Ich denke nicht, dass man ein Ja oder Nein zur Hundehaltung am Alter festmachen kann (die Tierheimleitung "meines" Ex-Tierheimes hatte übrigens ein Mindestalter von 23 Jahren für die Vermittlung und war bis 25 noch sehr skeptisch - da hab ich auch ziemlich protestiert). Das Problem ist weniger das Alter, als egoistische und unrealistische Vorstellungen.
Wenn eine Dame um die 80, am Rollator gehend und allein lebend, mitsamt Familie ins Tierheim kommt und einen Hund möchte, finde ich das erst mal voll ok - die Familie kümmert sich um den Hund, sollte ihr was passieren: perfekt. Ich gehe im Kopf alle älteren, gemütlichen und klein bis mittelgroßen Hunde durch, die ich mir so für sie vorstellen kann. Bevor ich dazu komme, ihr was vorzustellen, erklärt sie mir aber sofort, dass der Hund mindestens Labradorgröße haben muss und maximal!!! 1 Jahr alt sein darf (brav und lieb sein muss er aber natürlich schon - können einjährige Hunde ja zuverlässig perfekt
). Sie hat immer schon große Hunde gehabt und was älteres stirbt ihr ja zu schnell weg... Naja... DIESE Dame geht ohne Hund wieder aus dem Tierheim raus. Ich gebe ihr nämlich keinen 30kg Jungspund - da bin ich gerne die Böse.
Als der fast 15jährige Rüde meines Onkels starb, musste sofort wieder ein Hund her. Und anstatt ein paar Tage ins Land ziehen zu lassen und evtl mich zu fragen, rief man beim Züchter an, wo man immer schon seine Dt. Langhaar Rüden her hatte und staubt dort einen 10 Monate alten Rüden ab, der zurück kam, weil er zu wild war und nun einige Zeit dort im Zwinger saß. Die perfekte Wahl für meinen Onkel, der mit über 70 schon ein paar Schlaganfälle hinter sich hatte, motorisch eingeschränkt ist und auch geistig nicht mehr ganz so schnell. Dazu meine Tante, ebenfalls über 70 und durch eine Augenkrankheit halb blind. Als ich das erfuhrt und wagte zu fragen, was sie sich bei dem Blödsinn eigentlich gedacht haben, war ich die Böse und durfte mir ordentlich was anhören. Sie hatten ja doch schon ihr ganzes Leben lang Dt. Langhaar Rüden - da sollte so ein Jungrüde aus Arbeitszucht mit ordentlich Pfeffer im Arsch ja kein Ding sein. Mein Onkel war zwar kein praktizierender Jager mehr (ging gesundheitlich nicht), aber hey... so what? Nun ist der Hund denk ich 5 oder 6, es gab die Jahre eine ganze Reihe an Problemen aber immerhin lieben sie ihren Burschen abgöttisch. Was wird, sollte es irgendwann gar nicht mehr gehen, weiß keiner. Ich bezweifle, dass sich jemand aus meiner Familie kümmert und ich wurde bis heute nicht gefragt.
Ich persönlich hatte übrigens auch schon mit 25 Vorkehrungen getroffen, was mit meinen Hunden passieren sollte, wenn mir was passiert. Und ich habe auch vor, bis ins Alter Hunde zu halten. Aber es muss dann mit 80 kein 35kg Jungspund sein (das tu ich auch mir nicht mehr an), sondern wird dann eben ein älterer Hund, der mit mir seine letzten Tage verbringen darf. Ich weiß nicht, warum diese Idee und das Zurückstellen des eigenen Egos für viele so schwer ist, dass da echt so verhärtete Fronten herrschen müssen.