Wo ist den die Würde des Menschen ? Wenn er 10 Jahre ohne Aussicht auf med. Hilfe dahin vegetiert ?
Das ist eine gute Frage, Chrissi- und wie immer eine des Blickwinkels.
Bespricht man das Thema mit einem Geistlichen, wird der was von der Güte des lieben Gottes erzählen, der uns das Leben gegeben hat und es uns auch nimmt - dann, wann es ihm richtig erscheint. So lange muss man halt - im Vertrauen auf die göttliche Fügung - ein wenig aushalten.
Spricht man mit einem Juristen, wird der Art 1 Abs. 1 des GG zitieren und geschliffen ausführen, dass das menschliche Leben die vitale Basis der Menschenwürde als tragendem Konstitutionsprinzip und oberstem Verfassungswert darstellt und dass jeder Mensch als Person diese Würde besitzt, ohne Rücksicht auf seine Eigenschaften, seinen körperlichen oder geistigen Zustand, seine Leistungen und seinen sozialen Status. Sie kann keinem Menschen genommen werden.
Demgegenüber entspricht es dieser Menschenwürde, wenn eben der Mensch seinem Leben im aussichtslosen Fall ein Ende setzen möchte. Er muss es halt nur noch selber bewerkstelligen können. Insoweit ist passive Sterbehilfe (lediglich Hinstellen des tödlichen Medikamentes) zulässig, aktive Sterbehilfe(Verabreichen dieses Medikamentes) auch auf Verlangen verboten und das Fachpersonal darf sich ansondten im rechtlichen Graubereich des "Tod in Kauf nehmens" tummeln und etwa das bischen mehr Morphium spritzen, was zur reinen Schmerzbekämpfung unnötig, allerdings noch medizinisch vertretbar ist.
Gibt man zu viel, landet man ggf. vor dem Kadi. Verständlicherweise hat da niemand Lust zu.
Und der Gesetzgeber hält sich vornehm zurück, lässt die Leute teilweise krepieren, bürdet Ärzten und Pflegekräften das moralische Dilemma auf - obwohl etwa die Niederlande die aktive Sterbehilfe seit 15 Jahren straflos gestellt haben. Und nun wird niemand behaupten, dass die Niederländer kein Rechtsstaat wären.
Spricht man mit einem Betroffenen oder seinen im Haushalt lebenden mitpflegenden Angehörigen, flehen die Arzt und Altenpflegerin um einen gnädigen Tod an. Teilweise mit finanziellen Anreizen. Es gibt fast nichts, wozu verzweifelte Menschen nicht fähig sind.
Und dann läuft man eben mal öfter am Strand lang.