Man hat´s nicht leicht leicht als Hund

Wow…wo wohnst Du, ich selbst habe einen kleinen provokanten, sich selbst überschätzenden Rüden aber soviele Angriffe. Wahnsinn…kann ich gar nicht glauben, das dein Hund nicht fixiert oder sonst ne Ansage dem gegenüber macht. Vielleicht bekommst Du das gar nicht mit, weil Du mit dem anderen beschäftigt bist 😉
 
Ich finde es tatsächlich auch etwas erstaunlich, dass über die Jahre so viele ernste Situationen zusammengekommen sind. Das heißt ja im Durchschnitt 2x pro Jahr.
Ich persönlich finde es auch schwierig, den eigenen Hund in einer solchen Situation korrekt einzuschätzen, da man von oben auf ihn runter guckt und nicht alle Zeichen aus diesem Blickwinkel gut erkennen kann. Das Gegenüber kann man besser beobachten und einschätzen. Von daher könnte es beim TE tatsächlich sein, dass er das ein oder andere Drohsignal nicht wahrnimmt bzw. nicht wahrnehmen kann.

Ich hatte so einen Fall mal vor vielen Jahren mit einem sog. Straßenkötermix. Der hatte was von einem Foxterrier und Drahthaardackel. Auf jeden Fall, dieser Hund drohte meinem aufs Feinste. Er war stocksteif, die Rute steil erhoben und vibrierte, er fixierte und die Lefzen zuckten ordentlich! ABER: er war dabei still. Kein Laut zu hören. Meiner ließ sich das nicht gefallen, sprang bis auf ca. 2m auf ihn zu, bell-knurrte ihn an, drehte dann aber zur Seite ab. Das Frauchen war entsetzt, wie aggressiv mein Hund doch sei. Sie hatte aus der Stille ihres Hundes angenommen, dass der nix tut. Ich hatte ihr dann alle Signale aufgezählt, auf die mein Hund RE-agiert hatte, aber davon wollte sie nichts wissen.
 
1. Schäferhundangriff - Rabe ist ausgewichen, hat den DSH im Nacken gepackt. Mußten getrennt werden.
2. Holländischer Schäferhundangriff - Wie bei 1.
3. Derselbe Schäferhund wie 1. - Wie bei 1 + 2
4. American Pocket Pitbull - Wer angefangen hat, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Hunde mußten getrennt werden, natürlich von mir allein, Frauchen war nur am jammern:"Mein Baby, mein Baby." Auf beiden Seiten ist Blut geflossen, weil jedesmal wenn ich sie getrennt hatte, konnte die kleine Kröte wieder angreifen, bis Frauchen ihn endlich mal festhalten konnte. Dieser Hund ist dauernd in Beissereien verwickelt, wird aber trotzdem auf der Hundefreilauffläche geführt.
5. Australien Sheppardrüde - Aus dem "Spiel" heraus (kennt man ja bei der Rasse, überzogenes Hüteverhalten), wurde der immer ruppiger, bis er auf keine Ansage von Rabe reagiert hat. Dann gab´s Dresche. Auf Ansage von mir hat Rabe abgelassen, aber AS wollte es nicht begreifen und hat noch mal nachgesetzt, bis er wieder unter Rabe lag. Da mußte ich dann auch eingreifen. Natürlich allein, weil Frauchen mal wieder überfordert war.
6. Kangalrüde - Der Einzige, bei dem der Angriff von Rabe ausging. Von Anfang an war der sein Erzfeind, noch heute rastet er aus, wenn er den nur wittert. Hat den Vorteil, daß ich schon im Voraus weiß, wann der auftaucht, so daß ich ausweichen kann. Gott sei Dank ist Herrchen ein Guter und weiß genau wie ich was zu tun ist. So konnten wir sie ohne Verletzungen trennen.
7. XXLBully - Hat sich bei Frauchen losgerissen, kam über die Strasse geschossen und Angriff. Als die Hunde sich gegenseitig frontal angingen, knickte dem XXLBully die Hinterhand weg und er überschlug sich und schon hatte Rabe ihn. Dann war Frauchen endlich da, konnte die Leine wieder aufnehmen und ihn unter Kontrolle bringen.
Hat mich ehrlich gesagt sehr verwundert, daß der nicht mehr entgegenzusetzen hatte. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, daß dieser arme Muskelprotz noch zusätzlich von Herrchen mit Steroiden, oder wie diese Muskelaufbaupräperate heissen, vollgepumpt wird und schon schwere gesundheitliche Schäden davon hat.
8. Der RR gestern - Das war im Prinzip "nur" ein Rüdengeplänkel und sah schlimmer aus als es war.
Da ihr ja scheinbar Schwierigkeiten damit habt, zu glauben, daß mein kleines Hündchen eigentlich ein Lämmchen ist, will ich mal etwas differenzierter auf die Vorfälle eingehen.
1,2 und 3 liefen alle gleich ab und alle an genau der gleichen Stelle: Rabe war ca.11 Monate alt und wir befanden uns angeleint auf dem Weg zum Morgengassi. Plötzlich tauchten in mindestens 50m Entfernung die unangeleinten Hunde auf, sehen Rabe und sind sofort durchgestartet. Das waren Angriffe mit Verletzungsabsicht ohne irgendeine Provokation seitens Rabe. Der hatte sie nämlich erst wahrgenommen, als sie schon auf ihn zustürmten.
Wo liegt Mein Fehler?
4 war auf der Hundefreilauffläche, der Hund lief an uns vorbei und Rabe ist zu ihm hin. Nach gegenseitigen abchecken und gegenseitigem imponieren haben sie sich wieder getrennt. Ich habe da aber schon gesehen, daß beide ein Problem miteinander haben und habe sogar noch zu der Frau gesagt, da müssen wir aufpassen beim nächsten Mal. Sie ist weiter gegangen und ca, 10 Minuten später wieder zurückgekommen, anstatt den oberen Weg zu wählen. Ich sah sie schon und habe Rabe vorsichtshalber am Halsband festgehalten. Ok, als sie auf unserer Höhe waren, hat Rabe kurz gebellt. Das war der Auslöser für den Angriff des Bullys und schon waren sie ein Knäuel.
Wo liegt mein Fehler?
5 Eben das seltsame "Spiel" vom AS, welches sich in Bisse in die Seite von Rabe steigerte.
Wo liegt mein Fehler?
6 Der einzige Fall, wo die Aggression eindeutig von Rabe ausging. Der Hund ist ihm von Anfang an ein Dorn im Auge, zu dem wollte er als Welpe mal hinlaufen und wurde gleich dermaßen angegeifert, daß er echt eingeschüchtert war. Je älter er wurde, desto mehr hat er sich dann reingesteigert sobald der nur auftauchte.
Das war mein Fehler, ich hab nicht aufgepaßt.
7 Wir waren angeleint auf dem Weg zur Hundewiese als 20m vor uns die Frau mit angeleinten XXLBully aus einer Nebenstrasse kam und auf der anderen Strassenseite in gleicher Richtung wie ich ging. Sie hatte uns nicht gesehen und ich bin sogar extra stehen geblieben, damit Entfernung zwischen kommt. Sie ließ den Hund ganz entspannt schnüffeln, als der auf einmal den Kopf hebt, Rabe sieht und sofort durchstartet. Dabei hat er Frauchen auf dem falschen Fuß erwischt und die Leine verlor.
Wo liegt mein Fehler?
8 Das war eigentlich eine "normale Rüdenbegegnung", die haben sich ja nach kurzem Getöse, was schlimmer aussah als es war, von allein getrennt.

Mal eine kleine Beschreibung, wie Rabe sich bei Hundebegegnungen verhält: Es kommt uns ein Hund entgegen, Rabe läuft meist einige Meter vor mir. Sobald Rabe den Hund sieht, geht er ihm noch ein paar Meter entgegen. Dann setzt er sich und wenn der andere näher kommt, legt er sich ohne fixieren oder sonstiges. Ich interpretiere das eher als: Komm ruhig näher, ich bin gar nicht so groß oder böse.
Die meisten kommen dann freudig auf ihn zu und wenn sie dann bei ihm sind, steht er auf, gegenseitiges beschnüffeln etc. Manche Hunde haben Angst, trauen sich nicht zu ihm und machen einen großen Bogen um ihn, dann bleibt er liegen, laäßt den gehen und schließt dann wieder zu mir auf.
 
Wenn man in einer solchen Situation sachlich bleibt und sich freundlich austauscht, dann können beide Parteien etwas lernen. Leider ist es aber häufig so, dass wenigstens eine Partei völlig vernarrt in den eigenen Hund ist und diesem "nix Böses" zugesteht. Das Wort "Böses" deshalb in Anführungsstrichen gesetzt, weil kein Hund böse handelt. Er ist ja nicht vom Teufel besessen. Er hat aus den unterschiedlichsten Situationen ein für ihn passendes Verhalten gelernt. Von daher bin ich auch nie auf einen anderen Hund sauer, wenn der zu abwehrender Kommunikation greift (Aggressionszeichen).

Ich finde es wichtig, deeskalierend zu agieren. Allerdings bin ich auch kein großer Freund von Fluchtverhalten, wie es leider sehr viele Menschen an den Tag legen. Wenn die Hunde nicht innerhalb der ersten 2 Sekunden fröhlich miteinander spielen, statt dessen Abwehrverhalten zeigen, dann wird schnell das Weite gesucht. Ich finde es immer wieder schön, wenn ich auf jemanden treffe, der in der Ruhe bleiben kann. Meine Erfahrung ist, dass bei ca. 90% der Hunde, die Abwehrverhalten gezeigt haben, sich dies nach gar nicht mal allzu langer Zeit (meist schon nach 20-30 sec) legt und sie anfangen, aus der Entfernung nach dem anderen Hund zu schnüffeln, also Neugier zeigen. Häufig ist dann die Kontaktaufnahme sehr angespannt und unsicher, aber wenn die Menschen ruhig bleiben, sind die Chancen groß, dass es auch die Hunde schaffen.
Das soll jetzt keine Vorschrift darstellen. Wenn ein Mensch mit seinem Hund flüchtet, bleibe ich freundlich und wünsche noch einen schönen Tag. Leider ist allerdings meine Erfahrung, dass es beim nächsten Aufeinandertreffen wenigstens genauso abläuft, nicht selten verschlechtert sich die Situation sogar von Mal zu Mal. Ein Verhaltensschema verfestigt sich, ein Feindbild wird aufgebaut.
 
Hier werden aber auch Äpfel mit Birnen verglichen denk ich.

Es ist doch ein Unterschied ob man als Mehrhundehalter oder Hundehalter mit einem Hund mit problematischer Vorgeschichte anderen Hunden größtmöglich ausweicht oder ob man als entspannter Hundehalter mit Hund der davon größtenteils profitiert Hundekontakte potenziell sogar aktiv sucht, sie aber mindestens nicht meidet.
Wenn Rabe in den 4 Jahren nur Kontakt zu 8 Hunden hatte und jeder Kontakt endete in einer Auseinandersetzung wäre das viel, hatte er in diesen ersten 4 Jahren wie Luke Kontakt zu 200 unterschiedlichen Hunden pro Jahr (nicht 200 Hundekontakte) dann wäre das 1% und doch völlig im Rahmen.
Zudem find ich schon bei der ersten Schilderung waren das doch größtenteils relativ harmlose Geschichten.

Teilweise muss ich sagen hab ich dieselben Erfahrungen gemacht wie @Reykah da muss man einfach auch realistisch sein.
Bei mir waren es 6 Malinois, 2 OEB, 1 Rottweiler und einen wo ich nicht dabei war (und es die schwerste Verletzung bei Luke gab) weiß ich nicht und die sind alle aktiv auf die Kehle gegangen (und mit Ausnahme der Situation wo ich nicht dabei war gingen diese Hunde ausnahmslos von hinten auf Luke los., ohne jede Provokation von unserer Seite).

Kritische Situationen die primär von mir, Luke oder Jack frühzeitig abgewendet wurden waren (wenn ich noch die Situationen mit Jack mitzähle und zumindest bei einer Situation waren sowohl Jack als auch Luke dabei) 2 HSH, 1 Berner, 2 Terriermixe, 2 Riesenschnauzer, 1 Aussie, 1 kroatischer Schäferhund (denk ich), 2 Harzer Füchse, 3 Rhodesian Ridgeback und 4 Golden Retriever.

Vorfälle wo weder Luke noch Jack beteiligt waren, ich aber anwesend war und auch Blut floss waren 2 DSH und 1 Rottweiler und 2 Terrie. Bei den beiden Vorfällen mit den Terriern (einmal mit DSH und einmal mit Rottweiler) waren primär die Halter schuld und sekundär würd ich das Verhalten der Terrier als Auslöser betrachten. Die Reaktion des DSH bzw. des Rottweilers war trotzdem weit weit drüber.

Hunde die ich kannte die aufgrund von Fehlverhalten lebenslang Leinen- und Maulkorbzwang hatten oder abgegeben wurden wegen Vorfälle waren 2 Rottweiler, 2 DSH, 2 Malinois und 1 Bullterrier.

Hunde die von ihren Haltern auf Wehrhaftigkeit, Dominanz was auch immer getrimmt wurden weil Statussymbole, waren 1 Dobermann, 1 Schäferhund, 1 Amstaff

Situationen in denen eine massive Überforderung der Halter erkennbar war nehm ich jetzt bewusst nicht mit auf da es viel zu viele wären aber es würden bekannte Rassen auftauchen.

Da kein Muster erkennen zu wollen ist Schönrederei.
 
Paßt wie zusammen?

Was soll ich merken? Daß die Hundedichte bei euch nicht so hoch ist wie bei mir? Daß du Glück hattest? Oder daß du in all den Jahren nie ebenbürtigen Hunden begegnet bist?
Meine berechtigten Vorurteile gegen bestimmte Hunderassen wirst du mir nicht ausreden können.

Naja, Du merkst es halt nicht. Sonst würdest Du nicht fragen.

Vorurteile sind selten berechtigt.

Und von "Glück" kann man reden, wenn man nur einen Hund hat/hatte. Ich hatte 4 bullartige und dazu noch einige andere. Soviel "Glück" ist eher unwahrscheinlich. Und ich wohne nicht mitten im Nirgendwo, sondern in der Stadt. Mit ziemlich hoher Hundedichte.

Ebenbürtige Hunde? Was auch immer man darunter verstehen will. Die Leute führen teilweise ziemliche "Kaliber" mit sich. DSH, Rottimix, Bordeuauxdogge, American Bully, große Mischlinge. Da ist ein Staff eher klein. Könnte aber, wenn er will, diese Hunde durchaus als "ebenbürtig" ansehen.

Trotzdem, die wirklich kritischen Vorfälle bei insgesamt 10 eigenen Hunden in über 20 Jahren kann ich an einer Hand abzählen.
Die meisten davon mit Schäferhunden.

Vielleicht sollte ich mir auch mal ein gepflegtes Vorurteil zulegen?
 
habe Rabe vorsichtshalber am Halsband festgehalten.


Also warst doch du der Auslöser, nicht einer der Hunde.

Such dir einen guten Trainer und lass dich mal über richtige Hundeführung, gerade was Konfliktsituationen angeht, beraten.

Bevor Schlimmeres passiert.
 
Bevor Schlimmeres passiert.
Das kann nur passieren, wenn wir beide uns mal treffen würden.
Den Trainer, den würdest doch wohl eher du brauchen, gegen vieeel Geld würde ich mich bereit erklären dir zu helfen, damit du dann mal endlich lernst, wie man mit einem Hund umgeht.
 
Ich finde gewisse Vorurteile gehören zum Leben dazu.
Und oft KANN auch Wahrheit drin stecken.

Bei Labbi ist ja auch Vorurteil, dass die besonders nett sind. Das wäre okay, weil nett?

Ich wäre bei manche Rassen auch vorsichtiger ( heißt aber nicht, dass ich gleich sage alle sind gefährlich ).
 



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