Hallo,
Viele Rassen eignen sich als Familienhunde, wenn man berücksichtigt, was man sich holt und was das bedeutet. Es soll sogar den ein oder anderen unsportlich gehaltenen Border geben, der keine Probleme macht.
Ich würde sagen, dass Langhaar- und Kurzhaarcollie im Allgemeinen viel Potenzial zu einem guten Familienhund haben, wenn man ein wenig ihre rassespezifischen Eigenheiten beachtet (z.B. Auslauf, Zuwendung, kein Kasernenhofton, bitte viel Harmonie und Gemeinsamkeit) und sie von Anfang an auf den Job Familienhund vorbereitet.
Ich persönlich bin nur der Meinung, dass es schade ist, wenn Rassen ein großartiges Potential mitbringen, das dann nicht genutzt wird. Ich mag da etwas komisch sein, aber ich sehe es halt so. Das sehe ich nicht nur beim Collie so, sondern auch bei vielen anderen Rassen. Die Hunde könnten soviel, wären auch sofort mit viel Elan dabei, bringen das auf Grund ihrer Rasse auch mit, leben dann aber ein Leben, das ausschließlich aus Spaziergängen und ein bisschen Family-Knuddeln besteht. Schade drum...
Der Job "Familienhund" beinhaltet oft viel mehr als nur Spazieren gehen und knuddeln. Besonders, wenn Kinder im Haus sind. Der Hund muss sehr viel Nervenstärke, Gelassenheit und Anpassungsfähigkeit mitbringen, denn man möchte heute, dass auch das vierbeinige Familienmitglied glücklich und zufrieden ist und nicht sein Leben nur traurig oder gestresst erträgt.
Familienhunde sollen gern mit Kindern spielen, ihre Gunst auf alle Familienmitglieder verteilen, Besuch ins Haus lassen, nicht zu viel bellen, nicht zum Streunen neigen, Nachbars Katze in Ruhe lassen, gern mal auf lange Wanderungen, mit zum Joggen, mit zur Fahrradtour, mit ins Einkaufzentrum, in den Biergarten gehen, ein paar Regentage gemütlich verdösen oder sich mit einem Intelligenzspiel für Hunde auslasten lassen, an schönen Tagen zum Agility oder Flyball, usw...Das ist für manche Hunde viel schwerer als für andere.
Collies sollen übrigens je nach Linie recht unterschiedlich sein, was Sportlichkeit oder Nervenstärke betrifft. Mein Ami übertrifft all meine Erwartungen, was Familientauglichkeit betrifft, dafür lässt die Sportlichkeit ein wenig zu Wünschen übrig, und das sage ich, als völlig unsportlicher Mensch...Letztlich hat eben doch jedes Individuum seine Eigenheiten.
Das heißt ja nicht, dass es per se ein schlechtes Leben ist, aber dennoch... Schade drum... Noch schlimmer, wenn dann der Arbeitswille mal etwas stärker ausgeprägt ist und die Hunde dann nicht nur in größer werdender Zahl abgegeben werden, nur weil sie sich (welch Überaschung) nicht mit Spaziergängen zufrieden geben, sondern dann auch als hyperaktiv und ganz schrecklich über drüber abgestempelt werden.
Früher waren es immer Pudelchen, die dazu bestimmt waren, alten Damen in Stadtwohnungen die Bezugsperson zu ersetzen und sich hätscheln zu lassen. Das erstaunliche ist, wie anpassungsfähig die intelligenten Tierchen sind und wie gelassen oder gar fröhlich sie oft blieben, obwohl ihr Leben nur aus Spaziergängen an der Leine über Asphalt bis zum Park und zurück, Friesieren und Leckerchen bestand.
Im Gegenzug dazu gibt es unendlich viele Hunde im Tierschutz, die man mit ein wenig Erziehung als die perfekten Familienhunde bezeichnen könnte und wo man auch wirklich merkt, denen reicht das und die würden gar nicht mehr wollen...
Den Eindruck habe ich nicht, es sei denn, du schließt den Auslandstierschutz mit ein. Und es ist immer ein gewisses Glücksspiel, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt.
Aber in den Tierheimen in unserer Umgebung gab es keinen Hund, der zu uns gepasst hätte. Ich weiß, dass man da Glück haben kann, deshalb habe ich auch im städtischen Tierheim hier nachgefragt und bei den anderen die Websites durchstöbert.
Aber man braucht wirklich etwas Glück, etwas Hundeerfahrung, nicht allzu enge Vorstellungen von der Optik und Toleranz für die eine oder andere Macke, die sich vielleicht nicht ganz so einfach mit "ein wenig Erziehung" ausbügeln lässt. Dann kann man auch mit dem Hund aus dem Tierschutz superglücklich werden. Insbesondere, wenn man vielleicht ein Haus mit Garten am Stadtrand und nur ein wohlgeratenes Einzelkind hat
Für mich persönlich fällt der KHC unter Arbeitshund, aber das mag daran liegen, dass ich sehen kann, was meine Hündin mit einer Wahnsinns-Hingabe leistet. Und zwar ohne zu überdrehen und ohne sich selbst im Weg zu stehen vor Begeisterung. Ich glaube auch nicht, dass Mia "am Rad drehen würde", wenn man die Beschäftigung jetzt runter dreht. Ich bezweifle, dass es zu Problemverhalten führen würde. Es würde dazu führen, dass sie immer mehr abstumpft und sich zurück zieht. Schade eben... :denken24:
Ich kenne das von einem Schäferhundmischling, der 5 Jahre lang als Suchhund arbeiten durfte, bis sein Herrchen ausgestiegen ist. Danach hatte er ein Haus mit Grundstück zu bewachen, einen Zweithund als Kumpel und täglich lange und abwechslungsreiche Spaziergänge. Der Hund wurde sehr gelient und hatte ein traumhaftes Leben, aber es war schade, dass er nicht mehr arbeiten durfte. Abgestumpft ist der falsche Ausdruck und er hat sich auch nicht zurückgezogen. Aber es fehlte einfach etwas...
LG,
Stadtmensch
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Ich muss gestehen, ich war auch überrascht, wie kostspielig Hundeschule auf Dauer ist. Klar sollte man bereit sein, dies zu finanzieren, wenn es nötig ist, aber wenn man jetzt nur einen normalen Familienhund hat und außer Grundkommandos keine besonderen Anforderungen an ihn stellt, dann reicht ja vielleicht ein Grunderziehungs-Kurs.
Wenn es dem Hund und dem Halter gut tut für die Auslastung und die Entwicklung und Stärkung der Beziehung, dann ist doch ein weiterführender Kurs gut angelegtes Geld.
Für ein Kind zahlt man z.B. Instrumentalunterricht, wenn es daran Freude hat oder sein Potenzial entwickeln und seine Persönlichkeit stärken kann. Das liegt im ähnlichen Preissegment, wenn ich micht nicht irre.
LG,
Stadtmensch