurückgeholt und jeder Tierarzt (insgesamt 5 verschiedene) sagte das Gleiche, nämlich es wäre Zeit ihn einzuschläfern.
Gassi konnte er schon seit einigen Monaten nicht mehr gehen, er wurde jeden Tag mehrfach in den Garten getragen. Fressen und Wasser wurden ihm meistens eingeflößt, darin hatte meine Nachbarin eine endlose Geduld.
Als es keinen Tierarzt mehr gab, zu dem sie hätte gehen können, fand sie irgendwann heraus, dass sie ihn nach einem Anfall (ihren Erzählungen zufolge atmete er dann nicht mehr, seine Zunge war blau und hing aus dem Maul) nur unter kaltes Wasser halten musste und ihn damit wiederbeleben konnte. Sie schnappte ihn dann, drehte den Wasserhahn auf und hielt seinen Kopf unter das fließende kalte Wasser.
In den letzten Wochen musste sie das fast täglich machen. Als sie es mir erzählte versuchte ich alles, sie dazu zu bewegen, mit mir zum Tierarzt zu fahren und den Kleinen einschläfern zu lassen. Ihre Antwort war (wörtlich): "Der geht, wenn der Gott das will".
Ich sagte dann noch, wie furchtbar ich es fände, für welche Dummheiten Gott herhalten müsse und damit war erst mal jedes Gespräch beendet.
Ein paar Wochen später sagte sie mir tränenüberströmt, dass ihr Hund an dem Nachmittag gestorben sei. Aber leider durfte er nicht einfach einschlafen, nach ihrer Beschreibung war mir klar, dass er von morgens 6 Uhr an bis nachmittags um 17 Uhr nach und nach qualvoll erstickt war.
Ihr Mann war wohl gegen 16 Uhr zu Hause, da muss der arme Hund so furchtbar ausgesehen haben, dass der endlich ein Machtwort sprach und den Tierarzt anrief, um ihn einschläfern zu lassen. Der kam aber zu spät, der kleine Pekinese durfte seinen "natürlichen" Tod voll auskosten.