Kira hat sich schon mehrfach verletzt, wenn sie im Hetzmodus war. Und jedes Mal wurde das erst ersichtlich, wenn sie wieder "voll da" war.
In diesem Modus scheint sie keine Schmerzen zu spüren, kein Wunder, dass dann auch Kommandos, die sie kennt, bei ihr gar nicht erst ankommen.
Im hohen Erregungszustand sollen Hunde Schmerz ja wirklich nicht wie sonst wahrnehmen.
Diese krassen Erlebnisse mit Abby haben mich auch leider zu der Erkenntnis geführt, dass ich sie nicht verbal abrufen kann, wenn sie bereits richtig hetzt. Das soll jetzt nicht heißen, dass Anti-Jagd-Training Quatsch ist. Ist es nicht. Ich rede von richtigem hetzen. Nicht jedes einem-Tier-nachlaufen ist hetzen und offenbar ist nicht jedes hetzen gleich intensiv.
Ich würde schätzen dass es bei 98% der Wildsichtungen gar nicht zum hetzen kommt. Weil Ablenkung/Abrufen/Gehorsam vorher gut sitzt, weil die Situation es nicht zuläßt, der Reiz schnell wieder weg ist... Bei Abby kann ich in über 95% der Fälle unterbinden, dass sie richtig losrennt und das freut mich sehr.
Das war aber auch viel Arbeit ^^
Wurde mir auch schon geraten, aber ich kann es nicht. Kein Angriff gegen dich, ich kann verstehen, dass du dich dafür entschieden hast.
Um es krass auszudrücken, ich kann tatsächlich eher in Kauf nehmen, dass Kira sich irgendwann ernsthaft verletzt als mit diesem Halsband zu arbeiten.
So habe ich auch lange gedacht, aber kann jetzt umgekehrt das nicht mehr. Ich habe zu große Angst um Abby und mittlerweile von zu vielen Fällen gehört, bei denen Hunde beim hetzen von einem Auto überfahren wurden.
Mir wurde auch zu viel geraten. Teletakt, Sprühhalsband und und und. Ich habe da jetzt so meinen Weg gefunden, der mir maximale Sicherheit bietet und den ich noch vertreten kann.
Ich kann aber absolut verstehen, wenn man auf keinen Fall irgendeine aversive Methode anwenden möchte. Ich finde es z.B. immernoch schrecklich wenn man sowas benutzt um Fehler zu bestrafen. Leineziehen, nicht perfekt sitzender Rückruf. Sowas gehört meiner Ansicht nach nicht bestraft, sondern vernünftig und mit Belohnung aufgearbeitet. Aber als letzter Notnagel um einen Hund aus seinem Hetz-Wahn heraus zu reissen und für ein abrufen wieder ansprechbar zu machen... das kann ich bei stark jagdtriebigen Hunden mittlerweile leider verstehen
Aber auch hier möchte ich noch mal den Unterschied betonen: Mir geht es primär darum Abby aus dem hetzen mit einem körperlichen Impuls rauszuholen, damit sie anschließend für einen Rückruf empfänglich ist. Ohne dass man weiter am Rückruf arbeitet würde ein harmloses Kribbeln nicht funktionieren. Will man das jagen an sich auf eine große Distanz bestrafen und durch die Strafe unterbrechen, müsste man vermutlich wirklich zu etwas schmerzhaftem greifen.
Kribbeln führt (zumindest bei uns) nur zu "Oha, wie, wo, was? Wo bin ich? Oh, Frauchen ruft ja.". Abby reagiert verdattert, guckt sich um, wird wieder ansprechbar. Entsprechend selten darf man es nur verwenden.
Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich auch damit leben könnte, wenn es als aversiver Reiz wirkt und vor allem nach-wirkt: Abby also das ungenehme kribbeln mit dem Wild-hetzen verbindet. Ich glaube aber nicht wirklich, dass das der Fall ist.
Ich glaube aber auch, dass man als Hundehalter mit 95-98% Rückrufbarkeit/Kontrolle bei Wild absolut leben kann. Mehr schafft meiner Ansicht nach niemand, dessen Hund wirklich interesse an Wild hat.
Dass mir das nicht reicht ist mein persönliches Problem.
Wir trainieren immer weiter und sind bei einer realistischen Abrufbarkeit von 75 bis 80 Prozent, ich hoffe, es wird noch besser.
Gestern durfte sie das erste Mal auf einer Wanderung in komplett unbekanntem Gebiet für etwa 20 Minuten frei laufen. Es hat zu 100 Prozent funktioniert, war für mich aber anstrengend, weil ich die Gegend und auch Kira ständig im Auge behalten musste und immer darauf achten musste, dass sie ungefähr im Radius von 50 Metern um mich herum blieb. Es waren weite Felder, mit lichtem Wald am Rand.
Als uns ein Pärchen entgegen kam, konnte ich sie mühelos vom Stöbern auf dem Feld abrufen und am Wegrand ins Sitz befördern, mit einem einwandfreien Augenkontakt.
Alles super, solange der besagte Schalter nicht fällt. Und das vorauszusehen, kostet schon sehr viel Energie.
Als wir dann in die Nähe von einem Flow Trail kamen, habe ich sie angeleint. Ich wollte nicht riskieren, dass sie noch einem Mountainbiker in rasanter Abfahrt vors Fahrrad springt. Alles in allem sehr erfolgreich, aber der angeleinte Teil der Wanderung war für mich dann deutlich entspannter.
Ich glaube das geht vielen so.
Bei Abby bleibt in extrem wildreichen Gebieten auch die Leine dran, wenn ich mich während des Spaziergangs z.B. mit meinem Freund unterhalten will.