Ich versuche Dir nochmal zu erklären, wo ich die Probleme sehe.
Du kannst es lesen oder auch nicht, wenn Du nicht möchtest.
Du hast sehr viel theoretisches Wissen im Kopf bezüglich der Hundeerziehung.
Deinen ersten Hund hast Du nicht so optimal erzogen und möchtest bei dieser Hündin alles richtig machen.
Dabei übersiehst Du, dass ein Hund auch noch ein eigenständiges Wesen ist.
Du gehst sehr liebevoll mit Deiner Hündin um, das liest man in allen Beiträgen.
Aber die Hündin wird total überbehütet und übererzogen.
Sie ist ohnehin sensibel und wird durch das ständige "Herumschrauben" verunsichert.
Ich kopiere hier nochmal zwei meiner Beiträge rein. Die habe ich geschrieben als Deine Hündin 8 Monate jung war. Auch wenn die Welpen- und Junghundzeit vorbei ist, haben die Beiträge immer noch Gültigkeit, was das Überbehüten angeht.
Nach meiner Ansicht kannst Du das immer noch auf die Reihe bekommen, wenn Du grundsätzlich anders mit der Hündin umgehst.
Ich hoffe einfach, dass es mal "klick" macht:
Mai 2015
Ein Welpe braucht Freiraum für seine Entwicklung.
Du hast die Kleine von Anfang an überbehütet und mit Tricks und Erziehung vollgestopft.
Alles, was ein Welpe so macht, hast Du mit positver Erziehung versucht, abzugewöhnen, weil Dich Welpenverhalten ängstigt.
Damit hast Du auch Deinen Hund verunsichert.
Hat sie etwas angeknabbert - wurde ein Leckerlie statt dessen reingeschoben.
Hat sie draußen etwas in die Schnauze genommen - wurde das verboten und gegen Leckerlie getauscht.
War sie in der Wohnung unruhig - hat sie etwas zum knabbern bekommen.
Musste sie mal kurz alleine bleiben - hat sie einen Kong bekommen.
Hat sie sich gelangweilt - hast Du Tricks mit ihr geübt.
Bewegung? Nein, darf sie wegen der Gelenke nicht so viel - also hast Du mit ihr Spiele gespielt.
Sie durfte draußen nichts ins Maul nehmen, durfte nichts anknabbern, sie durfte nicht frei erkunden und sich nicht frei bewegen. Sie hatte auch kaum Gelegenheit, mit anderen Welpen/Hunden zu toben.
Und nun wunderst Du Dich, dass der Hund mit sich selbst nichts anfangen kann? Dass sie sogar Leckerlies "braucht", um einschlafen zu können?
Wird ein Welpe immer wieder davon abgehalten, sein natürliches Welpenverhalten auszuleben, dann ist er zutiefst verunsichert und wartet irgendwann nur noch darauf, dass "Frauchen" etwas mit ihm macht. Der Welpe hat gelernt, dass alles, was ihm selbst einfällt, jedes impulsive Verhalten, falsch ist.
Dies hast Du vor einiger Zeit geschrieben:
Mit fast 18 Wochen kann unsere Kleine jetzt:
- Sitz+Platz (was auch immer bleib heißt, ohne Ablenkung klappt das schon sehr gut)
- Hier (Kommen und meiiistens sich vor uns setzen)
- Drehung in beide Richtungen
- Um einen rumlaufen in beide Richtungen
- Pfoten auf etwas drauf "(Vortrag")
- Leinenführigkeit (wenn nicht zu viel Ablenkung ist, läuft sie zu 80% quasi Fuß)
- In ihren Laufstall/ihre Box gehen
- Männchen (im Sitzen)
- Sich mit den Vorderpfoten auf einem Buch in beide Richtungen drehen, aber im Moment nur wenn sie dem Futter in der Hand folgt, ansonsten stellt sie sich nur aufs Buch
- Rückwärts laufen
- Zwischen den Beinen laufen (aber noch nicht mit verbalem Signal)
- Pfote (entweder links oder rechts)
- Leave It
- Aus
- Aufmerksamkeitslaut (Schnalzen mit der Zunge oder halt ihr Name, aber den sagt man ja so oft)
- Touch (Finger anstubsen)
- Chill Girl (Kinn auf Hand legen)
- Acht durch die Beine
- Slalom durch Beine (noch nicht ohne Handzeichen)
- Warte, aber das benutzen irgendwie alle etwas verschieden hier, ups
Wir üben grade:
- Leckerchen auf der Nase balancieren
- Kriechen
- Steh
Sind sehr stolz auf sie, wenn sie will lernt sie richtig schnell. *g*
Aber sie ist bis dahin noch niemals ohne Leine gelaufen.
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Ein junger Hund braucht keine Ballspiele, Tricks, Suchspiele und Denkaufgaben.
Ein Welpe entwickelt sich gemäss seinem genetischen Plan, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt.
Das Erkunden der Natur und das Spiel mit anderen Hunden bietet ausreichende Möglichkeiten für Lernherausforderungen. Der Welpe kann in seinem eigenen Tempo lernen, wie er mit Situationen umgeht und seine Belastbarkeit weiterentwickeln. Er lernt den sozialen Umgang, er lernt, die Angst vor Unbekanntem zu überwinden und seine motorischen Fähigkeiten zu verfeinern. Der Welpe lernt seine Grenzen kennen und durch wiederholtes Ausprobieren, diese Grenzen zu überwinden. Er lernt Frust auszuhalten, seine Impulse zu kontrollieren und Geduld zu üben.
Seine Geschicklichkeit wird gesteigert, die Fähigkeit, Lösungen zu entwickeln, stärkt das Selbstvertrauen.
Das alles kann durch Denkaufgaben oder Tricks niemals ersetzt werden und natürlich auch nicht durch Spaziergänge.
Ein Hund, der nicht von alleine zur Ruhe kommt und hyperaktiv ist, hat (sehr wahrscheinlich) zu viele Überforderungen erlebt. Das können Tricks sein, die zu früh geübt wurden, zu viele fremde Reize, unlösbare Aufgaben, Situationen, denen der Welpe sich noch nicht gewachsen fühlt, eine unsichere Bindung zum Hundehalter usw.
Gleichzeitig fehlen ihm meistens die natürlichen Lernerfahrungen.
http://www.hundeforum.com/forum/threads/36150-Hund-nicht-platt-zu-kriegen-richtige-Auslastung/page5