Ich kenne ja viele Hundehalter, bin mit ihnen im Gespräch und gebe auf Wunsch auch gerne Tipps weiter. Viele kennen mich nicht mehr als Trainerin oder Hundesportlerin. Da muss man genau abwägen was und wie man es sagt. Sonst steht man bald als arrogant da. Oft wird zwar gefragt, wie man es selbst so schön hin gekriegt hat, aber geändert wird nichts. Meistens wird jeder Tipp mal kurz ausprobiert und gleich wieder verworfen. Der nächste Tipp muss her.
Was mir aufgefallen ist, ist gerade die fehlende Leinenführigkeit und das fehlende gehorsam beim ran rufen. Wo liegen die meisten Fehler? Trainiert wird oft nicht (oder nur auf dem Platz der Hundeschule). Tägliches Training im Alltag ist aber wichtig. In der Hundeschule lernt man nur wie es geht. Trainieren muss man aber täglich. Am besten mehrmals täglich wenige Minuten. Da muss man konsequent sein und sich durchsetzen. Muss man ja bei der normalen Hundeerziehung auch.
Was denken viele HH?
Der Hund versteht mich schon, er will nur nicht hören.
Nein, er versteht eben nicht. Er muss erst lernen, was gemeint ist. Wer versteht schon Fremdsprachen, wenn er sie nie gelernt hat? Niemand. Also muss der Hundehalter seinem Hund erst mal vermitteln, was er von ihm erwartet und ihn für richtiges ausführen auch belohnen.
Einige denken auch, ein Hund kann es von Natur aus. Irgendwann wird er es schon von alleine machen. Er will nur eben gerade nicht.
Ist auch nicht so. Von alleine wird nichts. Nur regelmäßiges Training führt zum Erfolg. Der Hund würde schon wollen, nur er weiß nicht, was der Hundehalter von ihm will. Er hats ja nie gelernt.
Leinenführigkeit geht schon beim Welpen los. Mal ein Beispiel aus dem Alltag (beobachte ich fast täglich). Der HH geht mit seinem Welpen/ Junghund seine Runde. Oder besser gesagt, der Hund mit seinem Besitzer? Der Hund möchte wo hin und der HH rennt hinter dem Hund her. Er lässt sich überall hin ziehen. Ein anderer Hund und der Welpe / Junghund setzt alles daran, sofort dort hin zu kommen. Eine Duftmarke, ein Stöckchen oder ähnliches und der Hund muss sofort dahin. Der HH rennt mit dem Hund da hin. Immer wieder. Der Hund zieht da hin und der HH rennt hinterher.
Was denkt der HH? Ach, lass ihn doch die Freude. Warum soll er nicht seinen Spaß haben?
Was denkt der Hund? Toll, HH macht was ich will. Also ist es richtig, was ich da mache.
HH trainiert seinem Welpen / Junghund das ziehen an der Leine an.
Oder der Hund kommt kläffend und ziehend aus der Haustür gerannt. Am anderen Ende der Leine hängt der HH, der nicht mal die Zeit hat, die Tür zu schließen.
Weshalb macht der Hund das?
Er wird körperlich und / oder geistig nicht ausgelastet. Er hat einfach zu viel Energie angestaut. Wohin damit? Oft ist es auch zusätzlich eine Erwartungshaltung. Im Haus ist es langweilig, also schnell raus und was erleben und der HH macht ja mit. Er rennt hinter dem Hund her und lässt sich durch die Gegend ziehen. Was hat der Hund nun im Laufe der Monate oder sogar Jahre gelernt? Nur durch das Ziehen komme ich ans Ziel.
Beim ranrufen wird oft der Fehler gemacht, den Hund gleich anzuleinen und der Spaß ist vorbei. Immer wieder ranrufen und anleinen. Was hat der Hund gelernt? Rufen = Spaß vorbei oder Strafe, weil ich nicht sofort gekommen bin.
Was sollte der HH tun?
Den Hund öfter rufen, aber nicht anleinen, sondern fürs kommen belohnen und weiter laufen lassen. Also von 8 mal rufen nur 1 mal anleinen.
Übrigens, um so länger die Leine ist, desto größer ist die Kraft, die auf den HH einwirkt. Da wird aus einen 20kg Hund mal schnell ein 50 kg Hund, der auf den HH einwirken kann. Deshalb ist eine Rollleine auch nicht gerade für Hunde geeignet, die noch nicht ordentlich, also ohne zu ziehen an der Leine laufen können.